Bunker, wie in Mariupol in der Ukraine, gibt es in unserer Region nicht.

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Zivilschutz im Ernstfall: Gemeinschaftsunterkünfte anstatt Schutzräume

rnKeine Bunker in der Region

Der Ukraine-Krieg verunsichert die Menschen, sodass hierzulande verstärkt nach Schutzmöglichkeiten für den Ernstfall gefragt wird. In Olfen, Selm und Nordkirchen ist man da schlecht aufgestellt.

Olfen, Selm, Nordkirchen

, 12.03.2022, 14:35 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Wo gibt es Schutzräume?“ - Genau diese Frage erreicht das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in diesen Tagen extrem häufig. Auslöser ist die kriegerische Invasion von Russland in die Ukraine am 24. Februar. Seitdem prägen Berichte über Explosionen, Luftangriffe, Attacken auf zivile Gebäude und Flüchtlinge aus den Krisengebieten das Nachrichtenbild.

In Deutschland unterstützen derzeit unzählige Menschen durch Spenden die Bevölkerung vor Ort und hierzulande durch die Aufnahme von Ukrainerinnen und Ukrainern. Bei all dieser Hilfsbereitschaft ist dabei aber auch die Ungewissheit, wie nah dieser Krieg womöglich kommen wird und ob man sich möglicherweise vor einem Angriff schützen muss. In der Ukraine flüchten sich Männer, Frauen und Kinder seit mehr als zwei Wochen in Bunker, U-Bahn-Schächte, Kellerräume oder einfach nur ins Innere von Gebäuden, weit weg von den Außenwänden oder Fenstern.

Gemeinschaftsunterkünfte anstatt öffentlicher Schutzräume

Ein Blick auf öffentliche Schutzräume im Verbreitungsgebiet zeigt ein ernüchterndes Bild. Denn intakte Bunker gibt es, so wie in ganz Deutschland, heute nicht mehr. Olfens Bürgermeister Wilhelm Sendermann erklärt auf Anfrage, dass der Schutzbunker im Kellerbereich der Wolfhelm-Gesamtschule bereits aufgegeben wurde und seitdem als Stadtarchiv genutzt wird. Denkbar wäre, im Krisenfall die Munitionsbunker im ehemaligen Munitionsdepot, das sich jetzt im privat-gewerblichen Eigentum befindet, zugänglich zu machen.

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In Selm gibt es laut Pressesprecher Malte Woesmann keine wirklichen Schutzräume, sondern eher mögliche Gemeinschaftsunterkünfte zur Unterbringung von Betroffenen nach Großschadensereignissen.

Ein Blick in das Kartenmaterial aus den 1960er-Jahren: Die gelben Punkte sind Versammlungsräume in Bork, die jedoch keinen Schutz vor Luftangriffen boten. Der rote Pilz markiert den Sirenenstandort in Bork.

Ein Blick in das Kartenmaterial aus den 1960er-Jahren: Die gelben Punkte sind Versammlungsräume in Bork, die jedoch keinen Schutz vor Luftangriffen boten. Der rote Pilz markiert den Sirenenstandort in Bork. © Claeßen

Dies wären dann folgende Anlagen: Zweifachturnhalle am Campus, Sporthalle Bork am Förderzentrum Nord, Turnhalle Lutherschule, Turnhalle Selma-Lagerlöf-Sekundarschule, Turnhalle Grundschule Bork, das Bürgerhaus und die Dreifachturnhalle. In Nordkirchen gibt es überhaupt keine öffentlichen Schutzräume.

Keine ausreichende Sicherheit im Ernstfall

Laut dem BBK gab es früher in den alten Bundesländern rund 2000 solcher Anlagen. „Seit 2007 werden diese aber im Einvernehmen mit den Ländern sukzessive rückabgewickelt und sind damit nicht einsatzbereit“, erklärt Thorsten Grützner von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben in Bonn. 1400 Anlagen wurden bereits entwidmet. Das heißt: Sie werden entweder anderweitig oder gar nicht mehr genutzt.

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„Mit dem Fall der Mauer und der Beendigung des Ost-West-Konflikts schien das Szenario eines konventionellen Krieges mit großflächigen Bombardierungen und dem Einsatz chemischer und nuklearer Waffen nicht mehr zeitgemäß“, heißt es dazu auf der Internetseite des BBK.

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Doch auch die derzeitigen Schutzmöglichkeiten würden im Ernstfall das Schlimmste nicht abwenden können. Thorsten Grützner erklärt: „Ausgehend von einem derzeit zu erwartenden Schadenszenario ohne Vorwarnzeit könnten die vorhandenen Schutzräume, mit Ausnahme des Schutzes vor Trümmern, keine sofortige Zuflucht und keine ausreichende Sicherheit mehr bieten.“ Der BBK empfiehlt, im Fall eines Angriffs in einen innenliegenden Raum mit möglichst wenigen Außenwänden, Türen und Fenstern zu gehen oder unterirdische Gebäudeteile aufzusuchen.