
Welche Art der Bebauung auf dem südlichen Teil dieser Fläche zwischen Schloßstraße und Am Gorbach kommen wird, steht laut Bürgermeister Dietmar Bergmann noch nicht fest. © Redaktion
Umstrittenes Wohnprojekt in Nordkirchen: Politik fordert vertretbare Dimension
Wohnprojekt
Nach dem Ausstieg des Landes Nordrhein-Westfalen aus den Planungen für ein großes Gelände zwischen Schloßstraße und Am Gorbach ringen die Nordkirchener Politik, Verwaltung und die Projektentwickler um Lösungen. Die kommen jetzt näher.
Für eine Fläche zwischen Schloßstraße und Am Gorbach war ursprünglich vorgesehen, ein Hotel, ein Schwimmbad, ein Erweiterungsgebäude für die Oberstufe der Nordkirchener Gesamtschule und eine Fortbildungsakademie des Landes NRW für Finanzbeamte zu bauen. Doch nach jahrelangen Planungen stieg das Land aus. Folglich gäbe es eine planerische Lücke für den südlichen Teil des Geländes, auf dem die Fortbildungsakademie vorgesehen war. Die Projektentwickler Melanie Morgenthaler und Thorsten Schütte stellten dem Bauausschuss Anfang Mai ihre Pläne für eine Bebauung mit fünf Wohnblöcken vor, die bis zu vier Geschosse plus Staffelgeschoss hoch sein sollen. Rund 264 Wohneinheiten sollen entstehen. Eine Tiefgarage soll insgesamt Platz für 255 Stellplätze bieten.
Eine Entscheidung zur Billigung der Pläne fällte der Ausschuss nicht. Und auch der Rat traf keine Entscheidung, sondern gründete eine Projektgruppe, die sich - aus Politik und Verwaltung bestehend - intensiv mit den Plänen auseinander setzen sollte. Die Projektgruppe hat inzwischen mehrfach getagt. So ist der derzeitige Sachstand:
Thema in der Ratssitzung am 23. Juni
Die Entscheidung, welche Art der Bebauung nun für die südliche Fläche vorgesehen ist, könnte in der Tat näher rücken. In der Ratssitzung am Donnerstag, 23. Juni, ab 17.30 Uhr im Forum der Johann-Conrad-Schlaun-Gesamtschule, Am Gorbach 4, stehe der Tagesordnungspunkt im öffentlichen Teil, sagt Bürgermeister Dietmar Bergmann. Dabei geht es um die Einleitung der Verfahren zur 31. Änderung des Flächennutzungsplanes für den Bereich des bisher vorgesehenen Fortbildungszentrums der Landesfinanzverwaltung an der Schloßstraße und die 1. Änderung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes „Hotel und Fortbildungsakademie Nordkirchen“. Der B-Plan soll in „Hotelquartier Nordkirchen“ umbenannt werden.
Was soll denn nun genau gebaut werden? Art und Maß der baulichen Nutzung werden nach dem Beschluss des Rates im weiteren Änderungsverfahren gemeinsam mit der Projektgruppe „Hotelquartier Nordkirchen“, den politischen Gremien der Gemeinde Nordkirchen, den Projektentwicklern, dem Investor und der Verwaltung festgelegt. So steht es in der Vorlage zur Ratssitzung. Und: Bei den weiteren Verhandlungen zu diesem Komplex seien die vom Ausschuss für Bauen und Planung am 14. Juni beschlossenen Eckpunkte zu beachten.
Hintergrund: Die Projektgruppe habe sich am 23. Mai darauf verständigt, dass zunächst aus Sicht der Gemeinde ein Eckpunktepapier erarbeitet wird, welches die Grundlage für weitere Verhandlungen mit dem Projektenwickler und potenziellen Investoren wird, heißt es von Seiten der Verwaltung. Auf dieser Grundlage werden dann die weiteren Planungen betrieben und zeitnah der Gemeinde vorgelegt. Dann wird in der Projektgruppe und im Ausschuss über die nächsten Verfahrensschritte entschieden.
Hotel, Hallenbad und Schulgebäude im ersten Schritt realisieren
Der Ausschuss für Bauen und Planung hat am 14. Juni das Eckpunktepapier in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen.
Darin heißt es unter anderem:
- Jede weitere Planung und jeder Realisierungsschritt haben zur Bedingung, dass ein Hotel, ein Schwimmbad und ein Schulgebäude für die Oberstufe der Johann-Conrad-Schlaun-Schule als neue Infrastruktureinrichtungen für die Gemeinde geplant und verpflichtend realisiert werden.
- Über eine eventuell notwendige stufenweise Realisierung dieser Vorhaben muss eine konkrete inhaltliche Verständigung gefunden und ein verbindlicher Zeitplan vereinbart werden. Im ersten Schritt sollen auf jeden Fall das Schulgebäude, Hallenbad und Hotel realisiert werden.
- Die Gemeinde sieht die Möglichkeit, dass diese Investitionen von Privat nur getätigt werden, wenn auf der nach Wegfall der Fortbildungsakademie frei gewordenen Fläche auch eine bauliche Nutzung entwickelt werden kann. Das bedeutet gleichzeitig auch eine Chance für die Entwicklung von Nordkirchen in Anbetracht begrenzender Flächenvorgaben in der Regionalplanung für die Gemeinde. Dieses neue Angebot kann gerne ergänzt werden um sozial- und gesundheitsbezogene Einrichtungen zu Verbesserung des Angebotes in der Gemeinde Nordkirchen.
- Die Bebauung hat sich in ihrem Umfang und ihrer Gestaltung an für den Ort Nordkirchen vertretbaren Maßstäben zu orientieren unter Berücksichtigung der zeitgemäßen Anforderungen einer flächensparenden und nachhaltigen Bauweise.
- Eine Quartiersgestaltung mit einer teilweise unterirdischen Pkw-Unterbringung wird favorisiert bei einer gleichzeitig erforderlichen ansprechenden Freiraumgestaltung.
- Die verkehrliche Anbindung des Quartiers an den ÖPNV und an innerörtliche Fuß- und Radwegenetze ist zu optimieren.
Im Vorfeld hatte es Unmut aus der Bevölkerung gegeben. Einige Nordkirchener Bürger fühlen sich übergangen. Im Gespräch mit der Redaktion versicherte Bürgermeister Bergmann, dass die Öffentlichkeit im weiteren Planverfahren beteiligt werde.