Wolfssichtung in Lüdinghausen Experte aus Olfen: "Wir machen uns Sorgen"

Wolfsberater: "Im gesamten Kreisgebiet muss man damit rechnen"
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1835 wurde in Herbern der letzte Wolf Westfalens in freier Wildbahn erschossen. Jetzt über 180 Jahre später nehmen Wolfssichtungen in der Region wieder zu. Bei Haltern leben einzelne Wölfe, im Kreis Wesel gar ein Rudel - jetzt sorgt eine Wolfssichtung in Lüdinghausen im Kreis Coesfeld für Aufmerksamkeit. Ein Wolfsberater geht davon aus, dass im gesamten Kreis Coesfeld Wölfe unterwegs sind.

Klaus Dahms, von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Coesfeld und Wolfsberater, hat bestätigt, dass das Tier auf den Aufnahmen einer Fotofalle vom 7. Oktober in Lüdinghausen ein Wolf ist. Er habe auch den Standort vor Ort verifiziert: ein Waldstück auf Lüdinghauser Gebiet nahe der Haltener Borkenberge. Der ehemaligen Truppenübungsplatz sei wegen seiner Abgeschiedenheit ideal für Wölfe, so Dahms.

„Ein Rudel würde auffallen“

Schon mehrfach konnte Dahms im Kreisgebiet DNA-Spuren von Wölfen sicherstellen, etwa an gerissenen Rehen. „Im Kreis haben wir bislang immer einzelne Wölfe gehabt“, sagt der Wolfsberater. Ob der Wolf aus Lüdinghausen hier sein Territorium habe oder nur auf der Durchreise sei, lasse sich aber nicht sagen. „Wir gehen aber davon aus, dass wir hier kein Rudel haben“, sagt Dahms. Ein Rudel würde auffallen, dann müssten mehr gerissene Tiere auffallen.

Wandernde Wölfe werden im Kreis Coesfeld immer mal wieder gesehen, meist schießen Fotofallen Bilder der Tiere. In Rosendahl sei das das Fall gewesen, auch in Herbern entlang der Autobahn nach Werne sei ein Wolf dokumentiert worden, zuletzt jetzt in Lüdinghausen. „Im gesamten Kreisgebiet muss man damit rechnen, einen Wolf zu treffen“, sagt Klaus Dahms. Wobei der Wolfsberater damit keine realen Begegnungen von Menschen und Tieren meint. Das komme nur sehr sehr selten vor.

Klaus Dahms ist NRW-Wolfsberater.
Klaus Dahms ist NRW-Wolfsberater. © Hans Deckenhoff

Wölfe können aber sehr weit laufen, erklärt Dahms. Im Alter von etwa zwei Jahren verlassen sie ihr Rudel und suchen sich einen Partner und ein Territorium. Bis zu 40 Kilometer können sie pro Nacht zurücklegen, sagt der Wolfsberater. Da in Haltern und im Kreis Wesel Wölfe bestätigt leben, sei es nicht verwunderlich, dass sie auch durch den Kreis Coesfeld ziehen.

In Olfen ist noch kein Wolf in eine Fotofalle gelaufen, sagt Heribert Birken, beim Hegering Olfen zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Er selbst hat in seinem Revier Fotofallen installiert. „Gesehen hat ihn hier noch keiner“, sagt Birken. Auch gerissenes Wild haben die Jäger in Olfen noch nicht gefunden. „Sorgen macht das aber auf jeden Fall“, sagt der Jäger. Die Räume in Olfen seien relativ eng. Viele Fußgänger und Spaziergänger seien in den Naturräumen unterwegs. Wölfe könnten sich da nur schwer zurückziehen, so Birken.

Hegering warnt vor Schäden

Der Hegering habe aber immer vermutet, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis sich Wölfe auch nach Olfen ausbreiten. Heribert Birken befürchtet, dass das „schlimme“ Folgen hätte. Aus anderen Revieren, in denen Wölfe leben, seien die Folgen bekannt. Der Tierbestand sei dort stark zurück gegangen. „Die Rehe kommen gar nicht mehr aus dem Wald“, schildert Birken. Dadurch gebe es in den Wäldern mehr Verbiss an jungen Bäumen. „Das ist ein übler Kreislauf“, warnt er.

Die Nähe zum Menschen bereitet auch Elmar Berks, Revierförster in Cappenberg Sorgen. Der Cappenberger Wald ist ein Durchzugsgebiet von jungen Wölfen, jedes Jahr werde dort ein Wolf gesichtet, berichtet Berks. Dass der Wolf in dieser Kulturlandschaft mit vielen Nutztieren und Waldgebieten nah am Menschen leben könnte, beunruhigt den Revierförster. Er wünsche sich, dass die Politik rasch Regeln zum Umgang mit dem Problem aufstellt.

Eine Wolfs-Statue steht in Herbern.
Eine Wolfs-Statue steht in Herbern. © Thomas Peek (A)

Landwirte und Tierhalter können sich an die Landwirtschaftskammer wenden, um Tipps zu bekommen, wie sie ihre Tiere vor Wölfen schützen können, sagt Wolfsberater Klaus Dahms. Experten kommen dann auch vor Ort zur Wiese oder zum Stall und geben Tipps. Der Schutz der Tiere sei auch für die Versicherungen wichtig, rät Dahms. Nur dann würden auch Entschädigungen gezahlt.

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