Petition für Tempo 70 an der B235 Unterstützer und Argumente mehren sich

Petition für Tempo 70 an der B235 : Unterstützer und Argumente mehren sich
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Der schwere Unfall vom 11. März, als zwei Fahrzeuge auf der Lüdinghauser Straße (B235) an der Einmündung zum Schliekerpark zusammen gestoßen sind, ist nur der traurige Höhepunkt von Unfällen und Beinahe-Unfällen. Zwei Frauen verletzten sich dabei schwer. Janine Schultz wohnt direkt gegenüber der Einmündung. Aus ihrer Erfahrung der letzten zehn Jahre und nach dem jüngsten Unfall hat sie eine Online-Petition auf der Homepage www.change.org gestartet. Ihr vorrangiges Ziel: eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit an dieser Stelle von Tempo 100 auf 70.

211 Unterstützerinnen und Unterstützer hat sie - Stand 23. März - bereits erreicht. Die Unterschriftenlisten hat sie an die Straßenverkehrsbehörde beim Kreis Coesfeld geschickt. Warum? „Ich möchte, dass die Behörde sieht, dass ich nicht allein dastehe.“ Womöglich bringe die Unterschriftenliste „ein bisschen mehr Wirkung“. Wirkung in dem Sinne, dass nun doch verstärkte Sicherheitsmaßnahmen an der Stelle ergriffen werden.

Einige schneller als 100 km/h

Wir haben uns am Mittwoch, 22. März, zwischen 15 und 15.30 Uhr die Situation an der Stelle, an der der jüngste Unfall geschehen ist, angesehen. Im Berufsverkehr ist jede Menge los auf der B235 zwischen Olfen und Lüdinghausen. Aus beiden Richtungen passiert ein Fahrzeug nach dem anderen - teilweise im Sekundentakt - die Stelle. Pkw und Lastwagen befahren die als Pendlerstrecke bekannte und, angesichts der Vielzahl der Fahrzeuge offenbar beliebte Bundesstraße.

Hier gilt Tempo 100. Auch ohne exakte Messung wird schnell deutlich: Einige der Fahrzeuge dürften deutlich unter 100 km/h auf dem Tacho haben. Bei anderen - und innerhalb der erwähnten halben Stunde zwischen 15 und 15.30 Uhr ist das deutlich die Mehrheit - schnellt die Tachonadel wohl durchaus auf oder über die 100-km/h-Marke.

Tempo 100 an einer Stelle, an der Wohnhäuser stehen, an der eine Einmündung zu einem Wohnpark liegt - das Gefühl sagt: zu hoch. Nur ein paar hundert Meter weiter Richtung Lüdinghausen gilt an der einen oder anderen ähnlichen Stelle Tempo 70. Und auch Richtung Datteln ist zwischen Olfen und Datteln auf der B235 nahezu durchgehend Tempo 70 die Höchstmarke.

Tempo 100 gilt an der Einmündung zum Schliekerpark an der B235 als Höchstgeschwindigkeit.
Tempo 100 gilt an der Einmündung zum Schliekerpark an der B235 als Höchstgeschwindigkeit. © Arndt Brede

„Ich kriege jedes Mal Schweißausbrüche, wenn ich von Selm kommend nach links in unsere Hauseinfahrt abbiegen möchte“, sagt Janine Schultz. Regelmäßig erlebe sie es, dass Autofahrer hinter ihr hupen und abrupt bremsen, weil sie sehr schnell unterwegs sind und deshalb nur eine kurze Reaktionszeit haben. Und überholt worden sei sie während des Linksabbiegevorgangs auch schon mehrfach, erzählt die Mutter zweier Kinder (12 und 13). Tempo 70 würde ihrer Meinung nach zumindest bewirken, dass Autofahrer sich besser auf Situationen wie das Abbiegen eines Autos vor ihnen vorbereiten könnten, weil sie einfach langsamer unterwegs seien. „Wir hören täglich quietschende Reifen vom Bremsen und Hupen“, berichtet die 35-Jährige.

Unsere Redaktion hatte bei Straßen.NRW nachgefragt, wie häufig es an dieser Stelle Unfälle gebe. Zwei in den letzten Jahren, lautete die Antwort. „Deshalb ist diese Stelle auch nicht als Unfallhäufungsstelle eingestuft“, sagt Janine Schultz. „Und die vielen Beinahe-Unfälle hier zählen nicht.“

An der Bushaltestelle rund 200 Meter von der Einmündung zum Schliekerpark müssen die Busse auf der Fahrbahn halten. Auch dort gilt Tempo 100.
An der Bushaltestelle rund 200 Meter von der Einmündung zum Schliekerpark müssen die Busse auf der Fahrbahn halten. Auch dort gilt Tempo 100. © Arndt Brede

Was gibt es denn für Sicherungsmaßnahmen in Höhe des Schliekerparks? Von Lüdinghausen und von Olfen kommend gibt es durchgezogene Linien, die nur an den Stellen, wo Einfahrten zu Wohnhäusern liegen, unterbrochen ist. „Die durchgezogenen Linien sind vor ein paar Jahren markiert worden, als ich schon einmal auf die Probleme hier aufmerksam gemacht habe“, erzählt Janine Schultz. Das sei es aber auch schon gewesen mit sichernden Maßnahmen.

Was fällt noch auf? Nur gut 100 Meter weiter Richtung Olfen gibt es eine Bushaltestelle. Der Bus mit Schulkindern muss auf der Fahrbahn halten. Und trotzdem gilt Tempo 100.

Steckt noch in den Knochen

Nun hofft Janine Schultz auf eine Reaktion des Kreises Coesfeld und der anderen beteiligten Behörden. Der schwere Unfall vom Samstag, 11. März, bei dem sie und ihre Familie die Ersten am Unfallort waren, um zu helfen, stecke ihr noch in den Knochen. „So etwas darf es nicht wieder geben. Muss erst was Schlimmeres passieren, ehe sich was ändert?“

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