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Ansage vom Land: Karneval fällt an Grundschule aus - Unterricht auch
Ferientage
Die Situation erscheint paradox: Nach wochenlangem Distanzunterricht könnten ab Montag, 15. Februar, die Olfener Kinder wieder in die Schule gehen - wenn es nicht ein „besonderer Tag“ wäre.
Die Mitteilung des Landes Nordrhein-Westfalen vom 12. Januar schien eindeutig:
„Die Landesregierung hat in ihrer heutigen Kabinettssitzung beschlossen, dass am diesjährigen Rosenmontag (15. Februar) in allen Dienststellen des Landes Dienst zu leisten ist.“ Seit Einführung dieser Dienstzeitregelung im Jahr 1970 war bislang nur der 11. Februar 1991 nicht dienstfrei, als der Rosenmontagszug aufgrund der Ereignisse des Zweiten Golfkriegs abgesagt wurde.
Eine gute Nachricht also für alle Olfener Familien mit kleineren Kindern, die seit Wochen zumindest eine eingeschränkte Betreuung in den Kindergärten, Homeschooling und Homeoffice unter einen Hut bringen müssen. Mit Blick auf diese Belastungen hat deshalb die Wieschhofgrundschule Olfen „schon im Dezember die beweglichen Ferientage am Rosenmontag und Nelkendienstag herausgenommen“, sagt Schulleiterin Petra Deuker.
Zu diesem Zeitpunkt - also vor dem Beschluss der Landesregierung - war klar, dass es in der Pandemie keine Karnevalsfeiern und auch keinen Umzug in Olfen geben würde. Eine gute Möglichkeit also, die Mädchen und Jungen wieder in der Schule zu unterrichten. Doch der Erlass der Landesregierung sieht eine Ausnahme vor. Im Gegensatz zu anderen Landesbediensteten haben die Lehrinnen und Lehrer an Rosenmontag dienstfrei.
Familienvater klagt: „Die Nerven liegen blank“
Damit nicht genug. Auf Anfrage unserer Redaktion heißt es aus dem Schulministerium, dass „eine Streichung von beweglichen Ferientagen im Jahr 2021 in der Karnevalszeit, die an den einzelnen Schulen bereits festgelegt wurden, nicht vorgesehen ist.“ Im Klartext: Weil vor vielen Monaten die Schule Rosenmontag und Nelkendienstag als bewegliche Ferientage festgelegt hat, haben die Mädchen und Jungen der Olfener Grundschule an diesen beiden Tagen schulfrei.
Die Reaktionen aus der Elternschaft sind wenig überraschend. Ein Vater, der anonym bleiben will, schreibt in einer Mail von einem „Hammer“ und berichtet über die familiäre Situation: „Wir als Eltern haben es schon schwer genug mit zwei kleinen Kindern! Da wir beide berufstätig sind, haben wir ein großes Problem mit der Betreuung unserer Kinder im Lockdown. (...) Die Nerven liegen blank… Beide Arbeitgeber haben mittlerweile kein Verständnis mehr für Fehlzeiten und machen Druck.“
„Manche Eltern denken, dass wir das entschieden haben“, sagt Petra Deuker, die aber keine Kritik an der Landesregierung üben will. Als Beamte des Landes NRW habe sie Vorgaben klaglos hinzunehmen und nicht zu kritisieren. Auf der Internetseite der Schule schreibt sie allerdings: „Auch ich hätte diese Tage gerne als Präsenzunterricht angeboten.“ Die Kritik des Vaters richtet sich dann auch an das Land: „Erklärt das Ministerium dem Arbeitgeber auch, warum ich wieder zwei Tage länger zu Hause bleiben muss, obwohl keiner feiern darf? Ich glaube nicht.“
Grundschule bietet Betreuung für alle an
Wie wichtig der Unterricht der Schule ist, wird an einem anderen Beispiel deutlich. Eine für den 1. Februar geplante Fortbildung ist gestrichen worden, um Unterricht anbieten zu können. Schulleiterin Petra Deuker schildert im Gespräch mit der Redaktion die aktuelle Situation: „Die Lehrerinnen und Lehrer halten täglich Kontakt zu den Kindern. Am Freitag sammeln sie die Materialien ein, um sie am Samstag und Sonntag zu korrigieren und am Montag an die Kinder wieder zurückzugeben.“ Nicht unerwähnt lässt die Schulleiterin, „dass kein Lehrer der Wieschhofgrundschule einen Kinderkrankenschein genommen hat.“
Auch für die konkrete Situation an Rosenmontag und Nelkendienstag macht die Wieschhofgrundschule den Eltern ein Angebot: „Alle Kinder, deren Eltern eine Betreuung benötigen, können an den beiden Tagen in die Schule zur Notbetreuung kommen.“ Deshalb habe sie in Absprache mit der Stadt Olfen eine Anmeldung für die Betreuung verschickt.
Journalist aus Leidenschaft, Familienmensch aus Überzeugung, Fan der Region. Als Schüler 1976 den ersten Text für die Ruhr Nachrichten geschrieben. Später als Redakteur Pendler zwischen Münsterland und Ruhrgebiet. Ohne das Ziel der Arbeit zu verändern: Die Menschen durch den Tag begleiten - aktuell und hintergründig, informativ und überraschend. Online und in der Zeitung.
