Seit 25 Jahren gibt es den Bürgerbusverein Olfen inzwischen - ein Grund zur Freude und zum Feiern für den aktuellen Vorsitzenden Christoph Kötter (2. v. r.). Der Bürgerbusverein Olfen ist der älteste im Kreis Coesfeld.

Seit 25 Jahren gibt es den Bürgerbusverein Olfen inzwischen - ein Grund zur Freude und zum Feiern für den aktuellen Vorsitzenden Christoph Kötter (2. v. r.). Der Bürgerbusverein Olfen ist der älteste im Kreis Coesfeld. © Thomas Aschwer

Bürgerbusverein Olfen feiert Jubiläum: Seit 25 Jahren fahren Bürger Bürger

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Sie waren Vorreiter im Kreis Coesfeld und einer der ersten Vereine in ganz NRW: Der Bürgerbusverein Olfen sorgt seit 25 Jahren dafür, dass besonders Kinder und Ältere Treffpunkte erreichen.

Olfen

, 14.10.2022, 13:44 Uhr / Lesedauer: 3 min

Als der Olfener Bürgerbusverein sich gründete, gab es gerade einmal fünf solcher Vereine in NRW und 15 in ganz Deutschland. Bürger fahren ehrenamtlich Bus für andere Bürger - die Idee war relativ neu. In Olfen wurde daraus ein Erfolgsprojekt. Jetzt kann der Verein ein Jubiläum feiern: 25 Jahre Bürgerbusverein in Olfen.

Bei einem Herbstfest in der Innenstadt 1997 machten die Olfener Werbung für den Bürgerbus, der „weiße Flecken“ im öffentlichen Personennahverkehr schließen sollte. Mit einem Kleinbus für acht Fahrgäste sollten die Außenbezirke Olfens besser an die Stadt angebunden werden. Die Werbung, zur Anschaulichkeit war extra ein Bürgerbus aus dem niederrheinischen Kevelaer nach Olfen gefahren, funktionierte: „Am ersten Nachmittag haben wir schon 27 Fahrer mehr oder weniger verpflichten können“, erzählt Christoph Kötter, der aktuelle Vereinsvorsitzende. Er war bei der Aktion au dem Herbstfest und später bei der Gründungsversammlung des Bürgerbusvereins dabei.

Ein Jahr später rollt der erste Bus nach Linienfahrplan

Eine Woche später, im Oktober 1997, gründete sich der Verein auch schon. Noch ein Jahr sollte es dauern, bis zum ersten Mal der Bürgerbus durch Olfen rollte. Damals noch mit einem Linienfahrplan. Aus drei Richtungen fuhren die ehrenamtlichen Fahrer in die Innenstadt zur Oststraße: vom Ferienpark Eversum, vom Schliekerpark und aus Vinnum ab der Alten Schule.

Im Oktober 1998 wurde der erste Olfener Bürgerbus feierlich in Betrieb genommen. Die damalige Bürgerbus-Vereinsvorsitzende Beate Aufderheide und Bürgermeister Josef Himmelmann (2.v.r.) freuten sich bei der Feier vor der Stadthalle mit Vertretern der RVM und der Gelsenwasser AG - wie der alte Zeitungsausschnitt zeigt.

Im Oktober 1998 wurde der erste Olfener Bürgerbus feierlich in Betrieb genommen. Die damalige Bürgerbus-Vereinsvorsitzende Beate Aufderheide und Bürgermeister Josef Himmelmann (2.v.r.) freuten sich bei der Feier vor der Stadthalle mit Vertretern der RVM und der Gelsenwasser AG - wie der alte Zeitungsausschnitt zeigt. © Repro: Jessica Hauck

„Erstaunlich, wie schnell die Zeit vergangen ist“, wundert sich Christoph Kötter heute, wenn er durch die dicken Aktenordner blättert. Der Verein hat alles gesammelt, was in den 25 Jahren seit Gründung passiert ist. Zeitungsartikel, Bilder von Ausflügen, Versammlungen und Feiern, Berichte über neue Fahrzeuge, Flyer und Fahrpläne. Denn das Vereinsleben ist ansonsten eher einsam. Die Ehrenamtlichen sitzen auf dem Fahrerbock im Bus oder im Leohaus in der Zentrale und nehmen die Bestellungen für den Bürgerbus entgegen.

Die Idee, Bürger für Bürger Bus fahren zu lassen, stammt aus Großbritannien. Dort startete 1973 der erste „Community Bus“. Diese Busse gehören dort zum normalen ÖPNV-Linienverkehr. Über die Niederlande gelangte die Idee nach NRW. Im Nachbarland fuhren ab Mitte der 70er-Jahre sogenannte „Buurtbusse“, die Nachbarschaftsbusse, wie das Portal Mobil.nrw, ein Projekt des NRW-Verkehrsministeriums, berichtet. An dem niederländischen Modell orientierten sich die ersten Vereine in NRW, wo es auch heute noch die meisten Bürgerbusse in Deutschland gibt.

Die meisten der rund 500 Bürgerbusse fahren in NRW

Derzeit sind in ganz Deutschland etwa 500 Bürgerbusse in Betrieb, die meisten aber in NRW. Hier startete die Idee Mitte der 80er-Jahre unter dem Motto „Bürger fahren für Bürger“ mit sechs Modellvorhaben. Der erste Bürgerbus fuhr 1985 im Münsterland in den Gemeinden Legden und Heek. Heute gibt es 150 Bürgerbusvereine in Nordrhein-Westfalen mit etwa 3500 ehrenamtlichen Busfahrerinnen und Busfahrern.

Überregional bekannt wurde der Olfener Bürgerbus 2013, als das „Olfener Modell“ an den Start ging. Bundesweit war der Verein Vorreiter beim bedarfsgesteuerten Bürgerbus, erzählt Christoph Kötter. Statt nach einem Fahrplan Linien abzufahren - und dabei oft auch nur „Olfener Luft“ zu befördern - muss der Bürgerbus seitdem bestellt werden, sonst fährt er nicht. „Das Anrufen hat sich in keiner Weise negativ ausgewirkt“, so Kötter. Im Gegenteil: Der Bürgerbusverein konnte die Zahl seiner Fahrgäste so um 50 Prozent steigern. Von rund 4300 Fahrgästen im Jahr 2012 auf gut 6800 ein Jahr später. 9160 Olfener fuhren dann schon 2015 mit dem Bürgerbus. In dem Jahr begrüßte der Verein auch den 100.000. Fahrgast. Das „Olfener Modell“ des bedarfsgesteuerten Fahrens hat nur bei einer Handvoll anderer Bürgerbusvereine Schule gemacht. Für die Stadt aber funktioniert es.

Seit der Umstellung fährt der Bürgerbus entweder von zu Hause zu einer Haltestelle oder von einer Haltestelle bis zur Haustür des Fahrgasts. „Wir sind ausgelastet“, sagt Kötter darüber, wie gut der Bürgerbus angenommen wird. Der Bedarf der Kunden werde ganz gut abgedeckt. Oft nutzen Ältere das Angebot, um regelmäßig zu Begegnungsstätten und Treffen zu fahren - etwa zum DRK-Heim am Eckernkamp oder zum Mittagstisch der Christuskirche. So wie Toni Ahmann, die genau das zweimal pro Woche dank Bürgerbus macht. Der Verein begrüßte sie im Mai als 155.555. Fahrgast.

Olfener Bürgerbus ist auch für kurze Strecken wichtig

Die größte Steigerung der Fahrgastzahlen kam von Personen, die etwa 600 bis 700 Meter um den Ortskern herum wohnen. Eine Strecke, die etwa für Menschen mit Rollator kaum hin- und zurückzulaufen ist. Der Bürgerbusverein sorge für die „kleinteilige Versorgung“, so Kötter.

155.555 Fahrgäste hatte der Bürgerbusverein Olfen am 15. Mai 2022 bereits befördert. Als Jubiläumsgast stieg Toni Ahmann (Mitte) ein. Sie nutzt den Bürgerbus zweimal pro Woche für Fahrten zu Begegnungsstätten.

155.555 Fahrgäste hatte der Bürgerbusverein Olfen am 15. Mai 2022 bereits befördert. Als Jubiläumsgast stieg Toni Ahmann (Mitte) ein. Sie nutzt den Bürgerbus zweimal pro Woche für Fahrten zu Begegnungsstätten. © Wolters (A)

Seit die Corona-Pandemie immer mehr zum Alltag wird und es keine Lockdowns mehr gibt, lebt auch die Vereinsarbeit wieder auf. „Wir sind auf dem aufsteigenden Ast“, sagt Christoph Kötter. Als die Begegnungsstätten wieder öffneten, ist auch der Bedarf der Fahrgäste wieder da. Und der für Fahrer. 33 Personen sitzen derzeit hinter dem Steuer. So viele brauche man auch für eine Stadt wie Olfen, sagt Christoph Kötter. Neue Fahrer sind jederzeit gern gesehen. Auch Bürokräfte, die am Telefon die Bestellungen entgegennehmen. Wer sich für das Ehrenamt interessiert, kann sich gerne beim Verein melden.

Das Jubiläum feiert der Bürgerbusverein groß am 26. November. „Wir wollen das gemeinsam zelebrieren“, sagt der Vorsitzende. Zunächst mit einem Festakt am Samstagvormittag mit geladenen Gästen, danach am Nachmittag etwas weniger formell.

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