„Zuhause ist es am schönsten“: Familienchaos auf Italienisch

Eine Großfamilie kommt auf einer idyllischen Insel zusammen - und sehr bald fliegen die Fetzen. Gabriele Muccinos unterhaltsame Tragikomödie kommt ohne große Stars aus, nimmt aber die Nöte der Figuren ernst.

von Von Johannes von der Gathen, dpa

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Berlin

, 30.07.2018, 15:28 Uhr / Lesedauer: 2 min
Richtig glücklich scheint die Familie nur beim gemeinsamen Singen zu sein - Stefano Accorsi (2.v.l.) als Paolo und Pierfrancesco Favino (r) als Carlo. Foto: Wild Bunch Germany

Richtig glücklich scheint die Familie nur beim gemeinsamen Singen zu sein - Stefano Accorsi (2.v.l.) als Paolo und Pierfrancesco Favino (r) als Carlo. Foto: Wild Bunch Germany

Familienfeiern sind ebenso unberechenbar wie das Wetter. Wenn die liebe Verwandtschaft zusammenkommt, kann die Katastrophe so schnell hereinbrechen wie ein Sommergewitter.

Dies kann gnadenlos enden wie in Thomas Vinterbergs frostigem Dogma-Drama „Das Fest“ (1998) oder eher versöhnlich wie in dem für zwei Oscars nominierten Starauflauf „Im August in Osage County“ (2013) mit Julia Roberts und Meryl Streep.

Zwischen diesen beiden Extremen rangiert die melancholisch grundierte Tragikomödie „Zuhause ist es am schönsten“ des 1967 in Rom geborenen Regisseurs Gabriele Muccino („Sieben Leben“, „Das Streben nach Glück“). Der Italiener arbeitete mehr als zehn Jahre lang in Hollywood mit Schauspielern wie Will Smith oder Russell Crowe und kehrt nun mit seinem neuen, sehenswerten Ensemblefilm in seine Heimat zurück.

Zur Feier ihrer Goldenen Hochzeit haben Alba (Stefania Sandrelli) und Pietro (Ivano Marescotti) ihre Großfamilie samt Expartnern und Enkeln auf ihr hübsches Anwesen auf der idyllischen Insel Ischia eingeladen. Aber von Harmonie ist wenig zu spüren. Pietros Sohn Carlo (Pierfrancesco Favino) liegt im Dauerclinch mit seiner eifersüchtigen, neuen Ehefrau Ginevra (Carolina Crescentini), weil auch die Exfrau eingeladen wurde.

Carlos Schwester Sara (Sabrina Impacciatore) weiß noch nicht, dass ihr Gatte Diego (Giampaolo Morelli) sie mit einer Freundin in Paris betrügt. Und selbst die Enkel haben schon so ihre Beziehungsprobleme. Der ruhende Pol in diesem Chaos der Gefühle ist der Schriftsteller Paolo (Stefano Accorsi), der sich auf Ischia in seine erste Liebe neu verlieben darf.

Trotz einiger Lichtblicke scheinen hier alle an einer Art emotionaler Erschöpfung zu leiden, auch Goldjubilar Pietro will sehr bald nur noch seine Ruhe haben und die Bagage so schnell wie möglich wieder loswerden. Dann bricht ein Unwetter los, und die heillos zerstrittene Festgesellschaft sitzt auf der Insel fest.

Regisseur Muccino gelingt das Kunststück, keine seiner Figuren lächerlich zu machen. Es geht hier nicht um die schnellen Lacher, vielmehr offenbart sein durchaus unterhaltsamer Film eine traurige Wahrheit: Das Leben hält seine Versprechungen nicht ein, so das melancholische, aber niemals weinerliche Fazit. Glücklich scheinen diese oft so kindisch agierenden Erwachsenen nur zu sein, wenn sich Riccardo, das schwarze Schaf der Familie, ans Klavier setzt. Dann singen sie aus voller Kehle die alten Lieder und scheinen für ein paar Minuten zu schweben. Bis der nächste Sturm losbricht.

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