Neue Stever

Brief zur Neuen Stever in Olfen: „Umweltschädlich, sinnlos, teuer“

Schon viele Jahre gibt es Pläne zum Bau einer Verbindung von Stever und Lippe. Wenn es nach einem Olfener Bürger geht, sind die Überlegungen zur Neuen Stever schon bald Geschichte.

Olfen

, 08.09.2022 / Lesedauer: 3 min

Umweltschädlich, sinnlos, teuer. So bezeichnet der Olfener Hans Oswald Mattern die Neue Stever, die künftig die Flüsse Lippe und Stever verbinden soll – wenn es nach Bürgermeister Wilhelm Sendermann geht. Das möchte Mattern allerdings verhindern. In einem Brief fordert er die Ratsmitglieder der Stadt Olfen auf, das Projekt Neue Stever endgültig zu begraben.

In seinem zweiseitigen Schreiben an die Fraktionsvorstände bemängelt Hans Oswald Mattern: „Weder die vielen Argumente der Bürger noch die bedrohliche Entwicklung des Klimawandels fruchten beim Bürgermeister und seiner Mehrheitsfraktion im Rat.“ Statt mit klaren Worten „endlich und schnell das Ende dieses unseligen Projektes zu beschließen, wird in mehreren Sitzungen über die Wortklauberei und den (Un)Sinn von ‚ist‘ und ‚würde‘ lautstark diskutiert“, schreibt Mattern. Damit spielt er auf die Diskussion zu einer Aussage des Bürgermeisters über die Finanzierung des Stever-Projektes an. Wie das Projekt letztlich finanziert wird, ist bis heute nicht klar.

„Das ist blanker Zynismus.“

Schlagzeilen der vergangenen Wochen, wie „NRW trocknet aus“, „Umweltminister warnt vor Folgen des Klimawandels“ oder „Fischsterben in der Stever bei Haltern“, würden offenbar spurlos an den Mandatsträgern vorbei gehen, vermutet Mattern. „Herr Sendermann und die Planverfasser beteuern, es gibt keine negativen Auswirkungen, aufgrund der Gutachten aus den Jahren von 2006 bis 2009.“

Gegen diese Annahme spreche allerdings „das Vernichten von tausenden Bäumen und Sträuchern sowie das zehn Meter tiefe Anbaggern der Grundwasserblasen mit dem dadurch freien Ablauf des kostbaren Wassers in die Lippe“, wie Hans Oswald Mattern es formuliert. Die Aussage, dass das Projekt einen ökologischen Gewinn bedeute, die Natur auf Dauer selbstheilend sei und es nur Geduld bedarf, kommentiert Mattern so: „Das ist blanker Zynismus.“

Höhe der Kosten unklar

Ein weiterer Kritikpunkt: Seit 2017 liege die Baugenehmigung bei der Stadt vor, aber „bis heute kennt (benennt) niemand die wirklichen Kosten.“

Die Bezirksregierung Münster gab zuletzt bekannt, dass 80 Prozent des Baus der neuen Stever durch das Land NRW gefördert werden könnten. Die restlichen 20 Prozent müssten somit von Gelsenwasser und der Stadt Olfen getragen werden. Hans Oswald Mattern geht in seiner eigenen Berechnung davon aus, dass Stadt und Gelsenwasser je 10 Prozent der Kosten zu tragen haben. Weil Gelsenwasser in der Vergangenheit bereits eine Summe von 2,1 Millionen Euro für den Bau zugesagt hatte, rechnet Mattern mit Projektkosten von 21 Millionen Euro.

Erst kürzlich gab Bürgermeister Wilhelm Sendermann auf Anfrage eine Schätzung der Kosten in Höhe von circa 10 Millionen Euro ab – plus die Kosten des Grunderwerbs.

So oder so. Eine Frage stellt sich Hans Oswald Mattern dabei: „Warum wird das dem Rat und den Bürgern nicht erzählt? Über Rathausbau, Schwimmbad, Steverparkhaus und vieles andere mehr werden immer die Millionen benannt, warum hier nicht?“

Mattern ist überzeugt: „Das Geld wird dringend anderweitig benötigt.“ Er nennt als Beispiel für eine bessere Mittelverwendung die Anschaffung von Klimageräten für Schulen, die Renovierung des Schwimmbades oder den Zuschuss zu Energiekosten für in Not geratene Olfenerinnen und Olfener.

Hans Oswald Mattern richtet sich in seinem Schreiben auch direkt an die Ratsvertreter, von denen er erwartet: „Formulieren sie einen Antrag an den Rat der Stadt Olfen zur unumstößlichen, umgehenden Beendigung des Projektes ‚Neue Stever‘ zur nächsten Sitzung.“ Am Dienstag (13.9.) kommen die Mitglieder des Rates wieder zu einer Sitzung zusammen. Dort wird es aber wohl nicht zu einer Entscheidung kommen: einen Tagesordnungspunkt zur Neuen Stever gibt es nicht.