Der Zeitplan des Neubaus der Lippebrücke bei Ahsen verzögert sich wohl um 50 Tage. Hat das auch Auswirkungen auf den Neubau der Lippebrücke bei Vinnum, der sich anschließen soll?

Vinnum, Selm

, 25.01.2021, 09:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es ist keine schöne Nachricht, die der Kreis Recklinghausen in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Mobilität, Infrastruktur und Kreisentwicklung am Mittwoch, 27. Januar, verkünden wird: „Baugrunduntersuchungen haben ergeben, dass der Baugrund nicht ausreichend tragfähig ist. Dies macht eine aufwendige Gründung mit Bohrpfählen erforderlich.“

So heißt es in der Vorlage für die Kreispolitiker. Die Auswirkungen auf den Zeitplan des Neubaus der Lippebrücke bei Ahsen skizziert die Kreisverwaltung Recklinghausen so: „Die Bauzeit verlängert sich auf Grund des erhöhten Aufwandes für die Gründung der Brücke und wegen der Herstellung der Baustraße um 50 Tage (310 statt 260 Tage).“

Der Anfang der eigentlichen Arbeiten für den Neubau der Ahsener Lippebrücke ist laut Kreisverwaltung nun für den 3. September 2021 datiert. Das Ende der Bauarbeiten liegt demnach auf dem 11. November 2022. Damit hat sich das Vorhaben seitdem die Lippebrücke Ahsen gesperrt ist - nämlich seit April 2018 - vom ursprünglichen Bauende Mitte 2022 erheblich verlängert. Das wiederum hat Auswirkungen auch auf Olfen. Denn viele Olfener, die früher über Ahsen Richtung Ruhrgebiet gefahren sind, müssen bisher bereits kilometerlange Umleitungen in Kauf nehmen. Und das nach derzeitigen Stand nun also noch länger.

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Das Problem: Am Bauende der Lippebrücke Ahsen hängt auch der Beginn des Neubaus der Lippebrücke bei Vinnum. Denn die beteiligten Kreis Recklinghausen, Coesfeld und Unna haben sich darauf verständigt, dass möglichst nicht beide Lippebrücken gleichzeitig gesperrt werden sollen. Welche Auswirkungen hat der veränderte Zeitplan für die Lippebrücke Ahsen auf den Zeitplan für die Lippebrücke Vinnum? Hält die Vinnumer Lippebrücke, die marode ist, so lange, bis die Ahsener Brücke fertig ist? Diese Fragen hat die Redaktion Jürgen Busch, dem Leiter der Abteilung Straßenbau und -unterhaltung beim Kreis Unna gestellt. Der Kreis Unna ist zuständig für die Planungen für den Neubau der Lippebrücke Vinnum.

Kreis Unna: Planfeststellungsverfahren läuft gut

„Dass sich der Zeitplan für die Lippebrücke Ahsen verändert, wird kaum bis gar keine Auswirkungen auf den Zeitplan für die Lippebrücke Vinnum haben“, sagt Jürgen Busch. Das Planfeststellungsverfahren - vergleichbar mit einer Baugenehmigung eines Hausbaus im privaten Bereich - laufe bisher gut. In dem Planfeststellungsverfahren werden Beteiligte - Anwohner, Verbände, Behörden, Kommunen etc. - angehört und können Einwendungen anbringen. „Ich bin davon überzeugt, dass wir nach Abschluss des Verfahrens Planrecht, also eine Genehmigung zum Bau, haben werden, und zwar noch bevor die Lippebrücke Ahsen fertig sein wird.“

Er sehe derzeit nicht, dass es Klagen gegen den Neubau der Lippebrücke Vinnum geben werde. Busch rechnet damit, dass es noch im Jahr 2021 einen Planfeststellungsbeschluss geben wird und die Arbeiten zum Neubau der Lippebrücke Vinnum im Frühjahr 2023, spätestens im Sommer 2023 beginnen können. „Selbst wenn es also Verzögerungen beim Bau der Lippebrücke Ahsen gibt, liegen wir dann immer noch im Zeitrahmen für die Lippebrücke Vinnum.“

Dass die Lippebrücke Vinnum erst nach Ende des Baus der Lippebrücke Ahsen gebaut werden soll, sei Ergebnis des bisherigen Planfeststellungsverfahrens. Die beteiligten Kreise werden sich laut Jürgen Busch im Planfeststellungsbeschluss verpflichten, die Vinnumer Brücke erst nach der Ahsener Brücke zu bauen. Der Grund: Sie wollen ein „Worst Case“-Szenario mit zwei Lippebrücken, die zeitgleich nicht zu befahren sind, vermeiden. Das würde nämlich bedeuten, dass die Olfener Pendler weder über Ahsen, noch über Vinnum auf direktem Weg ins Ruhrgebiet gelangen. Von eben jenem „Worst Case“-Szenario gehe er aber nicht aus, sagt Jürgen Busch.

Weitere Prüfungen des Zustands der Vinnumer Lippebrücke

Es scheint also zum jetzigen Zeitpunkt, als ob sich der veränderte Zeitplan für die Lippebrücke Ahsen nicht negativ auf den Zeitplan der Lippebrücke Vinnum auswirken wird. Was eine neue Brisanz in den Ablauf bringen würde, wäre, wenn die Vinnumer Brücke zwischenzeitlich so marode wäre, dass sie voll gesperrt werden müsste. „Davon ist nicht auszugehen“, erklärt Jürgen Busch. „Die Brücke ist im September 2020 saniert worden.“ Und es werde noch weitere Prüfungen des Zustands der Vinnumer Brücke geben, die bei Bedarf eng getaktet seien.

Unterdessen schafft die Stadt Selm bereits jetzt Fakten, um die Umleitung von Vinnum über Bork ins Ruhrgebiet, die während der Bauzeit für die Lippebrücke bei Vinnum ausgeschildert wird, für die Pendler zu erleichtern. Anfang kommender Woche starten die Arbeiten zum Bau einer neuen Ampelanlage an der Kreisstraße/Einmündung Gutenbergstraße in Selm-Bork, teilt die Stadt Selm mit. Diese neue Ampel ist deshalb von Bedeutung für Pendler aus Richtung Vinnum, weil die Umleitung von Vinnum über Bork über die Borker Straße und die Vinnumer Straße bis Bork und dort über die Bahnhofstraße und eben über die Gutenbergstraße durchs Borker Gewerbegebiet führen soll.

Am Montag, 25. Januar, beginnen laut Stadt Selm die Verkehrssicherungsarbeiten, am Dienstag, 26. Januar, die Bauarbeiten. Für die Dauer der Arbeiten werde die Kreisstraße in diesem Bereich halbseitig gesperrt und eine Baustellenampel eingerichtet. Die erste Phase zur Aufstellung der neuen Ampelanlage, die das Ausfahren aus der Gutenbergstraße auf die Kreisstraße - und damit für Pendler aus Vinnum weiter Richtung Ruhrgebiet - erleichtert, soll bis Mittwoch, 3. Februar, abgeschlossen sein. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme der Ampelanlage ist laut Pressemitteilung der Stadt Selm im März geplant.