Ein Bild mit Symbolkraft: SPD-Ratsvertreterin Petra Schröer begrüßte den Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz 2017 bei dessen Besuch in Capelle mit Blumen. Blumen bekam Scholz auch am Mittwoch, 8. Dezember, nachdem er zum Bundeskanzler gewählt worden war.

© Arndt Brede (Archiv)

Als der jetzige Bundeskanzler Olaf Scholz zu Besuch in Capelle war

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Es ist womöglich nur eine Randnotiz in seinem Leben, aber der neue Bundeskanzler Olaf Scholz hat einst bewiesen, dass er bodenständig ist. In Capelle.

Capelle

, 08.12.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es sind 1716 Tage vergangen, seit der am Mittwoch, 8. Dezember, frisch gewählte Bundeskanzler Olaf Scholz in Capelle zu Gast war. Kann sich irgendjemand noch daran erinnern? An den Grund seines Besuches? An die Themen, über die an diesem Tag in Capelle gesprochen wurden? Die Redaktion war damals auch dabei. Als wohl noch niemand ahnte, dass der Mann, der damals Ehrengast war, einmal das wichtigste politische Amt in der Bundesrepublik bekleiden würde.

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Es war der 17. April 2017. Ein Freitag. Ein recht kalter Tag. Zwischen fünf und neun Grad. Grau, wolkig. In Capelle – genauer: auf dem Schulhof der Grundschule Capelle – hatten sich Gemeindespitze und Vertreter der Nordkirchener SPD eingefunden und warteten. Auf Olaf Scholz. Der war damals bereits ein anerkannter Bundespolitiker. Zum Zeitpunkt seines Besuchs in Capelle war er Kreis- und Landesvorsitzender der Hamburger SPD. Er war stellvertretender Bundesvorsitzender der Sozialdemokraten. Und er war Erster Bürgermeister von Hamburg.

Und nun stieg er an diesem April-Freitag im Jahr 2017 aus einer schwarzen, glänzenden BMW-Limousine. Blauer Anzug, weißes Hemd, blaue Krawatte. Wegen der Kälte schlug er sich einen grauen Schal um den Hals, zog sich einen grauen Mantel an – und lächelte. Er begrüßte die, die ihn erwarteten, mit Handschlag. Die Sozialdemokraten Petra Schröer, Heiko Theiß, Winfried Jahnke, Lothar Steinhoff, Bernd Spelsberg, um nur einige zu nennen. Und Nordkirchens Bürgermeister Dietmar Bergmann sowie dessen Allgemeinen Vertreter Josef Klaas. Deren Expertise war an diesem Tag besonders gefragt.

Interesse am ländlichen Raum

Olaf Scholz hatte sich in seiner Funktion als Erster Bürgermeister der Stadt Hamburg auf den Weg gemacht, um nach Nordkirchen – und eben auch nach Capelle – zu kommen. Denn eines interessierte ihn damals sehr: das Bedürfnis der Menschen, in Würde dort alt zu werden, wo sie jahrzehntelang gelebt haben. Bedürfnisse, die in einer Weltstadt wie Hamburg nicht anders sind wie im ländlichen Bereich wie eben in Capelle. „In den Vier- und Marschlanden und Teilen des Alten Landes rund um Hamburg gibt es sehr ähnliche Entwicklungsfragen, wie sie sich in Capelle stellen“, sagte der hohe Gast. Weil Nordkirchen gerade für Capelle Antworten auf solche Fragen bereits gefunden hatte, nahm Scholz die Einladung der SPD gern an und kam nach Capelle.

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„Wir sind hier im Dorfpark Capelle“, erklärte Dietmar Bergmann Scholz. „Es geht uns darum, diesen zentralen Ort weiter zu entwickeln, hier eine neue Aufenthaltsqualität rein zu bringen. Denn der Dorfpark ist schon in die Jahre gekommen.“ Der Nordkirchener Bürgermeister skizzierte für seinen Hamburger Amtskollegen, wie sich der Dorfpark entwickeln solle: Dass am Standort des alten Pfarrhauses barrierefreies Wohnen ermöglicht werden solle. Das Gebäude stand damals bereits.

Lothar Steinhoff informierte Olaf Scholz dann über den Dorfverein Capelle und dessen Engagement. „Wir haben einen Aktionstag gehabt, um den Dorfpark ein wenig zu verschönern.“ Mit dem Schwerpunkt, dass alles ehrenamtlich geschehen sei. Eine Aussage, die die Augenbrauen des Olaf Scholz schon mal ein wenig in die Höhe hob. Wäre es möglich gewesen, dann wären die Brauen noch höher gestiegen, als Steinhoff vom damaligen Plan eines Dorfgemeinschaftshauses berichtete.

Humor bewiesen

Scholz, von jeher als sachlicher Mensch bekannt, zeigte an diesem Tag auch Humor. Als Petra Schröer vom Bemühen erzählte, einen Arzt zu gewinnen, eine Praxis zu errichten, warf lächelnd Scholz ein: „Sie wollen einen verhaften.“ Wohl wissend, dass es nicht einfach ist Ärzte dazu zu bewegen, aufs Land zu ziehen. Wobei Josef Klaas mit augenzwinkerndem Blick auf Olaf Scholz bemerkte: „Vielleicht ist Hamburg ja überversorgt und wir können bei der Ärztekammer was drehen.“

Bauamtsleiter Josef Klaas (r.) erläuterte dem damaligen Ersten Bürgermeister Hamburgs, Olaf Scholz, wie der Dorfpark entwickelt werden soll.

Bauamtsleiter Josef Klaas (r.) erläuterte dem damaligen Ersten Bürgermeister Hamburgs, Olaf Scholz, wie der Dorfpark entwickelt werden soll. © Arndt Brede (Archiv)

Petra Schröer war es dann auch, die die Frage aufwarf, ob es in Capelle etwas geben könnte, das besser sei als in Hamburg. „Und?“, fragte Scholz. „Wir finden bestimmt etwas“, sagte Petra Schröer. Antwort Scholz: „Da bin ich mir sicher.“ Und er fand etwas Positives mit Blick auf den Dorfpark Capelle: „Es ist schon ungewöhnlich, dass eine Grünfläche der Dorfmittelpunkt ist. Das habe ich schon mal im Urlaub erlebt.“

Scholz sagte an diesem Tag während des Ortstermins in Capelle nicht sehr viel. Was er aber sagte, war mit Blick auf ähnliche Entwicklungsaufgaben für den ländlichen Raum um Hamburg: „Was hier in Capelle passiert, finde ich sehr interessant und sehr schön.“

Ob ehramtliches Engagement der Bürger, wie es im Dorfverein Capelle sichtbar ist, auch auf den ländlichen Raum rund um Hamburg übertragbar sein könnte, wollte die Redaktion von Olaf Scholz wissen. „Mein Eindruck ist, dass Dinge sehr ähnlich sind. Die Frage, wie kann man sein Leben organisieren, wenn man älter wird, das ist etwas, das uns auch überall in der Stadt bewegt.“ Sprach‘s und verließ Capelle. Sein Lächeln war das, das er 1716 Tage später zeigen sollte.