
© Stephanie Tatenhorst
Mahnwache: Rund 160 Nordkirchener sangen für den Frieden in der Ukraine
Ukraine-Krieg
Nicht nur in großen Städten, auch vor Ort sollten Menschen die Möglichkeit haben, für Frieden zu demonstrieren. In Nordkirchen machten 160 Bürgerinnen und Bürger mehr als nur davon Gebrauch.
Es herrschte eine Stille auf dem Ludwig-Becker-Platz in Nordkirchen, die für Gänsehaut sorgte. Denn laut Schätzungen der Polizei standen hier 160 Menschen beeinander. Doch außer einem leisen Flüstern hier und dort war nichts zu hören. Nach und nach gingen Kinder, aber auch Erwachsene in die Mitte, um dort eine brennende Kerze oder ein Licht abzustellen.
Im Schein der angestrahlten Kirche trat schließlich Dorothea Neveling in die Mitte des Kreises und der Gong ihrer Klangschale hallte wie ein Glockenschlag durch die Dunkelheit. Ein Ton der Hoffnung. „Ich freue mich, dass so viele den Weg hierhin gefunden haben“, sagte Dorothea Neveling in die Runde. Sie war eine der Mitinitatorinnen der Mahnwache, aber die einzige, deren Name bekannt wurde.

"Nordkirchen gegen Putins Krieg" stand auf Plakaten geschrieben. © Stephanie Tatenhorst
Eine Gruppe von Nordkirchenern gab den Anstoß
„Ich bin aber nicht alleine. Es ist eine Gruppe von Bürgern. Aber so eine Veranstaltung muss ja angemeldet werden“, erklärte sie später, „einer muss dann seinen Namen geben.“ Erst am Wochenende sei die Entscheidung gefallen, eine Mahnwache in Nordkirchen anzustoßen, denn die Gruppe war sich einig: „Es ist wichtig, dass überall etwas ist; dass die Menschen überall protestieren können.“
Und trotz der Spontanität und der kurzfristigen Ankündigung am Montag kamen unzählige Nordkirchenerinnen und Nordkirchener auf dem Ludwig-Becker-Platz zusammen. Sie alle wollten Stellung beziehen und für den Frieden eintreten. Manche hatten gar Plakate dabei. Auf einem stand „Nordkirchen gegen Putins Krieg“.
Die Ukraine ist nicht weit weg
Auf den Holzbänken lag eine blau-gelbe Fahne, daneben eine Landkarte. „Damit die Kinder sehen, wie nah die Ukraine an uns Deutschland ist. Es sind nur zwei Flugstunden“, erklärte Neveling in ihrer kurzen Ansprache, in der sie nochmals an den Anlass der Mahnwache erinnert.

Bei der Mahnwache in Nordkirchen waren sogar einige Kinder dabei. © Stephanie Tatenhorst
Aber: „Wie Ernst es ist, brauche ich niemandem zu schildern. Das hören wir tagtäglich, von morgens bis abends in den Nachrichten.“ Ein paar Minuten sollte jeder leise wachen, für sich, einfach innehalten oder ein kleines Gebet sprechen. Danach war Gelegenheit für Gespräche.
„Ich wollte mich nur bedanken“, sagte eine ältere Dame da zu Dorothea Neveling. „Ich habe den Krieg mitgemacht, ich hätte Einiges zu erzählen“, sagte sie - und wurde dann doch unterbrochen vom Gesang einiger umstehender.
„Vielleicht gelingt es uns auch, ein kleines Lied anzustimmen“, hatte Neveling zum Ende ihrer Ansprache gehofft - und es gelang. „Wir wollen Frieden für alle“, erschallte es erst in einer kleinen Gruppe - und von Wiederholung zu Wiederholung stimmten mehr Menschen mit ein, bis am Ende nahezu jeder der 160 Anwesenden in der Runde sang. Etlichen Männern und Frauen stiegen da die Tränen in die Augen, und schnell ebbte der Gesang wieder ab. Doch nur kurz, um mit „Shalom“ und „Herr gibt uns Deinen Frieden“ fortgesetzt zu werden.
Jahrgang 1979, aufgewachsen und wohnhaft in Bergkamen. Magister-Studium in Münster in Soziologie, Wirtschaftspolitik und Öffentlichem Recht. Erste Sporen seit 1996 als Schülerpraktikantin und dann Schüler-Freie in der Redaktion Bergkamen verdient. Volontariat und Redakteursstellen im Sauerland sowie Oldenburger Münsterland. Seit zehn Jahren zurück in der Heimat und seit Mai 2022 fest beim Hellweger angestellt.
