"Zwei-Mann-Orchester": Mechanisches Ungetüm mit 200 Klangkörpern
Oper im Musiktheater im Revier
Das "Zwei-Mann-Orchester" wurde 1973 in Donaueschingen uraufgeführt und zählt zu den absurdesten Stücken, die jemals erfunden wurden. Nun war Mauricio Kagels Oper im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen zu hören - mit Spielideen für mehr als 200 Klangkörper, die auf abenteuerlichste Weise bedient wurden.

Kagels »Zwei-Mann-Orchester« feierte mit Wilhelm Bruck und Matthias Würsch in Gelsenkirchen Premiere.
„Sie sitzen auf getrennten Podesten, weit voneinander entfernt, umringt von einem dichten, jedoch durchsichtigen Aufbau von Instrumenten, Schnüren, Pedalen, Antriebsrädern, Maschinenteilen, die von beiden Musikern, die während der gesamten Darbietung nicht aufstehen dürfen, durch Fäden, Stangen oder auch elektrisch betätigt werden“. So beschrieb Mauricio Kagel im Vorwort zur Partitur sein „Zwei-Mann-Orchester“, das 1973 in Donaueschingen uraufgeführt wurde und zu den absurdesten Stücken zählt, die jemals erfunden wurden.
Mechanisches Ungetüm
Wilhelm Bruck, einer der damaligen Spieler, und Matthias Würsch konstruierten das mechanische Ungetüm im Auftrag der Baseler Paul-Sacher-Stiftung 2011 neu und entwickelten dabei, im Sinne der Partitur, Spielideen für mehr als 200 Klangkörper, die sie auf abenteuerlichste Weise bedienen.
Nun steht dieses absurde Kunstwerk im Foyer des Musiktheaters im Revier in Gelsenkirchen vor den blauen Wänden Yves Kleins, als gehörte es genau so dahin. Gerade hier setzt es Assoziationen frei an die Kunst der 60er- und 70er-Jahre.
Erfindergeist
Zunächst mögen Idee und Aufführung von Wilhelm Bruck und Matthias Würsch skurril erscheinen, aber dann beginnt man, nachzudenken: Warum ein so hoher Aufwand an technischem Verstand und Erfindergeist für Ereignisse, die ins Sinnlose zu führen scheinen. Und schließlich, gerade durch dieses Stück, die Entdeckung, wie rasch wir uns davon weg ins digitale Zeitalter katapultiert haben.
„Zwei-Mann-Orchester“ wird auch an Vormittagen, in verkürzter Form, für Kinder und Schulklassen angeboten: Sie sollten darüber diskutieren; denn es dokumentiert den Aus- und Umbruch in die Zeit der Kinder. Man sollte das Stück unbedingt, filmisch digital, festhalten.
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