
© Laura Höcke
Impfzentrum in Dülmen: Nordkirchenerin liefert Blick hinter die Kulissen
Corona-Impfung
Fast 3000 Corona-Impfungen sind bislang im Impfzentrum Dülmen verabreicht worden. Eine der Helferinnen ist Apothekerin Laura Höcke aus Nordkirchen. Sie liefert einen Blick hinter die Kulissen.
Für Apothekerin Laura Höcke aus Nordkirchen ist es kein alltäglicher Einsatz: Gemeinsam mit Mitarbeitern aus ihrem Team der Bären-Apotheke hilft die 38-Jährige derzeit im Impfzentrum des Kreises Coesfeld in Dülmen. Die Aufgabe der Apothekerin und der Pharmazeutisch-Technischen Assistenten (PTA) ist es, die Impfstoffe so aufzubereiten, dass sie verimpft werden können. Gerade bei einem der Impfstoffe sei das eine komplexe und anspruchsvolle Aufgabe.
Die Rede ist vom Corona-Impfstoff der Hersteller Biontech/Pfizer. Dieser muss auf Temperaturen zwischen -60 und -80 Grad Celsius heruntergekühlt werden, weil er beispielsweise bei Zimmertemperatur schnell zerfalle, wie Laura Höcke erklärt. Im Kühlschrank sei er nur wenige Tage haltbar.
Hinzu kommt, dass der Impfstoff auch empfindlich gegenüber Erschütterungen sei. „Man muss ihn behandeln wie ein rohes Ei“, sagt die Nordkirchenerin. Das spiele bei der Vorbereitung der einzelnen Impfdosen eine entscheidende Rolle. Der Impfstoff kommt nämlich nicht in fertigen Impf-Spritzen in die Impfzentren. Er muss vor Ort von Fachpersonal so vorbereitet werden, dass er gespritzt werden kann - einem Team aus einem Apotheker/einer Apothekerin und einem/einer PTA.
Der Impfstoff kommt in Ampullen, „Vials“ (Englisch für „Ampullen“) ist der Fachbegriff. In jeder Vial seien im Fall von Biontech sechst Impfdosen - 0,3 Milliliter pro Spritze, sagt Laura Höcke. Der Stoff könne dabei nicht einfach in Spritzen gezogen und direkt verimpft werden, erklärt die Apothekerin. Er werde zuvor mit einer sterilen Kochsalzlösung verdünnt und geschwenkt - nicht zu stark, weil der Impfstoff eben empfindlich auf Erschütterungen reagiert.

Vor allem der Impfstoff der Hersteller Biontech/Pfizer seien sehr anspruchsvoll im Umgang und empfindlich "wie ein rohes Ei", berichtet die Apothekerin Laura Höcke. © Laura Höcke
Das Zweier-Team wird morgens informiert, wie viele Impftermine es für den jeweiligen Tag gibt. Die Impfdosen werden entsprechend der Anzahl der Impflinge passgenau hergestellt. Die Aufgabe im Impfzentrum beschreibt Laura Höcke als „eine sehr sehr große Verantwortung“. Das merke man vor Ort in Dülmen auch allen Helfern an, berichtet sie. Es kommt auf jede einzelne Impfdosis an.
Deshalb ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit auch die Dokumentation der Arbeitsschritte, sagt die Apothekerin. Es werde genau festgehalten, wann der Impfstoff entnommen wurde, welches einzelne Vial, wann der fertig gemischte Impfstoff verdünnt und hergestellt wurde.
Auch, wenn man es annehmen könnte: Laura Höcke selbst und ihr Team sind nicht gegen Covid-19 geimpft. Das Zweierteam arbeitet in einem, wie sie sagt „abgeschotteten Raum“, mit FFP2-Schutzmasken und unter einem Schutzkittel aus Plastik. Das mache ihre Arbeit auch körperlich durchaus anstrengend: „Wir müssen uns bei unserer Arbeit kaum bewegen. Wenn man sich nun vorstellt, dass man mit dieser Schutzausrüstung als Arzt, Ärztin, oder Pflegerin und Pfleger auf einer Intensivstation wirklich körperlich arbeiten muss, bekommt man eine Idee davon, wie anstrengend das ist“, sagt Höcke.
Den Impf-Ablauf in Dülmen beschreibt die Apothekerin als „sehr gut vorbereitet und organisiert“. Die Impflinge seien nur sehr kurz dort, die Impfstraßen seien so angelegt, dass sich niemand begegne und maximale Abstände möglich seien.
Dass es schon jetzt mehrere Impfstoffe - in Dülmen wird neben Biontech/Pfizer auch der Impfstoff des Herstellers AstraZeneca gespritzt - empfindet die 38-Jährige als „großes Glück“. „Ich hoffe, dass die Leute sehen: Es ist eine Veränderung in Sicht“, sagt Höcke. Kritisch sieht sie hingegen die Diskussion über „Nebenwirkungen“: Das sei an sich schon der falsche Begriff. Nebenwirkungen seien unerwünschte Erscheinungen. Bei den zurzeit oft geschilderten Beschwerden handle es sich vielmehr um Reaktionen des Immunsystems auf den Impfstoff. „Wir geben dem Körper einen Anreiz, auf die Krankheit anzuspringen“, erklärt Höcke. Solche Reaktionen seien normal: „Das Immunsystem arbeitet und ist fleißig.“