Zaubertheater im chaotischen Räderwerk

Musiktheater im Revier

Die welterste Steampunk-Oper, entstanden im Auftrag des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier, feierte nach zweijähriger Produktionszeit ihre bejubelte Premiere. Viele junge Besucher wussten, was "Steam-punk" in der Mode bedeutet.

GELSENKIRCHEN

, 16.11.2015, 14:13 Uhr / Lesedauer: 1 min
Rockmusik und Sinfonik verschmelzen in der Steampunk-Oper ?Klein Zaches?.

Rockmusik und Sinfonik verschmelzen in der Steampunk-Oper ?Klein Zaches?.

Sie kamen in Fantasiekostümen, wie man sie vor 200 Jahren trug, in einem Outfit, das sie aus Science-Fiction-Filmen kennen: "Retro-Futurismus" nennt man diese Sichtweise auf die Zukunft.

Die Rockband "Coppelius" hat sie sich seit Jahren künstlerisch zu eigen gemacht und sich dabei, in ihren Songs und Auftritten, durch die phantastischen Erzählungen des romantischen Dichters E.T.A. Hoffmanns inspirieren lasse. In denen spielt "klein Zaches, genannt Zinnober", ein zwergenhaft verwachsener Mensch, eine tragikomische Zauberrolle.

Hochbegabter Künstler

In Rüdiger Frank, 134 Zentimeter groß, hat das Gelsenkirchener Musiktheater einen hochbegabten Künstler, der diese Rolle meisterlich zu singen und zu spielen versteht.

Regisseur Sebastian Schwab hat auch das Opernlibretto geschrieben. Britta Tönnes' Bühnenbilder und Kostüme sind von Hoffmanns Erzählkunst inspiriert: ein herrlich chaotisches Ineinander von sich drehendem Räderwerk, von Farben, Krims-Krams und Chaos.

Überraschende Gags

Auf der Hinterbühne spielen die Philharmoniker, dirigiert von Thomas Rimes, der synchron zur Coppelius-Band eine Orchesterpartitur komponiert hat, die zum vordergründigen Rock auch romantische Zitate aufleuchten lässt. Es ist bewundernswert, wie präzise es der Technik gelingt, alles miteinander zu verzahnen.

Was es zu sehen und zu hören gibt, ist mehr Rockszene als Oper, ist gespickt mit überraschenden Gags, die das Publikum zum Lachen und Johlen bringen. Ob die welterste Steampunk-Oper in die Theater-Geschichte eingeht, lässt sich bezweifeln: Sie ist zwar turbulent in Szene gesetzt, aber die eigentlichen Qualitäten, die Hoffmanns spirituelle Erzählkunst ausmachen, erreicht sie nicht.

Termine: 21./29.11., 22.4., 10./11./12.5.; Karten: Tel. (0209) 4097200.