
© Arndt Brede/Polizei
Betrugsdelikte nehmen im Kreis Coesfeld zu - oft zum Nachteil von Senioren
Betrugsmaschen
Es klingt so einfach und sagt sich schnell: „Enkeltrick? Nicht mit mir!“ Die Fallzahlen bei den Betrugsdelikten sprechen im Kreis Coesfeld eine ganz andere Sprache.
Die Zahl der Betrugsdelikte hat im Kreis Coesfeld im Jahr 2021 zugenommen. Die Zahl der Fälle stieg von 1419 Delikten im Jahr 2020 auf 1599 im Jahr 2021. Gleichzeitig sank die Aufklärungsquote von 66,38 Prozent (im Jahr 2020) auf 61,54 Prozent (2021).
„Die Taten haben sich ins Internet verlagert beziehungsweise kreieren da steigende Fallzahlen“, sagte Kriminaloberrat Guido Meinert anlässlich der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik des Kreises Coesfeld für das Jahr 2021. „Es gibt da ganz unterschiedliche Phänomene, wie Betrügereien vonstatten gehen können. Klassisch über Verkaufsportale, wo beispielsweise Waren angeboten werden, die es so nicht gibt oder zumindest bei diesem Anbieter so nicht gibt.“ Das sei eine Variante von vielen. Die vermeintlichen Verkäufer kassieren ab und seien dann verschwunden.
Kontakt schnell hergestellt
Eine recht neue Betrugsmasche greife ebenfalls um sich. „Das sind Betrügereien mit WhatsApp-Nachrichten nach dem Motto „Hallo Mama...“. Dann warte der Absender, dass sich der- oder diejenige melde, etwa mit „Wer ist denn da, bist Du es, Kirsten?“ Und schon sende der Absender: „Ja, ich bin’s, Kirsten, ich habe eine neue Nummer, weil mir mein Handy abhandengekommen ist. Kannst Du mir Geld leihen, weil ich noch offene Rechnungen zu begleichen habe?“ Folge: Der Kontakt ist relativ glaubwürdig hergestellt, die Betrüger lassen sich Geld auf ein Konto überweisen und die Betrogenen können nichts machen.
Die Polizei auch im Kreis Coesfeld habe mit Betrugsmaschen zu tun, die im Polizistendeutsch als „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen mit überregional handelnden Tätern“ bezeichnet werden. Betroffen seien in der Regel Menschen ab 60 Jahren. „Die Täter handeln überregional in einer Bande und werden gesteuert“, berichtet der Kriminaloberrat. Sie arbeiten gewerbsmäßig, seien geschult, setzten die älteren Menschen mit psychologischen Kniffs unter Druck.
Wenig vollendete Delikte
„Wir haben hier einen Rückgang zu verzeichnen“, sagt Meinert. Waren es 2020 noch kreisweit 790 derartige Fälle, sank die Fallzahl 2021 auf 563. „Wir haben allerdings eine sehr geringe Aufklärungsquote von 2,31 Prozent.“ Aber: Mit 29 Fällen habe es wenige vollendete Delikte gegeben. Zu den Maschen in diesem speziellen Betrugsbereich gehöre der sogenannte Enkeltrick. Die Vorgehensweise zum Einstieg sei vergleichbar mit den WhatsApp-Betrügereien. „Dann werden verschiedene Notlagen vorgespiegelt.“ Variante: „Es ruft gleich eine vermeintliche Amtsperson an und sagt etwa: ,Ihre Enkelin hat einen Unfall verursacht; es ist eine hohe Kaution fällig‘.“

Die Kreispolizeibehörde Coesfeld hat viel zu tun, wenn es um Betrugsmaschen geht. © Arndt Brede
Die gute Nachricht: „Die Anrufe werden durchschaut und es wird aufgelegt.“ Trotzdem folge eine Strafanzeige, weil der Versuch eine Straftat sei. Trotz des Rückgangs der Fallzahlen bezeichnet der Kriminaloberrat die Anzahl als „sehr hoch“.
29 Straftaten sind also vollendet worden. „Diese 29 Fälle tun wirklich weh“, erklärt Meinert. „Da werden ältere Menschen betrogen, die ihr Leben lang malocht haben, die sich etwas zur Seite gelegt haben, um womöglich das Geld für die eigene Beerdigung anzusparen.“ Diese Menschen würden genötigt, zur Bank zu gehen, um Geld für die Anrufer abzuheben.
In diesem Zusammenhang lobt der Kriminaloberrat die Banken. „Oftmals gelingt es, den Tatprozess zu unterbrechen und zu unterbinden, indem die Bankmitarbeiter, die ja ihre Kunden kennen, die Senioren fragen, warum sie eine solch hohe Geldsumme abheben wollen.“
Beute 2021: 242834 Euro kreisweit
Anhand der Beutesumme bei diesen 29 vollendeten Betrugsdelikten wird die Dimension dieses Bereiches der Straftaten deutlich: 242834 Euro kamen zusammen. Bargeld, Schmuck, Gold - oft im vierstelligen, in Einzelfällen auch im „hohem sechsstelligen Bereich“. Es gebe nicht wenige Menschen, die Geld, Schmuck, Gold zuhause aufbewahren.
Um solchen Straftaten vorzubeugen, appelliert die Polizei an die Bürger, mit ihren Eltern und Großeltern über solche Betrugsmaschen zu sprechen.