
© dpa
Blick nach Greiz zeigt - Lockerungen sind nicht selbstverständlich
Coronavirus
Aktuell gibt es nur noch zwei Kreise in Deutschland, die den 50er-Grenzwert überschreiten. Coesfeld ist einer von ihnen. Ein Blick nach Greiz zeigt: Lockerungen sind nicht selbstverständlich.
In ganz Deutschland gibt es nur noch zwei Kreise, die aktuell die Grenze von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen überschreiten. Das ist zum einen der Kreis Coesfeld mit einer Zahl von 67,3 Neuinfektionen (Stand Freitag gemäß Robert-Koch-Institut) sowie der Landkreis Coburg in Bayern mit einem Wert von 54,1.
Seitdem dieser so genannte Notfallmechanismus festgelegt worden ist, haben ihn auch andere Kreise und kreisfreie Städte überschritten. Die Stadt Rosenheim in Bayern, der Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein und die Kreise Sonneberg und Greiz in Thüringen. Greiz war der erste Kreis in Deutschland, der den Wert überschritt. Nun liegt er am Freitag mit einem Wert von 48,9 knapp unter der Grenze. In Sonneberg liegt der Wert bei 46,3.
Für Greiz und Sonneberg bleibt es bei Einschränkungen
In den beiden Kreisen hatten Ausbrüche in Kliniken und Seniorenheimen die Zahl der Corona-Neuinfektionen nach oben getrieben. Beschränkungen wird es hier aber dennoch weiter geben. Während in anderen thüringischen Kreisen seit Freitag wieder gastronomische Betriebe für ihre Gäste geöffnet sind, dürfen in Greiz und Sonneberg die Restaurants nur in der Außengastronomie öffnen - das gilt für zwei weitere Wochen.
Aus den Daten, die die Kreise geliefert hätten, sei auch weiterhin ersichtlich, dass die Werte überschritten werden würden, heiß es dazu am Donnerstag aus dem Gesundheitsministerium in Thüringen. „Es gibt keine starren Szenarien. Wir müssen uns immer den Einzelfall anschauen, um dann klare und begründbare Entscheidungen zu treffen, die auch verhältnismäßig sind“, so die thüringische Gesundheitministerin Heike Werner. Dort werde man Anfang der Woche erneut auf das Geschehen schauen.
Hoffen auf Lockerungen
Wie in Nordrhein-Westfalen mit dem immer noch einzigen Kreis weiterverfahren wird, der die 50er-Grenze gerissen hat, ist am Freitagmittag weiterhin unklar. Das Gesundheitsministerium sagt zu diesem Zeitpunkt noch keine Entscheidung für Freitag fest zu. Auch der Kreis ist in Wartestellung. Ob noch am Freitag eine Entscheidung fällt? „Wir hoffe es“, sagt Wolfgang Heuermann vom Kreis Coesfeld.
Coesfelds Landrat Christian Schulze Pellengahr hatte sich noch am Donnerstagabend für eine zeitnahe Entscheidung aus Düsseldorf ausgesprochen.„Ich gehe davon aus und wünsche mir sehr, dass die Landesregierung die seit Montag bestehenden Lockerungen nun auch für den Kreis Coesfeld vorsehen wird“, so Schulze Pellengahr in einer Mitteilung.
Kreis wartet noch auf Ansage vom Land
Auch wie es für das Unternehmen Westfleisch weitergehen wird, ist am Freitagmittag noch nicht abschließend geklärt. Das Unternehmen hatte ein Hygienekonzept vorgelegt, bei diesem gebe es aber noch offene Fragen, hatte der Kreis mitgeteilt. Wenn Westfleisch die Antworten schnell genug nachliefere und diese keinen Grund für weitere Beanstandungen bieten oder sich weitere Fragen stellen, sei eine Öffnung in der kommenden Woche aber nicht ausgeschlossen, so Heuermann. Die Betonung liegt aber auf „wenn“.
Die vorläufige Schließung des Betriebs Westfleisch gilt noch bis einschließlich Montag, 18. Mai. Durch die vielen Infektionen in dem Unternehmen war auch die Zahl im Kreis Coesfeld sprunghaft angestiegen. Mit Stand vom Donnerstagabend gelten 268 Westfleisch-Mitarbeiter aus Coesfeld als mit dem Coronavirus infiziert, 662 Tests waren negativ. Rund 100 Testergebnisse stehen noch aus.
Klar ist aber zumindest: Die Zahlen haben sich positiv entwickelt. Während der Kreis Coesfeld Anfang der Woche noch bei einem Wert von über 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in der letzten Woche stand, nähert er sich dem Grenzwert jetzt immer weiter an.
Ich bin neugierig. Auf Menschen und ihre Geschichten. Deshalb bin ich Journalistin geworden und habe zuvor Kulturwissenschaften, Journalistik und Soziologie studiert. Ich selbst bin Exil-Sauerländerin, Dortmund-Wohnerin und Münsterland-Kennenlernerin.
