Arbeitskreis Asyl Olfen Sprecherteam zieht sich nach neun Jahren Pionierarbeit zurück

Arbeitskreis Asyl Olfen: Sprecherteam zieht sich nach neun Jahren zurück
Lesezeit

Seit rund neun Jahren gibt es den Arbeitskreis Asyl Olfen. In diesem Arbeitskreis engagieren sich Menschen ehrenamtlich, denen das Schicksal der Flüchtlinge, die nach Olfen gekommen sind und noch kommen werden, am Herzen liegen. Drei davon - Michele Ogata-Sittig, Rita Watermann und Heiner Dieckmann - haben seit den Anfängen die Sprecher-Funktion innegehabt. Jetzt „legen wir unsere Ämter in jüngere Hände“. So formuliert es Heiner Dieckmann im Gespräch mit der Redaktion.

Über die Gründe des Wechsels im Sprecherteam, über bewegende und schöne Erlebnisse und Begegnungen der letzten neun Jahre haben wir uns mit dem Trio unterhalten.

Jüngere sollen ran

Neun Jahre Engagement für Flüchtlinge plus Sprecheramt im Asylkreis: Damit ist jetzt Schluss für Michele Ogata-Sittig, Rita Watermann und Heiner Dieckmann. Warum eigentlich? „Ich höre aus gesundheitlichen auf, außerdem habe ich einige Ehrenämter. Ich möchte da einfach kürzer treten“, erzählt Heiner Dieckmann (71). „Weil wir im Arbeitskreis sehr gute Nachfolgerinnen gefunden haben, wusste ich, dass die Arbeit so gut weiter laufen kann“, sagt Dieckmann.

„Bei mir sind es gesundheitliche Gründe, warum ich als Sprecherin aufhöre“, berichtet Michele Ogata-Sittig (53). „Ich habe noch andere interessante Ehrenämter“, erzählt Rita Watermann (67). „Und auch bei mir spielen gesundheitliche Gründe eine Rolle.“

Ein mit entscheidender Grund dafür, dass die Drei nicht mehr in vorderster Linie im Asylkreis stehen wollen: „Die neue Generation kommt, auch bei den Flüchtlingen“, sagt Rita Watermann. „Da müssen jüngere Leute im Arbeitskreis ran.“

Anfangs 29 Flüchtlinge betreut

Ende 2013 war die Idee eines Arbeitskreises Flüchtlinge Olfen geboren worden. „Anfang 2014 hatten wir in Olfen 29 Asylbewerber“, erinnert sich Heiner Dieckmann. „Im Arbeitskreis gab es schon damals 20 Frauen und Männer, die zum festen Kern gehören.“ Das entsprach dann einer nahezu 1:1-Betreuung. „Damals kannte man auch jeden mit Namen“, erzählt Michele Ogata-Sittig.

Die Flüchtlingszahlen stiegen im Laufe der Jahre. „Anfang 2015 waren es schon 75 Flüchtlinge. Erwartet wurden bis Ende des Jahres 110 Personen“, listet Heiner Dieckmann auf. Das war dann die sogenannte Flüchtlingskrise.

Im November 2017 habe die Zahl der Flüchtlinge bei 165 gelegen, im November 2018 waren es laut Dieckmann 195 Flüchtlinge. Heute seien es mehr als 400 Flüchtlinge in Olfen. Das Gute war, dass auch der feste Stamm der Ehrenamtlichen auch zahlenmäßig konstant geblieben ist. „In der Pandemie ist der eine oder andere weggeblieben und der eine oder andere dazu gekommen“, sagt Dieckmann.

Das Café International ist der Treffpunkt für Flüchtlinge und Bürger.
Das Café International ist der Treffpunkt für Flüchtlinge und Bürger. © Tobias Weckenbrock (Archiv)

Viel Fingerspitzengefühl

Der Asylkreis hat, was die Flüchtlingsbetreuung betrifft, Pionierarbeit geleistet. Dabei sprach niemand von den Ehrenamtlichen syrisch, afghanisch oder eine der anderen Sprachen der Flüchtlinge. Wie strukturiert man sich? Es geht ja nicht nur darum, Verwaltungsdinge zu regeln oder die Flüchtlinge bei Arztbesuchen zu begleiten. Viele der Flüchtlingen kamen und kommen traumatisiert aus ihren Heimatländern. „Mit viel Fingerspitzengefühl“, erklärt Michele Ogata-Sittig. Und was die Sprache betreffe: „Wir haben am Anfang viele Informationen in drei Sprachen ausgelegt: In Deutsch, Englisch und Französisch.“ „Und wir haben uns auch mit Händen und Füßen verständigt“, ergänzt Rita Watermann.

Während des Cafés International, dem regelmäßigen Treff für Flüchtlinge und Olfener, habe sich nach und nach herausgestellt, dass mit der Zeit einige der Flüchtlinge die deutsche Sprache gut beherrschen und als Sprachmittler fungieren können.

Dieser Umstand ist aber nicht das Einzige, das sich im Laufe der neun Jahre, die der Asylkreis besteht, verändert hat: „Viele kamen mit psychischen Problemen aus ihren Heimatländern“, berichtet Rita Watermann. Mittlerweile hätten einige, die in Olfen nur den Duldungsstatus haben und auf Änderung hoffen, allein schon durch die lange Wartezeit und bedingt dadurch, dass sie nicht arbeiten dürfen, unter psychischen Problemen zu leiden.

Was sich noch verändert hat: „Anfangs kamen ja fast nur junge Männer zu uns“, führt Michele Ogata-Sittig aus. „Später war dann ja auch Familiennachzug möglich.“

Bewegende Momente

Die größte Veränderung seit den Anfängen ist aber, dass Wohnraum für Flüchtlinge knapp wird. „Am Anfang war das kein Problem“, erinnert sich Heiner Dieckmann. Das sei nun ganz anders. Im Gespräch mit der Redaktion hatte Bürgermeister Wilhelm Sendermann das als eine der großen Herausforderungen für Olfen bezeichnet.

Der Asylkreis helfe mit bei der Suche nach Wohnraum, sagen die scheidenden Sprecher. Wobei der Asylkreis insbesondere dem Fachbereich Soziales und den bisherigen Integrationsbeauftragten ein großes Lob ausspricht: „Die machen einen tollen Job“, sagt Dieckmann.

Bei all den Widrigkeiten auch bei den rechtlichen Ausführungen, etwa mit Abschiebeaktionen mitten in der Nacht, habe es in all den Jahren viele bewegende Begegnungen und schöne Entwicklungen gegeben. „Wenn man einem Flüchtling geholfen hat, der seinen Schulabschluss nachgemacht hat, dann eine Ausbildung gekriegt hat und jetzt im Berufsleben steht - was viel Tolleres kann einem passieren?“, erzählt Michele Ogata-Sittig.

Bewegend sei für ihn gewesen, als er dabei gewesen sei, als ein Vater, der allein mit seiner Frau ohne seine Kinder, die im Auffanglager in Eritrea geblieben waren, seine Kinder nachgeholt habe und die Ehefrau ihre Kinder nach zweieinhalb Jahren am Flughafen Düsseldorf wieder gesehen habe.

Momente, die mit dazu beitragen, dass Rita Watermann, Michele Ogata-Sittig und Heiner Dieckmann zwar als Sprecher zurück treten, aber im Arbeitskreis weiter arbeiten wollen.

Sie nahmen während des Adventsmarktes 2022 stellvertretend für den Arbeitskreis Asyl Olfen den Ehrenamtspreis entgegen: (v.l.) Heiner Dieckmann, Faezeh Ghanbary, Monika Linau und Rita Watermann.
Sie nahmen während des Adventsmarktes 2022 stellvertretend für den Arbeitskreis Asyl Olfen den Ehrenamtspreis entgegen: (v.l.) Heiner Dieckmann, Faezeh Ghanbary, Monika Linau und Rita Watermann. © Arndt Brede (Archiv)

Für die Zukunft wünschen die scheidenden den neuen Sprechern des Asylkreises - Britta Böcker, Monika Linau und Faezeh Ghanbary - alles Gute. Und auch mehr Resonanz von den Olfener Kommunalpolitikern. „Wir hätten es gern gehabt, wenn sich Lokalpolitiker häufiger bei uns gezeigt hätten“, fasst Heiner Dieckmann zusammen. „Einfach, um mit den Flüchtlingen ins Gespräch zu kommen und mal zu fragen, wo der Schuh drückt.“

Der Asylkreis Olfen braucht immer wieder Menschen, die mitmachen. Die vielleicht mal Flüchtlingskindern bei Hausaufgaben helfen oder ihnen einfach nur vorlesen. Oder die auch einfach mal nur ins Gespräch mit den Flüchtlingen kommen. Wer Interesse hat, kann freitags in den ungeraden Wochen zum Café International kommen. Es läuft von 17 bis 19 Uhr im Haus Katharina, Kirchstraße.

„Puffereinrichtung“ Josefshaus: Kreis-Bürgermeister beschließen Nutzung bis Ende 2023

Olfen investiert 1,4 Millionen: Bau neuer Unterkunft für Flüchtlinge geplant

Ehrenamtspreis in Olfen: Tradition und Hilfe gewürdigt