Zwei Museen nehmen Abels-Werke unter die Lupe
In Gelsenkirchen und Essen
Zwischen 1933 und 1968 kauften einige der Ruhrkunstmuseen Kunstwerke der Galerien Hermann und Aenne Abels. Bis jetzt ist nicht sicher, ob nicht einzelne Werke Juden während der Verfolgung von Nationalsozialisten entzogen wurden. Das Kunstmuseum Gelsenkirchen und das Museum Folkwang Essen gehen dem auf den Grund. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Ferdinand Ullrich (Sprecher Ruhrkunstmuseen, v.l.), Isabel Hufschmidt (Museum Folkwang), Katja Terlau (Provenienzforscherin), Christiane Wanken (Projektleiterin, Kunstmuseum Gelsenkirchen), Leane Schäfer (Direktorin Kunstmuseum Gelsenkirchen) und Hans-Jürgen Lechtreck (Stellvertretender Direktor Museum Folkwang) mit den Akten zu Werken, die untersucht werden.
Was ist Provenienzforschung? Die Provenienzforschung widmet sich der Herkunft von Kunstwerken. Sie soll im konkreten Fall Licht in die dunkele Frage bringen, woher die Bilder der Abels stammen.
Wer hat das Projekt initiiert? Das Kunstmuseum Gelsenkirchen und das Museum Folkwang Essen stellten einen Förderantrag an das Deutsche Zentrum für Kulturgutverlust, um zunächst einjährig Mittel zur Umsetzung der Spurensuche zu erhalten. "Essen und Gelsenkirchen sind die Keimzellen. Wir arbeiten aber natürlich mit den anderen Museen zusammen", sagt Leane Schäfer, Direktorin des Kunstmuseums Gelsenkirchen. Tatkräftige Unterstützung erhalten die Ruhrkunstmuseen aus Münster, Köln und Düsseldorf. Denn bei diesem einen Jahr soll es, wenn es nach dem Netzwerk geht, nicht bleiben.
Wer fördert das Projekt in welchem Umfang? Über 60000 Euro erhalten die beiden Museen vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste, zudem steuern Essen und Gelsenkirchen eine vierstellige Summe bei. Mit der Förderung wollen die Museen die Archive öffnen - mit Unterstützung einer Expertin aus Köln.
Wer ist federführend und forscht? Für das Provenienzforschungsprojekt konnten die beiden Museen Katja Terlau, Kunsthistorikerin und renommierte Provenienzforscherin, gewinnen. Sie kommt aus Köln - genauso wie die Abels. "Mir ist der Name Abels schon bei früheren Projekten begegnet", erklärt Terlau. Dass es keinerlei Nachlass der Kunstwerke gibt, macht die Forschung zu einem schwierigen Unterfangen. "Wir müssen die Herkunft von den Museen aus rekonstruieren: Wer waren die Kunden der Familie, wo kommen die Bilder her?", beschreibt Terlau die verschiedenen Ansätze.
Wie wird die Forscherin vorgehen? Katja Terlau werde sich zunächst die Vermerke auf dem Objekt ansehen, dann in die Bildakte im Archiv schauen und auch die Literatur zu den Künstlern studieren. So wolle sie immer weitere Kreise ziehen, erklärt sie. Über eine Datenbank "Galerien Abels" werden alle Rechercheergebnisse anschließend aufbereitet - zu einzelnen Werken und zum Gesamtbild. Denn neben individuellen Objektbiografien sind auch die Netzwerke der Galeristen Abels interessant, da das Wissen die Provenienzforschung nachhaltig unterstützen soll.
Wie viele Werke sind es? "Ob wir von einer drei- oder vierstelligen Zahl an Kunstwerken sprechen, kann ich nicht sagen", erklärt Terlau. Als problematisch wird ein Bild eingestuft, wenn es zwischen 1933 und 1945 den Besitzer gewechselt hat. Denn in dieser Zeit wurden Werke geraubt oder jüdische Künstler oder Kunsthändler gezwungen, ihre Werke zu verkaufen.
Um welche Werke handelt es sich? Auch das kann Christiane Wanken, Projektleiterin des Kunstmuseums Gelsenkirchen, nicht verraten. "Wir wollen immer einen Schritt voraus sein. Es ist noch nicht sicher, wie es um die Provenienz der Werke steht", sagt Wanken.