Warum sich inzwischen mehr Geimpfte als Ungeimpfte im Kreis Coesfeld infizieren

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Warum sich inzwischen mehr Geimpfte als Ungeimpfte im Kreis Coesfeld infizieren

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Der Kreis Coesfeld veröffentlicht regelmäßig die Zahl der Geimpften unter den Neuinfektionen. Ihre Zahl ist inzwischen höher als die der Ungeimpften. Das lässt sich leicht erklären.

Olfen, Nordkirchen

, 24.11.2021, 08:22 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Infektionszahlen im Kreis Coesfeld steigen rasant. Was sich mittlerweile auch geändert hat, ist der Anteil von Geimpften und Ungeimpften unter den Neuinfizierten. Wie ist das zu erklären? Dazu Fragen und Antworten.

? Wie ist aktuell der Anteil an Geimpften und Ungeimpften unter den neu mit Corona Infizierten?

Der Kreis Coesfeld veröffentlicht dazu inzwischen einmal wöchentlich eine Übersicht. Dabei fällt auf: Der Anteil der geimpften Personen unter den Infizierten ist schon länger deutlich höher, als anders herum. In der Woche vom 11. Oktober bis 17. Oktober befanden sich unter 36 neu infizierten Menschen noch 19 Ungeimpfte und 17 Geimpfte. Prozentual gesehen gab es hier also mehr Ungeimpfte unter den Neuinfektionen. In den Folgemeldungen überwog aber immer der Anteil der Geimpften. In der aktuellsten Meldung vom 22.11. waren von 308 Infektionen der Vorwoche, 188 Menschen geimpft, 91 nicht geimpft und bei 29 Menschen war unklar, ob sie geimpft waren oder nicht.

? Bedeutet das nun, dass die Impfung nicht wirkt?

Nein, das bedeutet das nicht. Von Anfang an wurde darauf hingewiesen, dass der Impfstoff nicht zu 100 Prozent vor einer Infektion schützt. Der Impfstoff wirkt wie angegeben. „Da kein Impfstoff eine Impfeffektivität von 100% aufweist, ist auch bei vollständig geimpften Personen mit sogenannten Impfdurchbrüchen zu rechnen“, schreibt das Robert-Koch-Institut dazu.

? Okay, aber warum gibt es dann immer mehr geimpfte Personen, die sich infizieren. Warum übersteigt ihre Zahl die der Ungeimpften?

Auf den ersten Blick wirkt das erschreckend. Die Zahlen sind aber mathematisch zu erklären. „Wenn der Anteil der Geimpften in der Population steigt, dann steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass unter allen Personen, die sich infizieren bzw. erkranken, mitunter Geimpfte betroffen sein können“, schreibt das RKI.
Dazu ein Beispiel: Angenommen in einem Ort lassen sich 99 Menschen impfen und einer nicht. Wenn nun die ungeimpfte Person sich mit Corona-Infiziert und 20 der geimpften Personen sich infizieren (weil der Impfstoff nicht zu 100 Prozent vor einer Infektion schützt), dann sind viel mehr Geimpfte unter den Infizierten. Prozentual gesehen haben sich aber von allen Geimpften nur etwa 20 Prozent infiziert, während sich 100 Prozent der Ungeimpften infiziert haben. Gäbe es eine Impfquote von 100 Prozent wäre jede Infizierung ein Impfdurchbruch.



? Wie hoch ist eigentlich die Impfqote im Kreis Coesfeld?
Im Kreis Coesfeld lag die Impfquote laut Kreis am 23.11. bei 69,48 Prozent der Gesamtbevölkerung. Bei den Impfberechtigten - also bei allen über 12 Jahren - liegt die Impfquote bei 78,48 Prozent.

? Und wie gut schützt die Impfung nun vor einer schweren Erkrankung?

Auch dort schützt sie nicht zu 100 Prozent. Aber: Die Impfstoffe von Biontech, Moderna und Astrazeneca schützen laut RKI nach derzeitigem Stand zu 90 gegen eine schwere COVID-19-Erkrankung (z. B. Behandlung im Krankenhaus) und haben eine Wirksamkeit von etwa 75 Prozent gegen eine symptomatische SARS-CoV-2-Infektion mit Delta. Geimpfte haben also eine 90 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit nicht auf der Intensivstation zu landen, als Ungeimpfte. Beim Impfstoff von Johnsen & Johnsen zeigte sich bei der Delta-Variante laut RKI allerdings eine deutlich geringere Wirksamkeit gegen schwere Verläufe. Sie liegt gegenüber Ungeimpften nur bei 70 Prozent. Auch der Schutz gegen eine Infektion liegt bei Johnson & Johnson nur bei 60 Prozent. Hier gab es mehr Impfdurchbrüche. Deshalb wird besonders für Johnson & Johnson-Geimpfte gerade eine zweite Impfung mit einem mRNA-Impfstoff (wie Biontech oder Moderna) empfohlen.