Die Nordkirchener Tagesmütter Laura Weber (von links), Britta Krömann und Estela Lisica wünschen sich eine Gleichstellung mit den Kindergärten. © Estela Lisica

Kinderbetreuung

„Kitas werben uns die Kinder ab“: Eine Nordkirchener Tagesmutter erzählt

Tagesmutter zu sein ist ihre Berufung. Doch die Strukturen, unter denen sie arbeitet, machen ihr und den Kolleginnen das Leben schwer. Das erzählt eine Nordkirchener Tagesmutter und gibt Einblicke.

Nordkirchen

, 26.05.2022 / Lesedauer: 3 min

Estela Lisica ist mit Leib und Seele Tagesmutter. Über 50 Kinder hat sie schon betreut, seit sie 2008 angefangen hat. Kinder, die bei ihr sprechen und laufen gelernt haben. „Die Kinder zeigen uns bedingungslose Liebe. Das macht es zu meiner Berufung.“ So gerne sie als Tagesmutter auch arbeitet, so sehr wünscht sie sich aber auch andere Strukturen der Kinderbetreuung.

Ein zwei Monate altes Baby war bisher das jüngste, um das sie sich kümmerte. Offiziell dürfen die Kinder bei Tageseltern bleiben bis sie drei sind - oft werden sie aber früher von den Kindergärten „abgeworben“, wie Lisica es nennt. Das ist der Wermutstropfen bei ihrer Arbeit. „Mit drei Jahren müssen die Kinder in den Kindergarten“, erklärt die 47-Jährige. „Durch uns Tagesmütter dürfen sie dann nur noch in den Randzeiten betreut werden. Es ist aber so, dass die Kindergärten schon lange vor dem dritten Geburtstag um die Kinder werben.“

Auch Plätze für Ältere

Weil die Kindergärten für unter-drei-jährige Kinder mehr Geld bekommen, kämpften sie offensiv um die Kleinen. „Immer wird behauptet, dass die Eltern einen Platz nehmen müssen, sobald sie ihn kriegen, sonst sei er anderweitig vergeben. Das ist aber nicht so. Auch Dreijährige bekommen noch einen Platz.“

Und das, wo sie als Tageseltern die Experten für die Kleineren seien, kommentiert Tagesmutter Lisica. „Allein schon durch die Ruhe und Zuwendung, die wir geben können.“ Denn eine Tagesmutter oder ein Tagesvater betreut maximal fünf Kinder gleichzeitig. „Ich würde so gerne Hand in Hand mit den Kindergärten arbeiten“, sagt die Nordkirchenerin. „Das wünsche ich mir für die Zukunft.“

Kollegin Laura Weber bekräftigt: „Es ist sehr schön, als Tagesmutter zu arbeiten. Aber manche Sachen machen es ein bisschen schwierig. Vor allem die Kindergärten, die uns die Kinder streitig machen.“ Dabei überwiegen die Vorteile einer Tagesmutter bei den Unter-Dreijährigen. „Es ist für die Kinder ähnlich, als würden sie bei Mama bleiben. Aber die Kindergärten setzen die Eltern extrem unter Druck, sie würden später keinen Platz mehr bekommen.“

Beide Tagesmütter können sich übrigens nicht darüber beklagen, dass sie ihre Plätze nicht gefüllt bekämen. Darum gehe es nicht.

Aktuell werden 17 Kinder in Nordkirchen in vier Kindertagespflegen betreut. Bis Ende 2022 werden zwei weitere hinzukommen, während eine der älter eingesessenen in Mutterschutz geht. „Grundsätzlich konnten die in Kitas angemeldeten Kinder in Nordkirchen und Südkirchen in den Kindertageseinrichtungen versorgt werden“, informiert Kreis-Sprecher Christian Schwarz. „In Capelle mussten ein paar Kinder auf Angebote der Kindertagespflege verwiesen werden. Um den Bedarf an Kita-Plätzen zu decken, wird in Nordkirchen die Katholische Kita St. Mauritius um zwei Gruppen erweitert. In Südkirchen ist zukünftig ebenfalls eine neue zweigruppige Einrichtung geplant. Insgesamt liegt die Nachfrage für u3-Plätze in Nordkirchen gemessen an der Anmeldequote über dem kreisjugendamtsweiten Durchschnitt und ist insbesondere in Südkirchen sehr hoch.“

Ungerechte Unterschiede

Ein weiterer Faktor, der Estela Lisica als Kindertagespflege ihre Stellung gegenüber den Kindertageseinrichtungen schwer macht, ist die Vergütung. Im Gegensatz zu einer Betreuung im Kindergarten müssen Eltern bei einer Betreuung in der Kindertagespflege einen Arbeitsnachweis erbringen, wenn sie ihr Kind über 35 Stunden betreuen lassen wollen. „Die Kindergärten werden einfach anders bezuschusst“, erklärt Lisica, „das ist uns gegenüber eigentlich nicht fair." Wenn Eltern zum Beispiel nur vier Tage arbeiteten, ginge es nicht, ihr Kind einen Tag mehr zur Tagesmutter zu bringen, ohne dass sie arbeiten müssen. „Den Tag zusätzlich müssten sie aus eigener Tasche zahlen“, erklärt Lisica. „Da geben manche Eltern ihre Kinder lieber in den Kindergarten, wo man das nicht nachweisen muss.“

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