Bügelbrett als Bett: Wiltrud Steinert kümmert sich um Geflüchtete
Wohnen in Nordkirchen
Vieles dreht sich um Wohnen, Arbeit und Sprache: Flüchtlingsbetreuerin Wiltrud Steinert berichtet über ihre ersten eineinhalb Jahre in Nordkirchen. Dabei entstehen auch Momente der Erheiterung.
Etwa 160 Geflüchtete aus rund 20 unterschiedlichen Nationen leben aktuell in der Gemeinde Nordkirchen. Darunter sind ganze Familien, aber auch viele Einzelpersonen. So unterschiedlich wie die Lebensgeschichten dieser Menschen sind auch die Herausforderungen, denen sie sich im Alltag in Nordkirchen stellen müssen.
Bei der Bewältigung dieser Herausforderung zu helfen, ist für Wiltrud Steinert Beruf und ein großes Stück auch Berufung. Für viele Geflüchtete in Nordkirchen ist sie die erste Ansprechpartnerin in fast allen Lebenslagen. Seit fast eineinhalb Jahren arbeitet die Sozialpädagogin in Nordkirchen als Flüchtlingsbetreuerin der DRK-Fachstelle Integration des Kreisverbandes Coesfeld. Ihr Büro liegt im Bürgerhaus.
Zahl der Zuweisungen nimmt in Nordkirchen zu
Häufig drehen sich die Beratungsgespräche um die zentralen Themen „Wohnen, Arbeit und Sprachkurse“, zählt Steinert auf. „Wohnen kommt dabei eigentlich an vorderster Stelle“, macht die Flüchtlingsbetreuerin deutlich. Die Wohnungslage in Nordkirchen sei prekär. Es sei schwierig, geeigneten Wohnraum zu finden, sowohl für Einzelpersonen als auch für Familien, die bereits Arbeit gefunden und eine langfristige Bleibeperspektive haben.
Das bestätigt auch Alina Kundt, Leiterin des Fachbereichs Bürgerservice, Familie und Soziales bei der Gemeinde: „Die Zahl der Zuweisungen von Geflüchteten nimmt auch in Nordkirchen zu“, berichtet sie. Die Gemeinde sei pausenlos auf der Suche nach geeignetem Wohnraum. „Wir hoffen bei unserer Suche auch auf die Unterstützung der Wohnungseigentümer“, sagt Alina Kundt. Wer der Gemeinde Wohnraum anbieten möchte, könne sich gerne im Rathaus melden, fügt sie hinzu.
Aber Wiltrud Steinert unterstützt nicht nur bei der Wohnungsvermittlung. Sie hilft bei der Suche nach einem Praktikumsplatz oder einem Job, Behörden-Angelegenheiten oder auch Fragen zu Rechnungen vom Mobilfunkanbieter.
Ein Geflüchteter wollte sich von ihr scheiden lassen
Auch ihr Smartphone erweist sich in anderen Bereichen als wertvolles Werkzeug. Bei Sprachbarrieren sorgt es – wenn auch nicht mit einem Dolmetscher vergleichbar – für erste Hilfe. Bis auf einige Ausfälle klappe das in den Gesprächen sehr gut, berichtet Steinert.
Die Ausnahmen – ein Geflüchteter, der sich laut Übersetzer-App von ihr scheiden lassen wollte, oder ein anderer, der angeblich auf einem Bügelbrett schlafe und einen neuen Schwamm brauche – sorgen dann erstmal für Erheiterung. Und auch diese Fälle hätten sich im zweiten Anlauf lösen lassen.
Im ersten Jahr ihrer Tätigkeit seien 70 Kontakte in der offenen Sprechstunde zustande gekommen. „Fast alle Menschen, die einmal in der Betreuungsstunde waren, nehmen das Angebot regelmäßig in Anspruch“, berichtet sie.
Infos
- Offene Sprechstunde im Bürgerhaus: Dienstag + Donnerstag 10 bis 12 Uhr
- Flüchtlingsberatung: Montag 14 bis 16 Uhr nach Terminabsprache im Store & more (Ludwig-Becker-Platz)
- Coaching der DRK-Fachstelle für junge Geflüchtete (18-27 Jahre): montags im Bürgerhaus nach Terminabsprache.