Wie kann man die queere Gemeinschaft unterstützen, ohne dass es „todernst“ wird und man ins ewige Diskutieren kommt? Das war die Frage, die sich Leon Stephan, Phil Hebben und Kevin Böhmer stellten. Die Antwort: ein Weißwein. „Ein Weißwein steht für etwas Geselliges, Spaßiges. Er ist nicht schwer, sondern eher etwas Schickes, was man gern in der Runde trinkt“, erklärt Leon Stephan, der aus Südkirchen stammt. „50 Cent pro Flasche spenden wir an verschiedene Organisationen in der queeren Community.“
So entstand der Gedanke von Pride Wein – ein Wein als Repräsentanz und starkes Zeichen für die Gemeinschaft. Pride (engl. Stolz) ist der Begriff, der für die LBGTQAI+-Gemeinschaft steht. Die Abkürzung steht für die englischen Wörter Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual/Transgender, Queer, Asexual und Intersexual – alle sexuellen Orientierungen außerhalb der Heterosexualität.

„Starke Diskriminierung“
Es gibt mittlerweile den Pride Month, der dem Gedenken an den Stolz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender gewidmet ist. Zudem wird der Pride Day begangen. An dem Tag wird die LBGTQAI-Vielfalt am Arbeitsplatz gefeiert.
Leon, Phil und Kevin lieben Männer. Die drei lernten sich in Münster kennen. Leon und Philipp sind mittlerweile ein Paar und leben zusammen. Zusammen überlegten sie, wie sie etwas für die Gemeinschaft tun können. „Wir wollten, dass die Community für eine breite Masse sichtbar wird. Leider sind die Menschen dieser Gruppe in der Gesellschaft immer noch unterrepräsentiert und erleiden teilweise eine starke Diskriminierung“, erzählt Leon (24).
Über 1600 Euro gespendet
Das Projekt Pride Wein begann im Sommer 2021. Genau ein Jahr später feierten die drei Initiatoren ihren ersten großen Erfolg. Beim Christopher Street Day in Köln im Juni übergab das Trio eine Spende in Höhe von 500 Euro an das Bündnis Queere Nothilfe Ukraine – und das bei einem ganz offiziellen Empfang. „Das war ein prägendes Ereignis, woran wir uns auch jetzt noch gern erinnern“, berichtet der Südkirchener.
Zudem wurde der Wein an diesem Abend auch an die Gäste gespendet. Pro Glas wurden noch einmal 50 Cent an Spenden generiert. Insgesamt kamen so 1635,50 Euro zusammen. Eine Summe, die ein Leuchten in den Augen Leons auslöst.

Im Oktober konnte das Unternehmen 2000 Euro an das Track-Jugendzentrum und Beratungsstelle in Münster übergeben. Die Stätte schafft Freizeitangebote für queere Menschen im Alter von 14 bis 26 Jahren und. „Wir haben uns überlegt, dass wir unsere Spenden an verschiedenen Organisationen – immer auch situationsbedingt – verteilen. So sind wir flexibel und können die Spenden auch an Situationen wie den Ukraine-Krieg anpassen“, erklärt Leon, der Erziehungswissenschaften und Soziologie im Bachelor studiert hat.
Den Wein gibt es mittlerweile in einigen Lokalen und Restaurants in Münster zu kaufen. Und auch ein Rewe-Supermarkt bietet das sprudelige und fruchtige Getränk mittlerweile an. Darüber hinaus kann man den Wein auch im Onlineshop unter pride-wein.de für 6,95 Euro pro Flasche zuzüglich Versand erwerben.

Alle drei arbeiten nebenberuflich für Pride Wein. Leon studiert Soziologie im Master, Kevin ist im Einzelhandel tätig und Philipp leitet eine Maschinenbau-Firma. Als wäre das Wein-Projekt nicht schon zeitaufwendig genug, organisiert das Trio seit Oktober dieses Jahres auch noch eine Partyreihe. Jeden dritten Freitag im Monat wird im Club „Fusion“ unter dem Motto „Pride im Fusion“ gefeiert. „Pro Ticket werden 50 Cent gespendet“, sagt der Südkirchener.
Und wie gehts weiter? Vielleicht kommen demnächst noch ein oder zwei weitere alkoholische Getränke im Sortiment hinzu, deutet Leon an. Aber im Moment seien alle drei gut beschäftigt, Gespräche mit weiteren Lokalen in Münster, aber auch Supermärkten laufen. Eine Ausbreitung ist also geplant. Schließlich soll die Botschaft für die Gemeinschaft weiterhin in die Welt getragen werden.
