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Bürgermeister Sendermann verteidigt Pläne zur „Neuen Stever“ in Olfen
Millionenprojekt
Die „Neue Stever“ soll die Flüsse Stever und Lippe künftig wieder verbinden. Es gibt aber Kritik an dem Projekt. Olfens Bürgermeister reagiert darauf – und will nun besser informieren.
Bevor er sich dem eigentlichen Tagesordnungspunkt widmete, wollte Bürgermeister Wilhelm Sendermann bei der vergangenen Sitzung des Bau- und Umweltausschusses (26.10.) einige Unklarheiten beseitigen. Der geplante Bau der Neuen Stever sorgt für reichlich Diskussionsstoff.
Als Reaktion auf die Kritik, Olfener Ratsmitglieder seien bis heute nicht ausreichend über das Bauprojekt informiert worden, präsentierte Sendermann eine Liste mit Daten, an denen die politischen Gremien über die Pläne und aktuellen Entwicklungen in Kenntnis gesetzt wurden.
Ökologische Durchgängigkeit unterbrochen
Im Laufe der Jahre kamen einige Termine zusammen. Kaum verwunderlich, plant die Stadt schließlich bereits seit 2007 die Errichtung des etwa 4,4 Kilometer langen, naturnahen Gewässers als Verbindung zwischen Stever und Lippe. Der Grund: Hullerner- und Halterner Stausee unterbrechen die ökologische Durchgängigkeit für das gesamte Stever-Einzugsgebiet.
Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie sieht jedoch vor, dass alle Gewässer in einen „guten Zustand“ zu versetzen sind. Dazu gehört auch die Durchgängigkeit von Bächen und Flüssen für sämtliche Lebewesen.
Hochwasserschutz: „Die Neue Stever hilft!“
Ob der Bau der Neuen Stever ökologisch sinnvoll ist, wird dennoch von manchem Bürger infrage gestellt. Immerhin müssen dafür etwa 1500 Bäume und riesige Mengen Waldboden weichen. Wilhelm Sendermann will klarstellen: „Wir haben eine Überkompensation der Eingriffe in die Natur.“ Heißt: Die Eingriffe durch den Bau werden nach Wiederbesiedlung der neuen Flächen mehr als ausgeglichen, hat das zuständige Planungsbüro Koenzen errechnet.
„Die Geschwindigkeit der Entwicklung lässt sich unter anderem sehr gut an den Maßnahmen an der Lippe bei Haus Vogelsang ablesen“, erklären die Planer.
Vor dem Hintergrund der jüngsten Starkregenereignisse wies Sendermann auf die Notwendigkeit des Hochwasserschutzes hin. „Die Neue Stever hilft dabei“, betonte der Bürgermeister im Ausschuss. Er stützt seine Aussage dabei ebenfalls auf die Einschätzung des Planungsbüros. Die Anlage einer „Sekundäraue“ verbessere die Wasserrückhaltefähigkeit im Olfener Raum.
Andererseits werde die Neue Stever aber auch nicht trockenlaufen, wie von manchem befürchtet: Die Durchgängigkeit sei auch bei niedrigeren Abflüssen als 200 Liter pro Sekunde gewährleistet.
Finanzierung mit Ökopunkten
Auch die Sorge, die Wasserqualität in den Stauseen könnte durch notwendigen Zufluss aus dem Dortmund-Ems-Kanal leiden, sehen die Planer als unbegründet. Die Sicherung der Trinkwasserqualität im Bereich der Stauseen bleibe gewährleistet. Mehr noch: „Sie könnte in einem Schadensfall sogar verbessert werden, da über die Neue Stever eine Abführung möglicherweise kontaminierten Steverwassers direkt in die Lippe ohne Passage der Stauseen ermöglicht werden könnte“
Wie teuer die Baumaßnahme zur Neuen Stever für die Stadt Olfen letztlich wird, steht noch nicht fest. Das Planungsbüro Koenzen geht von einem Anteil von 10 bis 20 Prozent der Gesamtkosten aus. Die städtischen Kosten sollen mit dem Verkauf von Ökopunkten finanziert werden, die Unternehmen für Baumaßnahmen in Olfen erwerben müssen, bei denen Boden versiegelt wird.
Fischtreppen werden so überflüssig
Auch, wer sich in welchem Umfang zusätzlich beteiligt, ist weiter offen. Die Stadt arbeitet zurzeit an einer Vereinbarung mit dem Land NRW und der Gelsenwasser AG über „die Einbringung eines Finanzierungsanteils wegen des Verzichts auf die Schaffung einer ökologischen Durchgängigkeit der Talsperren Haltern und Hullern“.
Weil durch den Bau der Neuen Stever die Errichtung von Fischauf- und abstiegshilfen in den Talsperren überflüssig wird, soll die Gelsenwasser AG zumindest einen Teil der eingesparten Kosten als Finanzierungsanteil in den Bau der Neuen Stever einbringen. Ebenso muss noch geklärt werden, ob eine Förderung des Landes NRW möglich ist.
Sobald diese und weitere Details geklärt sind, will die Stadt zu einer Bürgerinformationsveranstaltung in die Stadthalle einladen. Danach soll der Rat der Stadt über die Durchführung der Maßnahme entscheiden.
1989 im Ruhrgebiet geboren, dort aufgewachsen und immer wieder dahin zurückgekehrt. Studierte TV- und Radiojournalismus und ist seit 2019 in den Redaktionen von Lensing Media unterwegs.
