Diese Entscheidung war nicht von langer Hand geplant, sondern fiel kurzfristig: Der Getränkevertrieb Ansinn schließt seinen Betrieb an der Aspastraße in Nordkirchen zum Jahresende nach insgesamt 60 Jahren Geschäftstätigkeit in zwei Generationen.
„Wir sind immer gewachsen, ein Zurück gab es in 60 Jahren nie. Stillstand bedeutet Rückschritt“, schildert Geschäftsführer Michael Ansinn das Motto für Ansinn. Doch das bedeutet für den 63-Jährigen und seine Schwester Sabine Nieländer-Ansinn, die gemeinsam mit ihm den Betrieb führt, auch: Der nächste Schritt müsste jetzt folgen. „Wir müssten dringend in einen neuen Fuhrpark und größere neue Hallen investieren, das ist in unserem Alter nicht sinnvoll. Dazu kommen massive Personalprobleme in der Auslieferung“, nennt er die Gründe für die Entscheidung.
Früh im Betrieb dabei
Von der kleinen Spirituosenfirma, die ihre Eltern 1963 in Lünen übernahmen, bis zu dem Getränkehandel mit dem Markt an der Aspastraße und über 1000 regelmäßigen Kunden war es ein weiter Weg. Neben 450 Handels- und Tankstellenkunden belieferte Ansinn vor allem auch viele Heimdienstkunden, also Menschen, die selbst nicht die schweren Kisten tragen können und wollen. „Ihr könnt das doch nicht machen, wer trägt uns jetzt die Sachen nach Hause?“, habe einer der Stammkunden gesagt, als er von der Schließung erfuhr.
Für die beiden Geschwister war es keine leichte Entscheidung. Schließlich haben beide früh im elterlichen Betrieb mitgeholfen und wie selbstverständlich diesen schließlich übernommen. „Wir sind da eben reingewachsen, als kleiner Junge habe ich schon Schnapsflaschen abgefüllt“, erinnert sich Michael Ansinn. Mit einem Nachfolger habe man allerdings nie geplant. Denn die Entwicklung mache es den Getränkemärkten alles andere als leicht. „Fahrer zur Anlieferung findet man selten. Der entsprechende Führerschein ist für viele zu teuer“, schildert Sabine Nieländer-Ansinn. Dazu kommen Aspekte wie die Mauterhöhung, eine höhere CO2-Steuer, aber auch eine veränderte Wettbewerbslage.

Eigene Spezialitäten
In den großen Supermärkten werden Getränke mittlerweile vielfach unter dem Einkaufspreis im Sonderangebot verkauft. „Da können wir als kleiner Vermarkter mittlerweile schon lange nicht mehr mithalten“, sind sich die Geschwister einig. Auch die Aral-Tankstellen beliefert Ansinn mittlerweile anders als früher ausschließlich mit Bier. Alkoholfreie Einweg-Flaschen beziehen diese mittlerweile über einen Supermarkt. Lebensmittelhändler zählen heute kaum noch zu den Kunden und auch die Tankstellen könnten in den nächsten Jahren wegbrechen. „Wen will man nach Tankstellen noch beliefern? Das kann nicht die Lösung sein“, meint Michael Ansinn.
Auch die vielen treuen Stammkunden, die Ansinn weiterhin hat, sind wirtschaftlich kein entscheidender Faktor. Diese können an der Aspastraße auch die eine oder andere Spezialität kaufen. Passend zur Weihnachtszeit gibt es noch einen eigenen Glühwein oder für Silvester und andere Feste den eigenen Sekt „Schloss Nordkirchen“. „Man muss sich von anderen absetzen, darauf haben wir jahrelang hingearbeitet“, meint der Geschäftsführer beim Blick auf die letzten Flaschen.

Dank an treue Kunden
Emotional ist das Ende des Traditionsbetriebes für ihn und seine Schwester natürlich schon, obwohl sowohl sie als auch ihre Angestellten neue Aufgaben gefunden haben. „Die Kunden im Markt sind alle traurig und auch unsere Handelskunden sind natürlich nicht erfreut“, berichtet Sabine Nieländer-Ansinn. Denn immer mehr Getränkemärkte schließen insgesamt aus den genannten Gründen, sodass Lieferanten fehlen. „Wir möchten uns bei unseren Kunden, die uns jahrelang die Treue gehalten haben, ganz herzlich bedanken und wünschen ihnen weiterhin alles Gute“, möchten die Ansinns auf jeden Fall noch loswerden, ehe die Türen des Marktes sich am 30. Dezember zum letzten Mal schließen.

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