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Stadt will nächtlicher Randale vor Kneipe in Olfen Grundlage entziehen
Gaststätten-Öffnung
Die Ruhestörungen der letzten Zeit führen in Olfen zu Beschwerden von Anwohnern und setzen Wirte und den Ruf von Gaststätten unter Druck. Eine schwierige Lage. Die Stadt will sie entzerren.
Ruhestörungen hat es schon immer gegeben, gibt Bürgermeister Wilhelm Sendermann zu. „Aber das hat ein Ausmaß angenommen, das so nicht mehr tolerierbar ist.“ So hat er es in der Juni-Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses formuliert. Es sei nicht mehr hinzunehmen, dass zum Beispiel nachts ganze Gruppen vor der Gaststätte „Zum Klöni“ auf der Bilholtstraße lauthals Partys feiern. Dass Polizei und Ordnungsamt aus den Reihen der Feiernden angegangen werden.
Und so schlägt die Stadtverwaltung der Politik vor, die Sperrzeiten für die Öffnung der Gastronomie in Olfen zu erweitern. Derzeit müssen die Gaststätten in Olfen erst um 5 Uhr schließen und können um 6 Uhr wieder öffnen. Diese Sperrzeiten sollen künftig wie folgt geregelt sein: Unter der Woche haben die Gaststätten um 2 Uhr zu schließen und dürfen um 6 Uhr wieder öffnen. Am Wochenende gilt dann eine Sperrzeit zwischen 3 und 6 Uhr.
Ausnahmen erweitert
War die Sperrzeit bisher für die Nacht vom 31. Dezember zum 01. Januar (Silvester), die Nächte, die auf Sonntag, Montag und Dienstag vor Aschermittwoch folgen (Olfener Karnevalstage) sowie die Nacht vom 30. April zum 1. Mai. aufgehoben, soll die Regelung beibehalten und um die Nacht nach Weiberfastnacht ergänzt werden.
Die Verlängerung der Sperrzeit sei „nach erfolgter Interessenabwägung ein adäquates Mittel zum Schutz der Nachtruhe der Anwohner, da die Gewerbeausübung lediglich zeitlich eingegrenzt und nicht unverhältnismäßig faktisch unterbunden wird“, lautet die Stellungnahme der Stadtverwaltung dazu. Es seien keine eklatanten Einnahmeverluste zu erwarten.
Das sieht die Wirtin der Gaststätte „Zum Klöni“ anders. Der Redaktion gegenüber hat Chrissula Polichronidou zu den Plänen, die Sperrzeiten zu erweitern, erklärt: „Das ist mein Genickbruch.“ Sie sehe sich und ihre Kneipe zudem als unverschuldet zum Sündenbock gemacht: Das Ärgernis werde nicht vom Klöni verursacht und sie könne das Problem auch nicht lösen
Besucher aus Nachbarkreisen nutzen Coronalockerungen
Das sieht die Verwaltung auch so. „Aber die nahezu durchgehende Öffnungszeit des Klöni ist als Alleinstellungsmerkmal die Ursache“, erklärte Thorsten Cornels von der Stadtverwaltung in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. Weil sich in den Nachbarkreisen das Infektionsgeschehen in der Vergangenheit anders entwickelt habe als im Kreis Coesfeld, hätten sich Menschen aus den Nachbarkreisen unter anderem Olfen als Ziel ausgeguckt, weil in ihrem Kreis das Gastronomiegeschehen wegen der Coronapandemie noch strenger reglementiert gewesen sei als im Kreis Coesfeld und damit auch in Olfen.
Die Folgen dieser Entwicklung hat die Polizei unter anderem in zwei Berichten von Ende Mai und Mitte Juni dokumentiert, aus denen Cornels zitierte. Da ist von zwei Gruppen in einer Gesamtanzahl von 50 bis 60 Menschen die Rede, die sich auf beiden Straßenseiten der Bilholtstraße im Bereich der Gaststätte „Zum Klöni“ gegenüber gestanden hätten. Es seien überwiegend Menschen zwischen 18 und 25 Jahre gewesen. Ein Großteil offenbar stark alkoholisiert zudem. Und in „aggressiver Grundstimmung“, wie es im Polizeibericht weiter heißt. Schubsereien und Provokationen habe es auch gegeben. Die Polizei erteilte Platzverweise und registrierte „auswärtige Personen, vornehmlich aus den Kreisen Recklinghausen und Unna. Die Polizei bezeichne sie als „erlebnisorientierte Jugendliche und junge Erwachsene“, sagt Cornels.
Polizei befürchtet weitere Ruhestörungen
Die Einschätzung der Polizei führt unter anderem, zu diesem Fazit: Es entwickle sich eine Partyszene und mit weiteren Ruhestörungen müsse gerechnet werden.
Der Haupt- und Finanzausschuss empfiehlt einstimmig, die Sperrzeiten, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, auszuweiten. Die letztendliche Entscheidung liegt beim Rat der Stadt Olfen, der am Dienstag, 29. Juni, um 18 Uhr in der Stadthalle, Zur Geest 25, tagt.