Pfarrer Ulrich Franke ist seit Ende 2019 Pfarrer In Olfen. © Sylvia vom Hofe
Missbrauchsskandal
Pfarrer Franke: „Bei Etlichen ist Vertrauen in den Apparat Kirche weg“
Das Münchener Gutachten zu sexuellem Missbrauch erschüttert die katholische Kirche - und nicht nur sie. Von einer „Bilanz des Schreckens“ ist die Rede. Pfarrer Ulrich Franke findet klare Worte.
Im Erzbistum München und Freising gab es seit 1945 laut eines am Donnerstag (20.1.) veröffentlichen Gutachtens 497 Missbrauchs-Fälle – also mehr als sechs Fälle pro Jahr. Die Kirchenoberen haben die Täter weiter arbeiten lassen - und damit weiter Verbrechen an Kindern begehen lassen.
Die externen Gutachter sprechen von einer „Bilanz des Schreckens“. Die Bundesregierung zeigt sich „fassungslos“. Wer immer noch Mitglied ist in dieser katholischen Kirche, werde spätestens jetzt von Freunden und Verwandten gefragt, wie das noch mit dem eigenen Gewissen zu vereinbaren sei. sagt selbst Georg Bätzing, der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz. Auch Ulrich Franke, Pfarrer von St. Vitus Olfen, beobachtet einen massiven Vertrauensverlust. Wirklich überrascht habe ihn das Gutachten nicht, sagt er im Gespräch.
Das Interview mit dem Olfener Seelsorger haben wir einen Tag nach Veröffentlichung des Gutachtens schriftlich geführt.
Gutachten zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche gab es schon einige. Das aktuelle Gutachten zum Missbrauch im Erzbistum München und Freising schlägt besonders hohe Wellen. Wie erschüttert sind Sie selbst, Herr Franke?Da ich dieses oder ein ähnlich schlimmes Ergebnis erwartet hatte, bin ich darüber nicht mehr erschüttert, als über die Ergebnisse in den Missbrauchsberichten anderer Bistümer. Ratlos bin ich darüber, dass in Kreisen der katholischen Kirche, die in einer Blase leben, weiter das Leid der missbrauchten Menschen abperlt und sie ihr Schicksal nicht wirklich an sich herankommen lassen. Ich vermute: Würden sie es tun, würde viele bei ihnen oder gar sie selber zusammenbrechen. Dennoch ist genau diese Resistenz gegenüber Wirklichkeit und Menschenschicksal das Verbrechen, in kirchlicher Sprache Sünde.
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