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Hochsitz in Nordkirchen angesägt - Jäger Frenking: „Das geht zu weit“
Polizei
Der Selmer Jäger Heinz Frenking klettert auf seinen Hochsitz, um Sauen zu schießen. Doch nach nur wenigen Momenten bricht plötzlich der Hochsitz weg. Unbekannte hatten den Hochsitz angesägt.
Diesen Abend hatte sich Heinz Frenking aus Selm anders vorgestellt. Zwar häufen sich die Schadensfälle in seinem Revier, doch was er am Dienstagabend während des Ansitzens auf seiner Kanzel erleben musste, damit hätte er nie im Leben gerechnet.
Nachdem nun mehrmals Drückjagdböcke (leichtere Hochsitze, die schnell umzusetzen sind) umgeworfen wurden, bestieg Heinz Frenking am Dienstagabend, 5. April, gegen 22 Uhr seine Straßenkanzel, um den Sauen nachzugehen. Diese steht etwa 30 Meter von der Nordkirchener Straße entfernt hinter einer Buschhecke.
„Plötzlich brach der Hochsitz nach hinten weg“
„Vor rund einer Woche wurde die Kanzel (sechs Jahre alt, steht in Metallhülsen) von mir überprüft und freigeschnitten, um für die anstehende Bockjagd vorbereitet zu sein“, so Heinz Frenking. Nachdem er die Luken der Kanzel geöffnet und seine Waffe geladen hatte, schaute er durch sein Fernrohr und suchte das vor ihm liegende Feld ab.

Sowohl ein Pfeiler als auch Querstreben des Hochsitzes wurden von Unbekannten durchgesägt. © Montage Laura Schulz-Gahmen
„Bei der Drehbewegung auf meinem Bürostuhl brach plötzlich der Hochsitz nach hinten weg und ging in eine 30-Grad-Schräglage. Umgehend verließ ich den Hochsitz“, so Frenking gegenüber der Redaktion. Nach einer genaueren Inspektion musste er feststellen, dass eine Stütze und Querverstrebungen durchgesägt worden waren. „Ich hatte noch einmal Glück, dass nicht mehr passiert ist“, schreibt Frenking in einer Mitteilung an die Redaktion. Am Mittwochmorgen erstattete er bei der örtlichen Polizei Anzeige gegen Unbekannt.
„Sehe das als versuchte Körperverletzung“
„Die Polizei sieht das als Sachbeschädigung, ich sehe das aber als versuchte Körperverletzung“, so der Jäger aus Selm. Auf Nachfrage der Redaktion bei der Kreispolizei Coesfeld bestätigt Pressesprecherin Britta Venker den Vorfall: „Eine Anzeige ist bei uns eingegangen.“
Die Tat muss sich zwischen 30. März und 5. April ereignet haben. Bei dem Ansägen des Hochsitzes handelt es sich laut Venker definitiv um substanzielle Schäden. Daher auch die Anzeige wegen Sachbeschädigung. Trotzdem betont sie: „Ob es hinterher bei Sachbeschädigung bleibt oder zusätzlich eine versuchte Körperverletzung hinzukommt, das entscheidet nicht die Polizei, sondern die Staatsanwaltschaft.“ Das bedeutet, dass auf die Täter noch mehr zukommen könnte, wenn sie erwischt werden sollten.
Keine besondere Häufung solcher Fälle
Warum jemand den Hochsitz angesägt haben könnte, dazu kann die Polizei nichts sagen. „Die Intention kennen wir nicht“, so Venker. Es könne jemand generell etwas gegen den Jagdgedanken haben, ein Anwohner könne verärgert sein oder es könnte auch jemand gezielt etwas gegen Heinz Frenking haben. „Die Hintergründe kann man nicht pauschal nennen“, so die Polizei. Allerdings kommen solche Taten immer wieder vor, es ist also kein Einzelfall. Von einer besonderen Häufung solcher Taten kann Britta Venker aber ebenfalls nicht sprechen.
Heinz Frenking möchte mögliche Jagdgegner darauf aufmerksam machen, dass es sich hierbei nicht nur um Sachbeschädigung handelt. Er hätte bei einem Sturz aus drei Metern Höhe ernsthaft verletzt werden können. Es hätte sogar weit Schlimmeres passieren können.
Laura Schulz-Gahmen, aus Werne, ist Redakteurin bei Lensing Media. Vorher hat sie in Soest Agrarwirtschaft studiert, sich aber aufgrund ihrer Freude am Schreiben für eine Laufbahn im Journalismus entschieden. Ihr Lieblingsthema ist und bleibt natürlich: Landwirtschaft.
