Auf ihrem neuesten Plan haben die Projektentwickler von Premero die Fortbildungsakademie, die eigentlich als Teil der Quartiersentwicklung vorgesehen war, bereits gestrichen.

© Ansicht Premero

Spielverderber Land NRW: Hotelneubau mit Hallenbad verzögert sich weiter

rnMit Video: Nordkirchener Großprojekt

Der Bau eines Hotels und eines Schwimmbads in Nordkirchen werden sich weiter verzögern. Der Grund: Das Land NRW spielt bei einem wichtigen Baustein des Gesamtprojekts den Spielverderber.

Nordkirchen

, 19.02.2022, 14:18 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es klingt nach einem richtig guten Plan. Zwischen der Straße am Gorbach und der Schloßstraße soll ein Hotel entstehen, daneben ein Hallenbad, in Sichtweite ein Erweiterungsbau für die Oberstufe der benachbarten Johann-Conrad-Schlaun-Gesamtschule und zusätzlich noch eine Fortbildungsakademie des Landesfinanzministeriums für 260 Finanzbeamte. Ein Meilenstein für die Quartiersentwicklung. Campuscharakter. So sieht es die Gemeinde Nordkirchen.

Eine der vier Säulen des Projekts - die Fortbildungsakademie des Landes - wird allerdings nicht gebaut. Das NRW-Finanzministerium hat sowohl den Projektentwicklern der Firma „Premero“ als auch Bürgermeister Dietmar Bergmann abgesagt. In jeweils einem Telefonat.

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Die Gemeinde und „Premero“ hatten die Planungen extra auf diese Fortbildungsakademie ausgerichtet und auf das „Ja“ aus Düsseldorf gewartet, um endlich bauen zu können. Investoren stehen bereit, um das Ganze finanziell abzusichern. Und jetzt? Die Absage. Begründung: „Das Land NRW hat das förmliche Vergabeverfahren eingestellt. Die Geschäftsgrundlage sei entfallen, weil man festgestellt habe, dass man auch aufgrund der Coronasituation Fortbildung auch digital machen könne“, zitiert der Bürgermeister aus dem Telefonat mit dem Finanzministerium.

„Jahrelange Planungen hinfällig“

Was Gemeinde und Projektentwickler fassungslos gemacht, überrumpelt und schockiert habe, sei die Tatsache, dass das Ministerium erst jetzt, fast zwei Jahre nach Ausbruch der Coronapandemie, plötzlich zu der Erkenntnis gelangt sei, dass Präsenzfortbildung nicht nötig sei. „Jahrelange Planungen für die Fortbildungsakademie - und zwar aufgrund von Vorgaben aus dem Ministerium - sind nun hinfällig“, wie Melanie Morgenthaler von der Firme „Premero“ sagt. Das Kuriose: „Wir haben bereits zwei Monate nach Ausbruch der Pandemie angefangen, die Einrichtung planerisch auf das Thema Pandemie abzustellen“, berichtet „Premero“-Projektentwickler Thorsten Schütte. Das habe die Belüftung oder aber auch die Gestaltung und Größe von Räumen betroffen.

„Für das umfangreiche Vergabeverfahren waren aufwendige Planungen und Abstimmungen notwendig. Ausführliche Vertragsunterlagen, Beschreibungen und Anlagen mussten mit Hilfe von Planern und Experten erarbeitet werden. Dafür entstanden allein bei dem Projektentwickler Kosten in Millionenhöhe“, bekräftigt Bergmann. Mal abgesehen von der erneuten zeitlichen Verzögerung. „Wir haben die Planungen auf diese Akademie ausgerichtet. Ansonsten könnten Hotel, Hallenbad und Gebäude für die Oberstufe schon stehen“, führt der Bürgermeister aus.

Auf dieser Fläche zwischen der Straße Am Gorbach und der Schloßstraße waren ein Hotel, ein Hallenbad, ein Oberstufen-Gebäude und eine Fortbildungsakademie des Landes NRW geplant. Die ersten drei Gebäude werden verwirklicht. Die Akademie nicht.

Auf dieser Fläche zwischen der Straße Am Gorbach und der Schloßstraße waren ein Hotel, ein Hallenbad, ein Oberstufen-Gebäude und eine Fortbildungsakademie des Landes NRW geplant. Die ersten drei Gebäude werden verwirklicht. Die Akademie nicht. © Arndt Brede

Projektentwickler und Bürgermeister sind nicht nur enttäuscht, sondern auch verärgert über das Ministerium. Die Missbilligung der Vorgehensweise des Ministeriums habe der Verwaltungsvorstand der Gemeinde Nordkirchen sofort in einem Schreiben an den NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst und NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper zum Ausdruck gebracht. Ob die Projektentwickler Schadensersatzforderungen an das Land NRW in Erwägung ziehen? Melanie Morgenthaler sagt diplomatisch: „Wir werden das rechtlich prüfen lassen.“

Nach vorne schauen

Wie geht es denn nun weiter? Wichtig sei jetzt, nach vorne zu schauen, erklärt Dietmar Bergmann und erntet Kopfnicken bei Melanie Morgenthaler und ihrem, Kollegen Thorsten Schütte. „Die Absage des Landes ist zwar ein Rückschlag, gemeinsam mit Premero geht die Arbeit für uns jetzt aber weiter“, kündigt der Bürgermeister an.

Die Projektentwickler haben in aktuellen Gesprächen mit der Gemeinde bereits deutlich gemacht, dass sie weiterhin zu dem Standort Nordkirchen stehen. Die Pläne für den südlichen Teil des Quartiers, auf dem die Fortbildungsakademie vorgesehen war, werden jetzt überarbeitet, gegebenenfalls muss der derzeitig gültige Bebauungsplan dann an die neue Ausgangslage angepasst werden.

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„Dieses Quartier ist für die Gemeinde Nordkirchen nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht von großer Bedeutung. Ich weiß, wie schmerzlich ein überwältigender Großteil der Bürgerinnen und Bürger in Nordkirchen, Südkirchen und Capelle ein Schwimmbad in der Gemeinde vermisst und wie groß der Erweiterungsbedarf unserer Gesamtschule ist.“ Hotel - ein Hotel der gehobenen Kategorie, wie „Premero“ versichert -, Schwimmbad und Gesamtschulerweiterung werden Realität werden, sagt Dietmar Bergmann. Denkbar sei, dass Hotel, Bad und Oberstufengebäude gebaut würden, ehe die nun neu zu überplanende Fläche bebaut werde. Das hänge aber davon ab, ob das, was nun an neuen Ideen für die Fläche entwickelt wird, genehmigt werde, sagt Melanie Morgenthaler. Die Investoren, auch diese Botschaft will sie nicht verschweigen, stünden nach wie vor zu dem Projekt.

Wann das Projekt baulich an den Start gehen kann, sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar, sagt Melanie Morgenthaler.