
© Thomas Aschwer (A)
Schleppender Start für Taxi-Projekt in Olfen - Abbruch ist kein Thema
Wenige Fahrten
Seit gut einem halben Jahr gibt es in Olfen wieder ein örtliches Taxi-Angebot. Die Nachfrage ist überschaubar. Auf die Frage nach dem „Warum“ hat Unternehmer Rainer Nee keine finale Antwort.
Viele Menschen können das Wort „Corona“ nicht mehr sehen oder hören. Zu sehr hat die Pandemie für heftige Einschnitte in das Leben der Menschen gesorgt. Gerade jetzt wieder mit dem harten Lockdown, einer Notbetreuung in Kindergärten und Distanz-Lernen. Stark betroffen sind auch viele Unternehmerinnen und Unternehmer. Wie Rainer Nee aus Lüdinghausen.
Dabei war der 1. Juli 2020 noch ein schöner Tag für ihn und viele Olfener Bürgerinnen und Bürger gewesen. Seitdem gibt es in der Steverstadt wieder ein örtliches Taxi-Angebot. Möglich wird der Service aber erst durch ein Pilotprojekt im Kreis Coesfeld. Olfen und Lüdinghausen werden für zunächst zwei Jahre zu einem Betriebssitz zusammengeführt.
Das hat zur Folge, dass das Lüdinghauser Taxiunternehmen Nee Olfener fahren kann - ohne die Anfahrt vom eigentlichen Betriebssitz in Lüdinghausen berechnen zu müssen. Den Vorteil haben die Kunden, die dann auch nur die Strecke innerhalb Olfens bezahlen müssen. Gut sechs Monate später macht sich Ernüchterung breit.
Auf die Frage unserer Redaktion, wie das Projekt angelaufen sei, sagt Rainer Nee: „Es humpelt schleppend vor sich hin.“ Die Akzeptanz der Olfenerinnen und Olfener sei nicht so gegeben. Bei der Frage nach den Gründen geht es natürlich einmal mehr um die Corona-Pandemie. Es gab keine größeren Feiern, keine öffentlichen Veranstaltungen oder andere Anlässe bei denen die Gäste oder Besucher gerne ein Taxi in Anspruch genommen hätten.
Rainer Nee sagt aber auch, dass er den Bedarf in Olfen noch nicht richtig einschätzen kann. Das sei natürlich am Sitz der Firma in Lüdinghausen ganz anders. Hier kann Nee genauer einschätzen, wie stark die Nachfrage in der Pandemie zurückgegangen ist - um rund 30 bis 40 Prozent. Das hat jetzt auch spürbare Folgen.
Fünf seiner insgesamt 27 Fahrzeuge will Nee deshalb in den nächsten Tagen erst einmal abmelden, um Kosten zu sparen. Auch bei den Personalkosten muss Rainer Nee ganz genau hinsehen. „Wir sparen, wo wir können.“ Deshalb könne es in Einzelfällen auch zu Wartezeiten kommen“, räumt der Unternehmer ein. Viele Olfener werden diese Situation nicht erlebt haben, denn aktuell kommt Nee auf rund 15 Fahrten in der Woche in der Steverstadt.
An einen vorzeitigen Abbruch des Pilotprojektes verschwendet Rainer Nee aber keinen Gedanken. Er habe einen langen Atem. Nicht die einzige Motivation. Der Taxi-Unternehmer ist froh über jede Fahrt, die er übernehmen darf, denn bestimmte Bereiche sind aktuell komplett weggebrochen. „Obwohl wir rund um die Uhr fahren, könnten wir um 18 Uhr zumachen.“ Dann rufe keiner mehr, weil halt niemand mehr irgendwo hinfahren könne.
Aber auch in anderen Bereichen ist der Unternehmer abhängig von den Entscheidungen der Politik. In den vergangenen Monaten habe es verschiedenste Regel-Änderungen gegeben, die sich auf sein Geschäft ausgewirkt hätten. Beispielhaft führt Rainer Nee die Notbetreuung an den Schulen an. „Erst seit Montag (11.) wissen wir, was passiert."
Wie lange diese ungewisse Situation anhält, vermag Nee nicht einzuschätzen. Fakt ist, dass er ein voraussichtlich gutes Geschäft nicht machen kann. Mitte Februar hätten an Weiberfastnacht und den folgenden Tagen viele Olfener und Gäste ausgiebig Karneval gefeiert. Und so mancher Besucher hätte für den Heimweg bestimmt gerne ein Taxi in Anspruch genommen.
Doch der Straßen-Karneval fällt in diesem Jahr komplett aus. Keine gute Nachricht für den Taxi-Unternehmer. Wer sich aus welchen Gründen aber dennoch fahren lassen will, kann unter der Olfener Telefonnummer (02595) 3252 ein Taxi rufen. „Rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche“, verspricht Unternehmer Rainer Nee.
Journalist aus Leidenschaft, Familienmensch aus Überzeugung, Fan der Region. Als Schüler 1976 den ersten Text für die Ruhr Nachrichten geschrieben. Später als Redakteur Pendler zwischen Münsterland und Ruhrgebiet. Ohne das Ziel der Arbeit zu verändern: Die Menschen durch den Tag begleiten - aktuell und hintergründig, informativ und überraschend. Online und in der Zeitung.
