
© Stefan Greiving
Olfen will die Stever als Mittel gegen Starkregenschäden nutzen
Starkregen
Überflutete Straßen, Wasser, das in die Keller dringt. Szenarien, die die Olfener kennen von Starkregen der letzten Jahre. Die Stadt Olfen plant Maßnahmen, um Stadt und Bürger zu schützen.
Die Stadt Olfen hat sich auf den Weg gemacht, um sich gegen Starkregenereignisse und deren Folgen zu wappnen. Seit Anfang 2017 arbeitet die Stadt Olfen gemeinsam mit der Universität Stuttgart, der Plan und Praxis GbR, der Stadt Schwäbisch Gmünd und der technischen Universität (TU) Dortmund am Forschungsprojekt „Resi-extrem - Resilienzbildung nach Extremereignissen: Lessons Learned und neue Strategien für Städte im Umgang mit räumlich ubiquitär auftretenden Extremereignissen“. Resilienz - das steht für die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. Ubiquitär steht für überall.

Ganze Straßen waren 2013 in Olfen überschwemmt. © Werner Zempelin (Archiv)
Nun liegen Erkenntnisse und Ergebnisse aus dem Projekt vor, die für konkrete Maßnahmen in Olfen sorgen sollen.
Bürgermeister Wilhelm Sendermann hat die Thematik im Bau- und Umweltausschuss nochmal eingeordnet: „Das sind Diskussionsprozesse, die uns gut tun werden.“ Auch auf Kreisebene werde das Thema Starkregen diskutiert, „aber wir in Olfen sind schon drei Jahre weiter“. Drei Jahre, in denen die Projektpartner herausgefiltert haben, welche Überflutungsgefährdung wo in Olfen herrscht, wo Olfen verwundbar gegen solche Starkregenereignisse ist und welche Risiken sich ergeben. Haushaltsbefragungen, Analyse von Starkregenkarten sind zwei von vielen Mitteln, um belastbare Ergebnisse zu bringen, „aus denen wir nun unsere Rückschlüsse ziehen können“, wie Bürgermeister Sendermann sagt.
Starkregen in immer engerer Taktung
Welche Rückschlüsse konkret für Olfen gezogen werden können, das stellte der Kopf des Forschungsprojektes, Prof. Dr. Stefan Greiving, vor. Er leitet die Abteilung Forschung am Fachbereich Raumplanung der TU Dortmund. „Solche Starkregenereignisse treten in immer engerer Taktung auf“, sagt Greiving. Sie können überall auftreten und seien schwer bis gar nicht vorhersagbar.
Das macht es eben auch so notwendig, sich damit zu beschäftigen, wo die größten Risikogebiete in Olfen sind. In Olfen sei es der Bereich an der Wasserburg, der die höchsten Einstautiefen habe, sagt Greiving. Sie definieren die Höhe des Wassers über Gelände in Metern in überfluteten Gebieten. Besonders gefährdet seien Gebiete, in denen es einen hohen Altbaubestand gebe. Erst seit den 1990er Jahren gebe es im Landeswassergesetz Regelungen für die ortsnahe Versickerung und Regenrückhaltung. „Für Neubaugebiete zum Beispiel werden im Rahmen der Bauleitplanung entsprechende Vorkehrungen getroffen“, berichtet der Professor. Aber für Bereiche mit hohem Altbaubestand gelte das nicht.

Dass eine Kanalisation bei Starkregen an ihre Grenzen kommt, ist laut Prof. Stefan Greiving normal. Sie sei dafür nicht ausgerichtet. © Werner Zempelin (Archiv)
Was ist nun aber konkret zu tun, um Olfen und die Olfener gut auf Starkregenereignisse vorzubereiten? Laut Greiving könnten Bereiche zur Zwischenspeicherung des Wassers tiefer gelegt werden. „Zum Beispiel die Festwiese an der Stadthalle“, so Greiving. Diese Möglichkeit hatte Greiving auch schon vor geraumer Zeit während eines Zwischenberichts ins Spiel gebracht.
Oberirdisches Grabensystem
Was jetzt aber neu ist, ist die Idee eines oberirdischen Grabensystems. „Mit diesem Grabensystem, das am Grünen Weg beginnt, könnte Niederschlagswasser schadensfrei in die Stever abgeleitet werden“, sagte Greiving.
Zudem könne man über eine Umgestaltung der Freiflächen an der Gesamtschule nachdenken. Sie könnten entsiegelt und neu modelliert werden.
Welche Ideen haben eigentlich die Bürger? Die Haushaltsbefragung hat laut Stefan Greiving ergeben, dass sich viele Olfener wünschen, dass die Starkregenthematik in die Stadt- und Flächennutzungsplanung einbezogen wird. Und: Das Thema Versicherungsschutz nehme einen immer größeren Raum bei den Bürgern ein.
Weitere Förderung beantragt
Wie geht es nun weiter? Wie können Maßnahmen umgesetzt werden? Zunächst einmal sei die Förderung einer zweijährigen Umsetzungsbegleitung beim Bundesministerium für Bildung und Forschung beantragt worden, berichtet Stefan Greiving. Ziel sei es, Förderanträge zur baulichen Umsetzung des Maßnahmenkonzepts zu entwickeln. Start im Fall der Bewilligung: Mai 2021.