Das Haus Sandfort und die Stadt Olfen wolle in Vinnum ein neues Angebot für Bestattungen schaffen: einen Ruhewald. Das Interesse der Einwohner daran scheint groß: Rund 50 Interessierte waren am Montagabend (28. August) ins Restaurant Mutter Althoff nach Vinnum gekommen.
Auch wenn aus einem Wald ein Ruhewald wird, auch wenn dort Bestattungen stattfinden, wird es dennoch immer ein Wald bleiben. Auch oder gerade in einem Ruhewald soll Natur Natur bleiben, dort soll nicht eingegriffen, begradigt, geebnet, plattiert werde. Das machten die Verantwortlichen bei der Bürgerversammlung immer wieder deutlich.
Die großen Veränderungen im Bestattungswesen, der Wechsel von Erdbestattungen zu Urnenbestattungen, Wahl-, Reihen- und Rasengräber, all das habe ein Umdenken der Anbieter erforderlich gemacht, so Bürgermeister Sendermann. Eine dieser Möglichkeiten sei die Bestattung in einem Ruhewald. Mit der Versammlung hatten die Stadt Olfen als Träger und der eigenverantwortliche Kooperationspartner Haus Sandfort zur Diskussion eingeladen. Fragen sollten geklärt, Anregungen mitgenommen werden.
Lange Ruhezeiten geplant
Dr. Sabine Gräfin und Moritz Graf vom Hagen-Plettenberg erläuterten ihre Pläne für einem Ruhewald Sandfort. Beim Wald und so auch beim Ruhewald müsse sehr langfristig gedacht werden. Immerhin gehe es um Ruhezeiten von 25 oder 40 Jahren, wobei Verlängerungen möglich sind. Angedacht ist der Ruhewald in Vinnum auf einem knapp 30 Hektar großen Waldstück zwischen Sandforter Straße und dem Dortmund-Ems-Kanal, nördlich vom Olfener Landweg, bekannt als Hüningholz. Der westliche Teil werde in zwei 10-Hektar-Zonen geteilt, hinzu komme ein weiterer Ostbereich. Zunächst soll nur der westliche Platz 1 (Grafik) belegt werden, die anderen Bereiche werden vorerst weiter forstwirtschaftlich bewirtschaftet.

Erreicht werden kann der Ruhewald über einen Weg vorbei am Betrieb Freitag, am Dortmund-Ems-Kanal, also vom Olfener Landweg aus. Nicht durch die Straße Am Hüningholz, was den Bewohnern dieses Bereiches wichtig war. Sicher nicht zuletzt aufgrund dieses Details waren viele Anwohner zur Versammlung gekommen. Dieser Weg soll geschottert werden. Es sollen die bereits bestehenden Waldwege im Ruhewald genutzt werden, teilweise geschottert, gegen Nässe kann Mulch aufgebracht werden. „Mehr werden wir nicht tun“, so der Graf. Auch hier wieder die Aussage: Es ist ein Wald, und es soll ein naturbelassener Wald, bleiben.
Auf diesem Platz 1 können sich Interessierte einen Platz um einen Baum herum aussuchen und reservieren, das Haus Sandfort übernimmt die Beratung. „Natürlich werden wir im Vorfeld den Baumbestand genau prüfen. Schließlich können wir nur gute Zukunftsbäume hierfür verwenden“, so der Graf. Am Eingangsbereich werde es einen Parkplatz für 21 Fahrzeuge geben, einen Empfangsplatz mit einer Übersichtstafel und einen schlichten Andachtsplatz geben. All diese Plätze werden gut fußläufig erreichbar sein, allerdings nicht alle Bäume, die Ruhestätten werden. Da geht es auch schon mal quer durch den Wald.
Hinsichtlich einer möglichen Bushaltestelle fühlte sich Bürgermeister Sendermann im Anschluss an eine Hauptausschusssitzung falsch widergegeben. „Natürlich wird es die Möglichkeit geben, eine Bushaltestelle in der Nähe des Ruhewaldes einzurichten“, sagte er in der Versammlung. Sein Wunsch sei allerdings, dass das nicht der Bürgerbus sein müsse, sondern ein Halt eines in Zukunft dort eingesetzten Fahrzeugs des Öffentlichen Personennahverkehrs. Sollte es den bis zur Etablierung des Ruhewaldes nicht geben, werde der Bürgerbus dort halten.

Immer wieder wurde an diesem Abend über Trauer, Wünsche der Verstorbenen und der Angehörigen gesprochen. Und immer wieder der Hinweis: Die Beteiligten müssen sich darüber im Klaren sein, dass es sich um einen Wald handelt. „Die Grabpflege übernimmt die Natur“, so Gräfin vom Hagen-Plettenberg. Das Ablegen von Blumen und Kränzen sei während der Bestattung möglich. „Aber wir müssen diese zeitnah wieder entfernen, auch später immer wieder abgelegte Kerzen oder Blumen dürfen dort nicht verbleiben.“ Erfahrungen, die auf dem Rasengräbern in Olfen gemacht worden seien, hätten gezeigt, wie groß für viele Angehörige der Wunsch sei, ein Grab immer wieder zu schmücken, so eine Teilnehmerin. Das wird im Ruhewald nicht möglich sein.
Betrieb wohl erst 2025
Es wurden viele weitere Details diskutiert an diesem Abend: Kann ich als Familie einen ganzen Baum reservieren? Was passiert wenn ein Sturm einen Baum fällt? Welche Baumarten, welchen Umfangs kann ich aussuchen? Sind auch Sträucher und Findlinge möglich? Kann ich weiter in diesem Wald mit meinem Hund spazieren gehen?
Erste Planungen, Genehmigungen, Vorklärungen mit dem Forstamt hat das Ehepaar vom Hagen-Plettenberg getroffen, allerdings sei noch nichts in „trockenen Tüchern“. Nun soll weiter an dem Vorhaben gearbeitet werden. In rund eineinhalb Jahren rechnen Stadt und Haus Sandfort mit Genehmigungen aus Coesfeld, so dass ein Betreiben des Ruhewaldes Haus Sandfort in 2025 möglich sein könnte.
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