Architekt Thomas Buhl kann Fortschritte auf der Baustelle des ehemaligen Hauses Westermann vermelden.

Architekt Thomas Buhl kann Fortschritte auf der Baustelle des ehemaligen Haus Westermann vermelden. © Weitzel/Goldstein

Bauarbeiten am Haus Westermann in Nordkirchen: „Ein Problem jagt das nächste“

rnHaus Mühlenstraße

Die Wände auf der Baustelle des ehemaligen Hauses Westermann in der Nordkirchener Mühlenstraße wachsen in die Höhe. Der Ukraine-Krieg sorgt aktuell aber für Probleme bei der Planung.

Nordkirchen

, 10.05.2022, 07:10 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es tut sich was in der Mühlenstraße, wo die Baustelle auf dem Grundstück des ehemaligen Hauses Westermann schon seit Langem das Straßenbild prägt. Wo sich bis vor wenigen Tagen nur der alte Keller des traditionsreichen Gebäudes zeigte, ziehen Bauarbeiter nun schon erste Wände in die Höhe. Der Bauherr zeigt sich zufrieden – warnt aber auch vor kommenden Herausforderungen.

„Mit dem schönen Wetter sind die Bauarbeiten auch wieder in vollem Gange“, berichtet Architekt Thomas Buhl. Der Unternehmer will neben einem barrierefreien Wohnprojekt mit zwei Wohngruppen für ältere und jüngere Menschen auch das Tourismusbüro der Gemeinde Nordkirchen im neuen Haus an der Mühlenstraße unterbringen.

Arbeiten an mehreren Stellen

Zuletzt stockte das Bauvorhaben allerdings etwas. „Während des Winters war ich mit dem Fortschritt nicht zufrieden“, gibt Buhl zu. Das lag unter anderem an dem schlechten Wetter, wie Buhl schon im März im Gespräch mit der Redaktion verriet. Damals musste der Boden unter dem Haus noch nachverdichtet werden, bevor der Bau der nächsten Etagen begonnen werden konnte.

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In einem Bereich des Hauses werde auch noch am Keller gearbeitet, so Buhl, während nun an anderer Stelle bereits die ersten Wände des Erdgeschosses hochgezogen werden. Thomas Buhl erklärt die Hintergründe: „Wenn an einem Teil des Hauses Baumaterial fehlt, können wir an einem anderen Teil weiterarbeiten.“

Neben dem Wetter bereitete der Baustoffmangel dem Architekten zuletzt Sorgen. Den führt Buhl aktuell auf zwei Dinge zurück: auf den schon länger anhaltenden „Bauboom“ und den Ukraine-Krieg.

Stahl kommt aus Mariupol

Vor allem bestimmte Stahlerzeugnisse seien aktuell nicht leicht zu bekommen. „Eines der wesentlichen Stahlwerke ist das in Mariupol“, berichtet Buhl. Die Stahlfabrik ist in dem Krieg die letzte Bastion des ukrainischen Militärs in der zerstörten Hafenstadt. Somit muss sich Buhl aktuell mit dem begnügen, was auf dem Markt noch verfügbar ist.

Entgegen seiner Befürchtungen sei es weniger problematisch gewesen, an Dämmmaterial für das Haus zu kommen. Auch beim Personal sieht er sich – trotz hoher Auslastung des Handwerker-Marktes – gut aufgestellt: „Die Leute, die wir brauchen, hatten wir immer da.“

Historische Bilder auf den Bauzäunen zeugen von einer vergangenen Zeit.

Historische Bilder auf den Bauzäunen zeugen von einer vergangenen Zeit. © Günther Goldstein

In wenigen Tagen sollen Betonelemente für Wand und Decke angeliefert werden. Die fünf Zentimeter dicke Filigrandecke soll dann mit einer etwa 15 Zentimeter dicken Betonschicht verstärkt werden. Die Wände werden letztlich etwa 30 Zentimeter stark sein.

Abschluss bis Jahresende möglich

Zum weiteren Zeitplan sagt Buhl: „Es hat aktuell keinen Sinn, weiter als zwei Monate zu planen.“ Dafür gebe es zu viele Unwägbarkeiten, die sich nicht beeinflussen ließen. „Wir haben letztes Jahr noch geglaubt, Corona ist unser einziges Problem. Dann hat der Krieg gezeigt, dass dem nicht so ist. Ein Problem jagt das nächste.“

Das selbst gesteckte Ziel aus dem März, den Bau bis zum Jahreswechsel abgeschlossen zu haben, ist trotzdem noch nicht vom Tisch: „Ich sehe das noch als möglich an.“ Für Thomas Buhl gilt aber: „Man muss ein Problem nach dem anderen lösen.“

Seit einigen Tagen ziert die Baustelle an der Mühlenstraße neben dem Haus selbst ein Blick in die Historie, der die Entwicklung des Standortes aufzeigt – auf Plakaten gedruckt und an Bauzäunen angebracht. Zudem ermöglichen historische Fotos vom Bürgerhaus, der Mühle Kappenberg und anderer Gebäude einen Spaziergang in die Nordkirchener Vergangenheit. „Hubert Kersting vom Heimatverein ist mit dieser Idee an mich herangetreten und ich fand sie auf Anhieb gut“, berichtet Buhl. Er unterstützte das Vorhaben finanziell – so wie weitere Spender auch. Bis zum Bauabschluss lässt sich das Ergebnis in der Mühlenstraße betrachten.