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Kinderpornografie im Kreis Coesfeld: Polizei sichtet unglaubliche Datenmenge
Kinderpornografie
Die Zahl der Sexualstrafen ist im Kreis Coesfeld im Jahr 2021 gestiegen. Ein Straftatenbereich sticht dabei besonders heraus.
Sexualstraftaten. Was zählt eigentlich dazu? Kriminaloberrat Guido Meinert skizzierte das während der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik der Kreispolizeibehörde Coesfeld für das Jahr 2021: „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung lasen sich definieren aus dem Strafgesetzbuch. Es geht da um sexuellen Missbrauch, auch um Exhibitionismus et cetera.“ Vergewaltigung und sexuelle Nötigung gehören ebenfalls dazu. Aber was die Steigerung der Fallzahlen um 18,64 Prozent von 2020 (236 Fälle) auf 2021 (280 Fälle) am meisten ausmache, liege an einem besonderen Bereich, nicht nur im Kreis Coesfeld, sondern auch landesweit. Das sei der Fall der Kinderpornografie. Also der Besitz, das Verschaffen und das Verbreiten pornografischer Erzeugnisse.
Waren es 2020 noch 93 derartiger Straftaten, auf die die Polizei gestoßen war, seien es 2021 insgesamt 139 Straftaten in diesem Bereich gewesen. „Von diesen 139 Fällen waren 93 Fälle Kinderpornografie“, führt Meinert aus. 30 Fälle der Jugendpornografie; die Grenze liege bei 14 Jahren. Tier- und Gewaltpornografie seien Straftaten, die ebenfalls in die Statistik einfließen. Pornografische Erzeugnisse können Filme und Bilder sein, führt der Kriminaloberrat als Beispiele auf.
Große Herausforderungen
„Das stellt uns vor große Herausforderungen“, erklärt Guido Meinert. „Zum einen, weil es die Sachbearbeiter emotional belastet. Zum anderen, weil es die Sachbearbeiter in ihrer Ressource Zeit belastet.“ Die Zahl von Verfahren sei immer gekoppelt mit einer hohen Zahl von sichergestellter Datenmenge. Die Zahl, die der Kriminaloberrat nennt, ist irgendwie kaum zu glauben: „Das sind derzeit knapp 90 Terrabyte, die wir in der Kreispolizeibehörde auswerten. Das ist verdächtiges Material in dem Sinne, dass es sichergestellt wurde.“ Die Auswertung zeige dann, welche Daten den Beschuldigten letztendlich zur Last gelegt werden können.
Vier Beamte der Kreispolizeibehörde und zwei Regierungsbeschäftigte sind damit beschäftigt, die Daten zu sichten. Um die emotionale Belastung auffangen zu helfen, werde den betreffenden Mitarbeitern werde regelmäßig Supervision angeboten, versichert der Kriminaloberrat.

Die Polizei Niedersachsen ist in Sachen Künstlicher Intelligenz, die den Menschen bei der Suche nach strafbarem Datenmaterial hilft, bereits auf dem Weg. © picture alliance/dpa
Bleibt noch die zeitliche Belastung der Mitarbeiter. Angesichts dieser Datenmenge eine Mammutaufgabe. „Jedes Bild, jede Videodatei muss gesichtet werden.“ Es gebe Entwicklungen in Richtung künstlicher Intelligenz. Es gebe aber noch kein Computerprogramm, das mal eben durchlaufe, um dann zu sagen, welche Dateien strafbar sind oder nicht. „Es gibt bei der Polizei Niedersachsen ein Programm, das aber noch weiterentwickelt werden muss, weil es noch gewisse Schwächen aufzeigt“, führt Guido Meinert aus.
Die gute Nachricht: Der Mitarbeiterstamm in dem Bereich werde demnächst aufgestockt. „Das sind aber immer noch zu wenig, weil die Tendenz der Straftaten steigend ist.“ Die Aufklärungsquote bei den Sexualstraftaten insgesamt ist von 90,68 Prozent im Jahr 2020 auf 86,43 Prozent im Jahr 2021 gesunken.