
Michael Luppus ist neuer König der Schützenbruderschaft St. Pankratius Südkirchen. © Antje Pflips
Michael Luppus ist neuer König in Südkirchen: „Ich war geschockt“
Schützenfest in Südkirchen
Das Schießen um die Königswürde wurde in Südkirchen zu einem unglaublichen spannenden Wettkampf. Nach mehr als vier Stunden und mit dem 711. Schuss fielen die Reste des einst stolzen Vogels.
Die Anspannung bei den Schützen und dem Publikum war an der Vogelstange am Samstag (20.8.) fast zum Greifen. Nachdem viele den Vogel in einem langen Schießwettkampf mürbe gemacht und ziemlich zerfleddert hatten, begann es ab dem 618. Schuss interessant zu werden. Zu diesem Zeitpunkt drehte sich der Holzkörper zum ersten Mal und ein weiterer Treffer ließ ihn an einer Seite splittern. Jetzt sorgte Martin Bauhaus dafür, dass sich in der Reihenfolge der Schützen nichts mehr änderte. Acht Anwärter gab es, so viele wie noch nie.
Die Spannung wuchs zunehmend. Gesänge und Gespräche wurden unterbrochen, sobald ein Schütze an den Schießstand trat. Auch bei denen setzte die Anspannung an. Manchen zitterten die Hände, als sie in der Reihe auf ihren Einsatz warteten. Jetzt zeigte sich, wer wirklich den Wunsch hatte, den Thron als Schützenkönig oder sogar als Kaiser besteigen zu wollen.

Ab dem 600. Schuss wurde es an der Vogelstange spannend für die Zuschauenden. © Antje Pflips
„Zum ersten Mal hatten wir acht Anwärter für die Königswürde“, verkündete später der erste Vorsitzende, Josef Hölscher, stolz. Auch er hielt bis zum Ende drauf, wollte er doch Kaiser werden. Insgesamt waren es zwei Kaiser- und sechs Königsanwärter, darunter auch eine potentielle Königin.
Eine Königinnenanwärterin schoss mit
Mit jedem folgenden Schuss verlor der Holzvogel an Volumen. Alle hielten den Atem an, wenn der nächste Schütze zielte. Ein Raunen ging durch die Mengen, wenn es wieder nicht geklappt hatte. Aber auch dem erfolglosen Schützen war die Enttäuschung anzusehen. Ein Glück war es jedoch für den nachfolgenden Anwärter. Bekam er doch nun die Chance, den Vogel herunterzuholen.
Bis zum Schluss war auch Elena Quante dabei, die von ihrer Damenkompanie lautstark unterstützt wurde. Mit selbstgemalten Plakaten „Lass ihn fallen“ und „go Elena“ bekam sie mentale Hilfe. Zeitweise wurde sie von Lisa Rengshausen und Jana Rengshausen unterstützt. „Ich will Königin werden“, war das erklärte Ziel von Elena. Aber auch die anderen Schützen hatten ihre „Fanclubs“ und Freundeskreise, die sie motivierten.

Königinnenanwärterin Elena Quante hatte ihren eigenen Fanclub dabei. © Antje Pflips
Freude und Verwunderung wechseln sich ab
Am Ende setzte Michael Luppus den entscheidenden Schuss. Ob es daran lag, dass ihm sein Vorgänger Bodo Hämmerling den entscheidenden Tipp gegeben hatte? Der flüsterte ihm beim Vorbeigehen ins Ohr „auf 11 Uhr“. Es klappte. „Ich war geschockt, als der Vogel fiel“, beschrieb Luppus später den Augenblick. Freude und Verwunderung wechselten sich in diesem Moment ab. „Morgen wird es mir wohl erst richtig bewusst sein, dass ich nun König bin“, erzählte er noch an der Vogelstange.
Erste Gratulantin war Ehefrau Jeanette, die nun Schützenkönigin wurde. Sie gehört der Kompanie der Sanitäterinnen an und wurde ebenfalls aus lauter Freude auf die Schultern genommen. Viele Umarmungen später und nach Glückwünschen aus allen Reihen erfolgte die offizielle Proklamation des neuen Schützenkönigspaars und deren Hofstaats.
Warum jetzt der Vogel so lange dem Beschuss stand hielt, berichtet Vogelbauer Reinhard Steinkuhl: „Ich wollte, dass das erste Fest nach Corona besonders lange dauert“, sagt er verschmitzt. Dafür hätte er einen ganz speziellen festen und dicken Vogel geschaffen. „Mein Ziel war, dass der Vogel über 500 Schuss aushält. Das habe ich erreicht“, freute er sich. Notiert werden auch die Trophäen, die errungen wurden. Pascal Gronau (rechter Flügel), Stefan Mense (linker Flügel), Sandra Tewes (Schwanz), Marcus Andreas (Apfel) und Jonas Lohmann (Zepter) waren erfolgreich.
„Bester Zapfenstreich, den wir gespielt hatten“
Traditionell wird das Schützenfest in Südkirchen mit dem Königsball und dem abschließenden Großen Zapfenstreich am Ehrenmal begonnen. Dort versammelten sich die beiden Musikkapellen und das gesamte Bataillon. Die besondere, feierliche Stimmung wurde durch die bengalische Beleuchtung des Ehrenfriedhofs mit dem Kreuz noch verstärkt. Publikum und Schützen und die Musiker der zwei Kapellen waren begeistert. „Das war der beste Zapfenstreich, den wir bisher gespielt hatten“, sagte Markus Schäper vom Spielmannszug Olfen. Ein Dudelsackspieler hatte auch seinen Auftritt.
Auf dem Festball nach der Proklamation begrüßte Franz-Josef Hölscher die Abordnungen der Schützenvereine aus Nordkirchen, Ondrup-Westerfelde und Capelle. Die Kanoniere, zu denen Schützenkönig Michael Luppus gehört, hatten eine besondere Überraschung vorbereitet. Sie zogen das Königspaar in einer kleinen Kutsche mit dahinter angekoppelter Kanone ins Festzelt.
Das Schützenfest sowie den Festball besuchten viele Südkirchener und auswärtige Besucher. Alle freuten sich, dass es nun, nach so langer Zeit, wieder ein Schützenfest gab. Noch lange wurde fröhlich gefeiert und getanzt.
Am Sonntag übernimmt das Königspaar dann bereits seine erste Amtshandlung: Beim Antreten auf der Hauptstraße nimmt es das Bataillon ab. Es folgt der Fahnenschlag am Festzelt. Mit Musik für alle klingt das diesjährige Schützenfest aus.
Das Königspaar und der Hofstaat
- Der neue König der Südkirchener Schützenbruderschaft ist 48 Jahre alt und seit sechs Jahren Mitglied im Schützenverein. Der Bürokaufmann nahm seine Ehefrau Jeanette Luppus zur Königin. Die beiden haben einen 14-jährigen Sohn.
- Zum Hofstaat gehören: Sören und Maureen Schulz; Andreas und Verena Scharmann; Bodo und Silke Hämmerling; Michael und Annette Gramm; Antonius und Doris Schäper; Ingo und Elke Brosterhues sowie Heinz Dieter und Annette Klaar
Ich habe Spaß am Fotografieren und Schreiben. Ich freue mich immer, neue Menschen kennenzulernen.
