In einer Schliefenanlage in Capelle werden Füchse für die Jagdhunde-Ausbildung eingesetzt. Tierschützer kritisieren das – Jäger sehen das als notwendig an.

In einer Schliefenanlage in Capelle werden Füchse für die Jagdhunde-Ausbildung eingesetzt. Tierschützer kritisieren das – Jäger sehen das als notwendig an. © picture-alliance/ dpa (Symbolbild)

Nach Tierquälerei-Vorwürfen: Ermittlungen gegen Verein in Olfen

rnStaatsanwaltschaft ermittelt

Müssen auf einer Anlage in Capelle Füchse leiden? Das zumindest behauptet die Tierrechtsorganisation Peta. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen möglicher Verstöße gegen den Tierschutz.

Olfen, Capelle

, 14.05.2022, 15:47 Uhr / Lesedauer: 2 min

Über 100 sogenannte Schliefenanlagen gibt es in Deutschland. Dort werden Jagdhunde – meist Dackel oder Terrier – für die Baujagd auf Füchse trainiert. In künstlich angelegten Gängen, die Fuchsbauen nachempfunden sind, lernen Jagdhunde die eigens dafür gehaltenen Füchse aufzuspüren. Genau das kritisiert die Tierrechtsorganisation „Peta“ – und erstattete Anzeige gegen einen Verein aus Olfen, der eine Schliefenanlage in Capelle betreibt.

Die Staatsanwaltschaft Münster bestätigte gegenüber der Redaktion ein laufendes Verfahren gegen den Deutschen Teckelklub Olfen-Sandfort. Der in der Anzeige vom Januar erhobene Vorwurf: Verstöße gegen das Tierschutzgesetz.

„Grausamkeiten, die im Verborgenen stattfinden“

„Schliefenanlagen sind an Tierschutzwidrigkeit und Grausamkeit kaum zu überbieten. Es ist bezeichnend für Jäger und ihr blutrünstiges ‚Hobby‘, dass sie Füchse ohne Mitgefühl unvorstellbarer Todesangst aussetzen“, begründet Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei Peta, die Anzeige.

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„Schliefenanlagen müssen sofort verboten werden. Mit der Anzeige wollen wir die Grausamkeiten, die sonst im Verborgenen stattfinden, ans Licht der Öffentlichkeit bringen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.“ Füchse hätten wie Menschen und alle anderen Tiere ein Recht auf Freiheit, so Michler weiter. „Es darf nicht sein, dass sie eingesperrt und zur Jagdhundeausbildung missbraucht werden.“

Die Vorsitzende des Teckelklubs Olfen wollte sich auf Anfrage nicht selbst zu dem Ermittlungsverfahren äußern. Weil landesweit gleichlautende Peta-Anzeigen gegen Teckelklubs laufen, meldete sich jedoch der Vorsitzende des Jagdgebrauchshundverbandes (JGHV) NRW, Peter Wingerath, auch für den Olfener Verein zu Wort.

Kein direkter Kontakt von Hund und Fuchs

Wingerath findet die Peta-Vorwürfe „nicht sehr seriös“. Die Teckelklubs hielten sich an alle geltenden Gesetze. So würden sich Hund und Fuchs in dem künstlichen Bau weder sehen noch körperlich nah kommen können. Dass die Füchse in diesen Situationen Angst haben würden, bestreitet der Verbandschef: „Der Fuchs weiß gar nicht, dass der Hund eine Gefahr darstellen kann“ – weil die von Hand aufgezogenen Füchse nie eine negative Erfahrung mit ihrem Gegenüber gemacht hätten.

Zudem hätte der „Gejagte“ jederzeit die Möglichkeit, seinen Bau zu verlassen: „Wenn er keine Lust mehr hat, geht er raus.“ Dass die Tiere teilweise 15 Jahre alt werden, sieht Wingerath als Indiz dafür, dass sie kaum gestresst sein können.

Zwei, maximal vier Füchse werden laut Peter Wingerath auf den einzelnen Anlagen in NRW in großen Gehegen gehalten. Der Umgang mit den Tieren sei allein deshalb schon gut, weil sie nur schwer zu ersetzen seien und dann der Betrieb ruhen müsste. Jeder Fuchs übe an einem Ausbildungstag mit drei bis vier Hunden – „so, wie der Fuchs gerade Lust und Laune hat“.

Kreisveterinäramt kennt Anlage in Capelle nicht

Der Nordkirchener Hegeringleiter Hubertus Pröbsting habe sich auf der Capeller Schliefenanlage in der Vergangenheit selbst bereits ein Bild verschafft. „Da ist nichts mit Hektik oder Angst“, ist der Jäger überzeugt. Er sieht die Arbeit dort als alternativlos an: „Die Ausbildung der Bauhunde ist nötig, weil Füchse keine natürlichen Feinde haben.“ Kiebitze und andere Tiere seien dadurch in ihrem Bestand gefährdet.

JGHV-Vertreter Peter Wingerath kann unterschreiben, dass eine Bejagung der Füchse wichtig ist, warnt jedoch: „Wir dürfen Tiere nicht zu Schädlingen degradieren. Jedes Tier hat seine Daseinsberechtigung.“ Um das Wohlergehen der „Ausbildungsfüchse“ sicherzustellen, würden diese von den Veterinärämtern überwacht.

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Beim Kreis Coesfeld fühlte sich anscheinend bisher niemand zuständig für die Capeller Schliefenanlage. Das Kreisveterinäramt teilt mit, dass der Behörde die Anlage nicht bekannt gewesen sei. Die Untere Jagdbehörde war am Donnerstagnachmittag für eine Stellungnahme nicht mehr erreichbar.

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