
© Feldhaus + Ellermann Architekten
Neues Rathaus Nordkirchen: Politik gut gelaunt, trotz steigender Kosten
Zwischenstand
Die Sanierung des Nordkirchener Rathauses wird wie erwartet teurer als geschätzt. Die Architekten präsentierten der Politik aktuelle Entwürfe. Diskutiert wurde über Fördergelder und Dachgauben.
Dass das Rathaus in Nordkirchen saniert werden soll, ist in Politik und Verwaltung unbestritten. Auch, dass die Gemeinde dafür viel Geld in die Hand nehmen muss. Und zwar noch mehr als in der ersten Machbarkeitsstudie angenommen, die die damals aktuellen Kosten im Juni 2021 auf rund 3,2 Millionen Euro bezifferte.
Im aktuellen Zwischenbericht der Architekten Feldhaus + Ellermann werden nun rund 3,9 Millionen Euro als Preis für die komplette Sanierung genannt. Mehrkosten von rund 20 Prozent. „Der Zielentwurf ist dabei noch der gleiche“, wie Simon Feldhaus erklärt. Das Gesamtkonzept sei nahezu vollständig aus der ersten Machbarkeitsstudie übernommen worden.
Die Kostensteigerungen seien erklärbar. Einerseits durch die aktuell stark steigenden Preise im Baugewerbe allgemein, andererseits haben die Architekten in ihren Entwürfen mittlerweile alle Stellen einzeln aufbereitet.
„Wir befinden uns außerdem immer noch in der Entwurfsphase“, führte Feldhaus weiter aus. Kurz gesagt: Beschlossen ist noch nichts. Die Pläne sehen neben einer kompletten energetischen Sanierung, unter anderem mit einer Heizung aus Geothermie, auch umfangreiche Ausbauarbeiten im Dachgeschoss vor. Hier soll künftig Platz für die Verwaltung geschaffen werden, der bislang fehlt. Möglich machen können das Aufdoppelungen der Dachsparren und ein kompletter Ersatz der Decke im Altbau des Rathauses. „Von der Ertüchtigung der Holzdecke ist uns von den Statikern abgeraten worden“, so Feldhaus.
Heizenergie mit Geothermie
Ziel ist es, wie Ansgar Woermann, ausführte, das Gebäude auf den sogenannten kfw-55-Standard zu bekommen. Das Gebäude würde dann noch 55 Prozent der Energie benötigen, wie zum jetzigen Zeitpunkt. Eine Förderung über die Staatsbank wäre, so die neuesten Infos, wieder möglich. „Ein noch höherer Standard, etwa kfw 40, ist bei einem Altbau eigentlich kaum möglich“, so Woermann auf Nachfrage von Gereon Stierl (SPD). Auch sei so die höchste Fördersumme zu erreichen.
Nach der Sanierung soll das Rathaus energetisch zu 70 bis 80 Prozent autark sein. „Es geht auch noch mehr, aber dann wird es sehr viel teurer.“ Sechs bis acht Geothermiepumpen sollen das unter anderem möglich machen. Geheizt wird im Rathaus dann mit Deckenstrahlern.

Besonderes Augenmerk bei der Rathaussanierung liegt auf dem Ausbau des Dachgeschosses. Künftig soll hier Platz für Büros sein. © Tobias Weckenbrock (A)
Die Ausführungen der Architekten trafen im Ausschuss grundsätzlich auf positive Rückmeldungen, trotz der gestiegenen Kosten. „20 Prozent Steigerung sind hart, aber die müssen wir nehmen“, sagte etwa Lothar Steinhoff (SPD).
Diskussion um Dachgauben aus Glas
„Das ist eine gute und durchdachte Planung“, sagte Thomas Quante für die CDU und FDP-Fraktion. In der Folge entspann sich eine längere Diskussion um die Dachgauben, die nach Plan komplett aus Glas und Stahl gebaut werden sollen. „Das ist eine aufwendige Konstruktion und auch aufwendig zu reinigen. Was ist, wenn die Gläser ersetzt werden müssen?“, wollte etwa Quante wissen.
Simon Feldhaus erklärte, dass die Pläne noch nicht final seien, es aber bei der Idee auch darum gehe, möglichst viel natürliches Licht in die Räume zu bekommen. Man befinde sich noch in der Entwurfsphase. Das gelte auch mit Blick die vielleicht notwendigen Beschattungen der Glaskonstruktionen. „Das wird ein großes Thema in der Ausführungsplanung werden.“
Förderantrag schnell stellen
Etwaige „böse Überraschungen“ durch mögliche Asbestfunde im Bestandsbau seien, soweit bei Prüfungen vor Ort bislang möglich, ausgeschlossen worden. „Ein Restrisiko gibt es natürlich immer“, so Feldhaus.
Nachdem der Bauauschuss die neuen Pläne wohlwollend zur Kenntnis genommen hat, bereitet die Verwaltung jetzt den kfw-Förderantrag vor, der schnellstmöglich gestellt werden soll. Denn die Beträge sind gedeckelt und die Anträge werden nach zeitlichem Eingang bewertet.
Geldzuschüsse über die Städtbauförderung wird es wohl nicht geben. „Uns ist ganz klar gesagt worden, dass wir dort keine Chance haben werden“, sagte Bürgermeister Dietmar Bergmann.
Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.
