Zahlreiche Hühner wurden im Stall im Kreis Coesfeld zurückgelassen, einige haben das nicht überlebt. Das ist eine Aufnahme. die die Tierschützer verdeckt gemacht haben.

© Deutsches Tierschutzbüro

Tierschutz-Skandal im Kreis Coesfeld: Tote Hühner auf dem Stallboden

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Auf einem Hof im Kreis Coesfeld haben Tierschützer entdeckt, dass Hühner tagelang unversorgt im Stall zurückgelassen wurden. Eine Anzeige läuft. Nicht der einzige Kritikpunkt an der Haltung.

Kreis Coesfeld

, 14.12.2021, 17:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Auf dem Hof der Thier Eiervertriebs GmbH wurden laut dem Deutschen Tierschutzbüro mit Sitz in Berlin beim Abtransport zum Schlachthof (das sogenannte Ausstallen) offenbar mehrere Dutzend Tiere übersehen und einfach in der Halle zurückgelassen. Somit hatten die Tiere weder ausreichenden Zugang zu Wasser noch zu Futter. „Unsere Bildaufnahmen zeigen tote Hühner auf dem Stallboden“, schildert Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tierschutzbüros, empört.

Bei einer Undercover-Recherche wollten die Tierschützer eigentlich zeigen, unter welchen Bedingungen Legehennen in der sogenannten Kleingruppenhaltung auf dem Hof leben. Verboten ist die Haltung von Hühnern in Batteriekäfigen. Sie unterscheiden sich von der Kleingruppenhaltung durch die Größe. In der Kleingruppenhaltung hat das einzelne Tier wenige Zentimeter mehr Platz, zudem gibt es Sitzstangen, ein Legenest und einen Scharrbereich.

Nur ein Betrieb im Kreis setzt auf Kleingruppenhaltung

Diese Art der Tierhaltung ist als Übergangsregelung in der EU noch bis Ende 2025 erlaubt. Das Kreisveterinäramt erklärte auf Anfrage, dass es im Kreis Coesfeld nur diesen einen Betrieb gibt, der noch auf Kleingruppenhaltung setzt. Insgesamt sei die Zahl der Betriebe in Deutschland zurückgegangen, „aber es betrifft immer noch Millionen von Tieren“, stellt Jan Peifer heraus.

Rund 200.000 Tiere würden auf dem Betrieb in drei Stallungen gehalten. Scharren und Picken seien unmöglich. Auch die hygienischen Zustände seien katastrophal: Die Stallungen sind verschmutzt, aus den Kadavereimern würden Maden quellen.

Veterinäre finden 20 bis 30 zurückgelassene Hühner

Als die Tierschützer auf die zurückgelassenen Tiere stießen, riefen sie sofort das zuständige Kreisveterinäramt, das noch am gleichen Morgen vor Ort war. „Wir haben 20 bis 30 Hühner gefunden, die sich zehn Tage nach der Ausstallung noch dort befanden. Das ist nicht gut und nicht in Ordnung“, berichtet Kreisveterinärdirektor Dr. Markus Nieters. Hinweise auf Verhungern habe man allerdings nicht festgestellt. Die Veterinäre sorgten umgehend dafür, dass die Hühner eingefangen und entweder versorgt oder zur Schlachtung gebracht wurden. Einer angedachten Strafanzeige seitens der Behörde kam das Deutsche Tierschutzbüro zuvor. Die Staatsanwaltschaft Münster bestätigt, dass eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz eingegangen sei. „Wir prüfen derzeit, ob wir Ermittlungen aufnehmen“, teilt Pressedezernent Martin Botzenhardt auf Anfrage mit.

In der Kleingruppenhaltung bleibt den Hühnern nur sehr wenig Platz.

In der Kleingruppenhaltung bleibt den Hühnern nur sehr wenig Platz. © Deutsches Tierschutzbüro

Eier landen in Nudeln oder Plätzchen

„Dass ein Tier bei der Ausstallung vergessen wird, kommt immer mal wieder vor. Aber wir reden hier nicht von einem Tier, sondern von 50“, betont Jan Peifer. Das Problem aus Sicht der Tierschützer: Nach dem Legen der Eier sind die Nutztiere kaum noch etwas wert. „Man kriegt unter einen Euro pro Tier, deswegen waren dem Besitzer diese Hühner einfach scheißegal“, glaubt er. Im Grunde würden dem Hofbesitzer wenige Konsequenzen drohen. „Diese Schaleneier landen im Großhandel und später in Nudeln oder Plätzchen. Das sind anonyme Firmen, die keiner kennt“, erklärt der Tierschützer. Fünf Hühner hätten die Tierschützer mitgenommen und auf einem anderen Hof wieder aufgepäppelt.

In den 48 Stunden vor der Ausstallung kontrolliert das Kreisveterinäramt bei allen größeren Betrieben, ob die Tiere gesund sind und geschlachtet werden können. Dabei gab es in Billerbeck keine tierschutzrechtlichen Bedenken. Allerdings war der Betrieb wohl nicht zum ersten Mal auffällig. Mehr Informationen dazu kann der Kreis aber derzeit nicht erteilen. Grundsätzlich würden Betriebe natürlich häufiger kontrolliert, wenn Mängel in der Vergangenheit aufgetreten sind.

Die Thier Eiervertriebs GmbH war für eine Stellungnahme zu dem Thema am Dienstag nicht zu erreichen.

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