Nordkirchener Ehepaar feiert die Gnadenhochzeit

Grafik zu Hochzeitsjubiläen

Erinnern Sie sich an den 16. Mai 1946? Wahrscheinlich nicht. Helga Kemmer und Karl-Heinz Rethwisch heirateten damals, Pfingstmontag vor 70 Jahren. Jetzt feiern die 91- und der 92-Jährige, ein Hochzeitsjubiläum, das in Nordkirchen in den vergangenen 30 Jahren nur zweimal vorkam: die Gnadenhochzeit.

NORDKIRCHEN

, 16.05.2016, 06:50 Uhr / Lesedauer: 2 min
Helga Rethwisch, geborene Kemmer, ist 91 Jahre alt und wohnt im Altenhilfezentrum St. Mauritius. Mit ihrem Mann Karl-Heinz Rethwisch (92) kam sie vor vier Jahren nach Nordkirchen, um näher bei ihren Töchtern Gunhild Knapmöller (Foto) aus Ascheberg und Marita aus Südkirchen zu sein. Am 16. Mai 2016 feiern sie ihre Gnadenhochzeit: Sie sind seit 70 Jahren verheiratet.

Helga Rethwisch, geborene Kemmer, ist 91 Jahre alt und wohnt im Altenhilfezentrum St. Mauritius. Mit ihrem Mann Karl-Heinz Rethwisch (92) kam sie vor vier Jahren nach Nordkirchen, um näher bei ihren Töchtern Gunhild Knapmöller (Foto) aus Ascheberg und Marita aus Südkirchen zu sein. Am 16. Mai 2016 feiern sie ihre Gnadenhochzeit: Sie sind seit 70 Jahren verheiratet.

Seit vier Jahren leben die beiden Rethwischs in Nordkirchen: Zunächst wohnten sie zusammen, seit einem Jahr, nach einem Sturz der Frau ein paar Hundert Meter getrennt. Helga Rethwisch im Altenhilfezentrum St. Mauritius, ihr Gatte nebenan in einer Wohnung der Seniorenresidenz. 

Mehrfach am Tag kommt er mit seinem Rollator herüber und besucht sie. Auch ihre Töchter Gunhild Knapmöller (67) aus Ascheberg und Marita (65) aus Südkirchen sowie Sohn Ralf Rethwisch (69) kommen öfters her. Sie waren der Grund, warum Rethwischs vor vier Jahren von einem kleinen Dorf am Mittelrhein bei Oberwesel hierher umzogen.

So viele Hochzeitsjubiläen gab es in den vergangenen Jahren in Nordkirchen:

 

Hochzeitsgeschenk: Eine Flasche Wein und Kartoffeln

Die Hochzeit feierten die beiden in Wuppertal. Karl-Heinz Rethwisch war da erst ein halbes Jahr aus der britischen Kriegsgefangenschaft zurück. Er war als Torpedo-Experte auf einem U-Boot in La Rochelle stationiert. „Ich wog damals noch 78 Pfund“, sagt er beim Besuch unserer Redaktion. Ausgemergelt. Heute schmunzelt er darüber.

1943 beim Heimaturlaub hatten sie sich verlobt, jetzt sollte es schnell gehen. Zumal Helga schwanger war und im Herbst Mutter werden sollte. Der Vater von Karl-Heinz und ein Schulfreund waren die Trauzeugen bei einer bescheidenen Feier: „Wir haben eine Flasche Wein bekommen und Kartoffeln. Viel mehr war nicht“, sagt er. Acht Tage nach der amtlichen Eheschließung folgte die Trauung vor dem Altar.

Karl-Heinz arbeitete in den Ferien beim Winzer

Mehr als 30 Jahre lebten die beiden am Rhein, in dieser wunderschönen Weinbauregion, wo die Dörfer sich zwischen Weinbergen um die ehrwürdigen Höfe der Winzer gruppieren. Bei einer Radtour durch diese Weltkulturerbe-Landschaft lernte Karl-Heinz seine Helga kennen: Er arbeitete in den Schulferien beim Winzer. Eines Tages radelte er mit zwei Freunden in Wein-Städtchen Bacharach, wo Helga lebte.

Man traf sich, lernte sich kennen und blieb aneinander hängen. Nach Kriegswirren und Hochzeit arbeitete Karl-Heinz als Maschinenschlosser. Helga zog die drei Kinder groß. „So war das ja früher“, sagt sie und lacht – „heute ist das ja zum Glück nicht mehr so klar getrennt.“

Karte vom Nieberburger Bürgermeister zur Gnadenhochzeit

Vor ein paar Tagen erhielten die beiden Post von Hermann Josef Klockner. Er ist Ortsbürgermeister von Niederburg, dem Dorf, in dem sie über Jahrzehnte lebten. „Ich bin mit ihm auf du“, sagt Karl-Heinz. „Zur Gnaden-Hochzeit alle guten Wünsche, Gesundheit und Wohlergehen im Namen aller Niederburgerinnen und Niederburger“, steht in der Klappkarte.

Beigelegt ist ein Ausschnitt aus der Lokalzeitung: Ein Bild der Seniorenfastnacht im Jahr 2008. Es zeigt Helga und Karl-Heinz Rethwisch an einem Tisch zwischen Gleichaltrigen. Darüber steht: „Das über lange Jahre in Niederburg lebende Ehepaar Rethwisch feiert am Pfingstmontag nach siebzigjähriger Ehe das Fest der Gnadenhochzeit. Dem Ehepaar, das das außergewöhnliche Ehejubiläum feiern kann, alles Gute und viele gute Erinnerungen an Niederburg.“ 

"Unser Beileid" - Karl-Heinz amüsiert vom Versehen der Stadt

Karl-Heinz Rethwisch klappt die Karte zu. Vorn drauf steht in Großbuchstaben „Unser Beileid“. Da muss im Rathaus jemand versehentlich in die Schublade mit dem Karten-Vordrucken für Trauerfälle gegriffen haben. Karl-Heinz Rethwisch findet das lustig. „Vielleicht sind 70 Jahre Ehe ja wirklich ein Grund für unseren Bürgermeister, sein Beileid auszudrücken...“

Unseren Bürgermeister: Er sagt, er habe Heimweh zum Rhein. Seine Helga meint aber: „Ich liebe die schönen roten Einfamilienhäuser mit der Klinkerfassade hier. Und diese dicken Bäume im Schlosspark.“ Dienstag bekommen sie Besuch von Bürgermeister Bergmann. Nordkirchens Stärken werden sicher ein Thema sein. 

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