
Thorsten Melchert arbeitet nunmehr seit 30 Jahren als Pfarrer der Evangelischen Christuskirchengemeinde in Olfen. © Tobias Weckenbrock (Archiv)
Pfarrer Thorsten Melchert feiert in Olfen drei Geburtstage auf einmal
Kirchen in Olfen
Seit 30 Jahren arbeitet Thorsten Melchert in der Evangelischen Gemeinde in Olfen. Er berichtet von einer unerwarteten Trauung im Schloss Nordkirchen, Soldaten und prägenden Worten der Oma.
Es war ein Freitagnachmittag. Thorsten Melchert hatte sich gerade für die Arbeit im Garten zurecht gemacht, als ihn ein Anruf erreichte. „Bei einer Trauung im Schloss Nordkirchen war der Pfarrer nicht gekommen. Und da wurde ich gefragt, ob ich das machen könne“, erzählt der Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Olfen. Für Melchert kein Problem – er schnappte sich seinen Talar und fuhr zum Schloss. Das Besondere: Es handelte sich um eine katholische Hochzeit.
„Es ist ein Vorteil, wenn man schon man lange in der Gemeinde tätig ist. Da ist die Konfession dann nicht mehr ganz so entscheidend“, sagt Melchert, dem der ökumenische Gedanke in Olfen immer wichtig ist. Am kommenden Sonntag (31. Juli, 10 Uhr, in der Christuskirche) feiert der Pfarrer nun gleich drei Geburtstage auf einmal.
Musik oder Theologie standen fürs Studium zur Auswahl
Zum einen wurde er vor 30 Jahren ordiniert, dann ist er seit 30 Jahren in der Gemeinde tätig. Zudem beging er am Mittwoch (27. Juli) seinen 60. Geburtstag. Und: Die Gemeinde Olfen feiert im Jahr 2022 die 70-jährige Grundsteinlegung der Kirche. „Darauf soll der Schwerpunkt liegen. Ich selbst will mich nicht zu wichtig nehmen“, sagt er bescheiden.

Pfarrer Thorsten Melchert sorgte unter anderem auch dafür, dass der Außenbereich zwischen Pfarrhaus und Kirche saniert wurde. © Thomas Aschwer (Archiv)
Dabei prägt er die Gemeinde seit nunmehr drei Jahrzehnten. Ursprünglich aus Dülmen stammend zog es ihn nach Münster zum Studium. Dabei spielte seine Großmutter eine tragende Rolle. „Musik oder Theologie standen zur Auswahl. Meine Oma sagte, dass ihr Vater Berufsmusiker gewesen war und es eine brotlose Kunst sei. Daher entschied ich mich für die Theologie.“
Kindergarten und offene Jugendarbeit entstehen
Musiker blieb Melchert aber im Herzen. Er spielte schon zu Jugendzeiten im Posaunenchor, einer Big Band und im Orchester. Nach dem Studium folgte das Vikariat in Tecklenburg – eine sehr spannende Zeit unter einem Militärseelsorger als Mentor. Plötzlich habe er 150 Soldaten vor sich gehabt. Das sei etwas ganz anderes als die Frauenhilfe, erzählt er mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
Nach seinem Entsendungsdienst in Steinfurt zog es ihn nach Olfen – und dort blieb er. „Es gab Überlegungen, noch mal den Standort zu wechseln. Aber letztlich gab es mehr Argumente für Olfen.“
Dort ist er zu einer Institution geworden. In seiner Schaffensperiode entstand ein evangelischer Kindergarten. Außerdem wurde eine offene Kinder- und Jugendarbeit ins Leben gerufen. Stolz ist Melchert auf die Bücherei im Gemeindehaus. Alle Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich.
„Verspüre kein Lampenfieber mehr“
Und auch über eine weitere Sache freut sich der Pfarrer: „Wir sind einer der wenigen Gemeinden im Kirchenkreis Münster, die wächst. In den vergangenen Jahren hatten wir viele Taufen.“ Das liegt unter anderem an den vielen Familienzuzügen. Das Besondere: In einigen Tauf-Gottesdienste wurden Trauungen integriert und davon wurde so manche Familie überrascht.

Pfarrer Thorsten Melchert, selbst ein geborener Münsterländer, organisierte eine Ausstellung mit den Werken von Heinrich Everz in der Christuskirche. © Maria Niermann (Archiv)
Neben seiner Tätigkeit in Olfen unterstützt Melchert auch den Kirchenkreis im Finanz- und Strukturausschuss. Damit will er seinen Teil zur Zukunft der Evangelischen Kirche beitragen. Und: Der 60-Jährige schaut noch regelmäßig an seiner alten Universität in Münster vorbei. Zuletzt beschäftigte er sich in einem Seminar mit Aristoteles.
Bei seiner jahrzehntelangen Berufserfahrung stellt sich auch die Frage, ob er noch nervös ist vor Gottesdiensten, Beerdigungen oder Trauungen. „Sagen wir es so, Lampenfieber verspüre ich nicht mehr. Aber es ist immer eine Arbeit mit Menschen. Und daher gilt es, authentisch zu sein und beispielsweise bei Beerdigungen den richtigen Ton zu treffen. Das ist immer noch eine Herausforderung.“
Gebürtiger Brandenburger. Hat Evangelische Theologie studiert. Wollte aber schon von klein auf Journalist werden, weil er stets neugierig war und nervige Fragen stellte. Arbeitet gern an verbrauchernahen Themen, damit die Leute da draußen besser informiert sind.
