Im Baugebiet Olfener Heide entstehen nach und nach fast 200 neue Heime. Rund 170 städtische Baugrundstücke und 30 private waren vergeben worden. Doch nicht nur Menschen bauen hier entlang der Kökelsumer Straße ein neues Zuhause. Auch für die Natur gibt es vor Ort einen Rückzugsort. Die Stadt hat ein großes Regenrückhaltebecken angelegt. In erste Linie dient es zwar dem Hochwasserschutz vor allem bei Starkregen. Doch Pflanzen und Tiere erobern das Stück Natur mitten im Wohngebiet auf ihre Weise.
Nach Angaben der Stadt Olfen ist das Regenrückhaltebecken in der Olfener Heide mit 5372 Quadratmetern und 1600 Kubikmetern Volumen sehr groß. Es dient eigentlich dazu, Regenwasser aufzunehmen. Doch es habe sich in kürzester Zeit zu einem Biotop entwickelt. „Es ist schon erstaunlich, wie viele Vögel und Kleintiere besonders in den Sommermonaten in diesem Bereich zu beobachten waren und bis heute sind“, sagt Waldemar Ewert von der Stadt Olfen. Das Becken sei naturnah gestaltet. Auch bei Trockenheit im Sommer war darin noch genug Wasser vorhanden, um Vögeln und anderen Tieren ein Feuchtgebiet zu bieten.
Auch die Pflanzen haben das Regenrückhaltebecken, das Richtung Naturbad zeigt, schon erobert. „In kürzester Zeit war alles grün“, so Ewert. Die Fläche sei nun ein Rückzugsort für Vögel und wertvoller Lebensraum für Insekten und Amphibien, heißt es von der Stadt Olfen.
„Die haben schon Potenzial“
Das solche menschengemachten, eigentlich funktionalen Anlagen für die Natur wertvoll sein können, weiß auch das Naturschutzzentrum des Kreises Coesfeld. „Natur aus zweiter Hand“, nennt Thomas Zimmermann, Diplom-Agraringenieur und Geschäftsführer des Naturschutzzentrums, diese Regenrückhaltebecken. „Die haben schon Potenzial.“ Im Kreis Coesfeld gebe es mehrere Regenrückhaltebecken, die eine tolle Artenvielfalt aufwiesen, sagt Zimmermann. In Billerbeck etwa liege eine Anlage, bei der sogar Arten aufgetaucht sind, die auf der roten Liste der bedrohten Tierarten stehen.
Weiterer Vorteil der Anlagen: Sie sind eingezäunt und dürfen nicht betreten werden, da sie eine Funktion erfüllen und Regenwasser speichern sollen. So können grüne Oasen entstehen. „Es kann ein Rückzugsort sein“, sagt Thomas Zimmermann. Auch für Vögel, die am Wasser leben. Das Regenrückhaltebecken in der Olfener Heide kenne er zwar nicht, wichtig für den ökologischen Wert der Anlage sei aber, wie sie bewirtschaftet werde. Werden die Pflanzen am Regenrückhaltebecken dreimal im Jahr abgemäht, sei der Nutzen für die Umwelt nicht sehr hoch. In Billerbeck etwa setze die Stadt auf eine extensive Beweidung der Fläche.

Tipps zur Bewirtschaftung der Regenrückhaltebecken gibt etwa die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), die in einer Studie herausgefunden hat, dass Regenrückhaltebecken zur Artenvielfalt beitragen können. Um optimalen Hochwasserschutz zu erreichen, sollten alle paar Jahre Sträucher und Bäume am Ufer geschnitten und Teiche entschlammt werden. Niedrige Kräuter sollten in der Regel im Winter geschnitten werden, so die DBU. So werde offener Boden geschaffen, Licht kann auf Samen treffen, die dann keimen und wachsen können.
Seltene Pflanzen gefunden
Bei der Studie im Rahmen einer Doktorarbeit wurde die Pflanzenvielfalt an 35 Regenrückhaltebecken und 35 Kontrollgewässern in und um Münster verglichen. Die Untersuchung zeigte, dass gefährdete, salztolerante Wasserpflanzen an den Regenrückhaltebecken häufiger vorkamen als an den Kontrollteichen.
Bleibt abzuwarten, wie sich das neue Regenrückhaltebecken in der Olfener Heide entwickelt. Von außen können Besucher einen Blick darauf werfen. Betreten ist allerdings verboten. Das Gelände ist eingezäunt. Ein Vorteil für die Natur, die so geschützt wird. Und ein wichtiger Sicherheitsaspekt, denn in erster Linie dient das Becken der Regenwasserspeicherung.
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