
© Affen- und Vogelpark Eckenhagen
Küken-Tötungsverbot stellt Olfener Tierpark vor Probleme
Gut Eversum
Der Bundestag hat ein Küken-Tötungsverbot verabschiedet - und wird kritisiert. Zoos befürchten Probleme bei der Versorgung ihrer Tiere. Auch der Tier- und Freizeitpark Gut Eversum in Olfen.
„Küken sind ein essenzieller Baustein der Tierversorgung“, stellt Tierarzt Ludger Schmidt, Sohn des Inhabers des Tierparks Eversum, fest. „Die Zusammensetzung aus Federn, Fleisch und Knochen ist für viele Tiere optimal. Ich kann das Verbot daher nur bedingt verstehen.“ Pro Monat werden im Olfener Tierpark und dem zweiten Park der Familie, dem „Affen- und Vogelpark Eckenhagen“ im Oberbergischen etwa 10.000 Futterküken verfüttert.
Geschlecht der Küken soll erkannt werden
Der Bundestag hatte das massenhafte Töten männlicher Eintagsküken in der Legehennen-Zucht zum Jahresende verboten. Es soll ein Verfahren eingesetzt werden, mit dem das Geschlecht schon im Ei zu erkennen ist. So soll verhindert werden, dass männliche Küken überhaupt schlüpfen. Deutschland ist das weltweit erste Land, das diese Praxis untersagt. Der Tierschutzbund sagt aber, dass auch bei dem Embryo schon eine Empfindungsfähigkeit vorhanden sei. „Deshalb ist es in diesem Alter genauso ethisch fragwürdig den Embryo im Ei abzutöten, wie ein Küken direkt nach dem Schlupf“, heißt es auf der Homepage.
Die Liste der Tiere, die bislang im Tierpark Eversum und anderen Tierparks mit Küken gefüttert werden, ist lang: Auf ihr stehen Störche, Ibisse, Erdmännchen, Greifvögel, aber auch Polarfüchse, Otter oder Nasenbären. „Das sind alles Fleischfresser, für die das eine wichtige Zusatzversorgung darstellt“, erklärt Ludger Schmidt. In der freien Natur sind erbeutete Jungvögel ein normaler Bestandteil ihrer Ernährung.
Küken schon lange Futtermittel
Die Küken sind letzten Endes ein Futtermittel für die fleischfressenden Tiere in Zoos und Tierparks. „Wir haben seit 40 Jahren damit gearbeitet“, erklärt Ludger Schmidt. Er versteht, dass es für viele grausam wirkt, wenn Küken kurz nach dem Schlüpfen getötet werden. „Wir wollen aber beispielsweise auch alle Eier essen“, sagt er. Und diese sind schließlich eine „Vorform“ der Küken.
Vielfach verbreitet sei die Ansicht, dass die Küken immer geschreddert werden, teilweise noch lebend. „Das ist bei den Hühnerfarmen, von denen wir unsere Küken beziehen, nicht so“, stellt Ludger Schmidt klar. Dort werden die Tiere narkotisiert, indem sie mit CO2 betäubt werden. Der Tierschutzbund sagt allerdings, dass dies für die Küken mit Leiden verbunden sei, da bei den Tieren ein Erstickungsgefühl ausgelöst werde.
Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) mit Sitz in Berlin fordert, in den Gesetzentwurf Ausnahmen zu integrieren, die es zoologischen Gärten und weiteren Wildtierhaltern ermöglichen würden, bestimmte Tierarten mit Hühnerküken zu füttern. „Das Verfüttern von Tieren ist ein vernünftiger Grund zum Töten der Futtertiere. Küken im Unterschied zu allen anderen Tierarten davon auszunehmen, ist nicht nachvollziehbar“, heißt es in einer Stellungnahme. Das Töten von Tieren zum Zwecke des Verfütterns ist in Deutschland als vernünftiger Grund anerkannt.
31 Millionen Hühnerküken werden als Futter genutzt
Laut VdZ werden pro Jahr etwa 45 Millionen männliche Hühnerküken in Deutschland im Rahmen der Legehennenproduktion erzeugt und sachgerecht getötet - rund 31 Millionen davon werden als hochwertiges Futtermittel eingesetzt. Die Ganzkörperform der Hühnerküken sind laut VdZ ein artgerechtes, ausgewogenes und biologisch sinnvolles Futtermittel.
Ludger Schmidt befürchtet, dass es durch das Verbot nur zu Verschiebungen kommen wird. „Viele werden Küken aus dem Ausland importieren müssen.“
Eine Alternative sind Rinderherzen. „Diese werden allerdings einen Qualitätsunterschied machen“, befürchtet Ludger Schmidt. Unter anderem sind sie leichter verderblich. Zudem sind sie knochenfrei, wodurch sie nicht so ideal als Futter geeignet sind wie Küken. „Küken sind Jungvögeln nun mal ähnlicher“, erklärt er. Möglicherweise wird der Tierpark auch in die Mäusezucht einsteigen.
Seit über zehn Jahren als freier Journalist tätig und seit einigen Jahren auch für die Ruhr Nachrichten. Ich schreibe gerne über Menschen und ihre Geschichten.
