Zamanduridis «ein Glücksgriff» für die deutschen Ringer
Schon als Ringer war Jannis Zamanduridis ein Taktikfuchs. Mit 38 Jahren feierte er 2004 in Athen sein olympisches Debüt. Nun ist er als Sportdirektor maßgeblich für den Aufwärtstrend der deutschen Ringer verantwortlich.

Jannis Zamanduridis ist Sportdirektor, Trainer, zugleich aber auch Psychologe, Vertrauter und Strippenzieher der Ringer. Foto: Jörg Richter
Jannis Zamanduridis wäre am liebsten Musiker geworden. «Als Musiker kann man sehr alt werden und immer noch das tun, was man am meisten liebt», meint der Sportdirektor des Deutschen Ringer-Bundes (DRB). Dabei gilt der gebürtige Chemnitzer als Dauerbrenner auf der Matte.
2004 bei den Olympischen Spielen in Athen wurde er nach einem Rücktritt und achtjähriger Pause mit 38 Jahren Siebter. Nun fiebert, kämpft und leidet der Sachse mit griechischen Wurzeln immer noch mit. «Mit Jannis haben wir ganz sicher einen Glücksgriff getan», sagt DRB-Präsident Manfred Werner über den Mann, der mit seinen Schützlingen bei der Ringer-WM diese Woche in Taschkent Erfolge feiern möchte.
Nach den Rücktritten der Bundestrainer Alexander Leipold und Jörg Helmdach im Dezember 2012 musste Werner reagieren. «Nach und nach haben wir nahezu das komplette Trainerteam neu besetzen müssen. Es war ? so denke ich heute noch ? ein sehr mutiger Schritt des DRB und auch ein harter Schnitt mit der Vergangenheit. Unser Trainerteam ist heute hoch professionell aufgestellt, die Zusammenarbeit flutscht untereinander», betont Werner, der das vor allem als «ein Verdienst unseres Sportdirektors» sieht.
Der einstige Griechisch-Römisch-Spezialist Zamanduridis, der 1990 in Ostia (Italien) WM-Zweiter und 1995 in Prag WM-Dritter war, legt eine unglaubliche Akribie in seiner Arbeit. Er ist Sportdirektor, Trainer, zugleich aber auch Psychologe, Vertrauter und Strippenzieher. «Alles aber auf den Grundlagen des Leistungssports. Man muss diesen Sport nicht nur lieben, sondern auch leben», meint der ehemalige Weltklasseathlet. «Er ist ein sehr systematischer und kompetenter Arbeiter, er schaut über den Tellerrand, er mischt sich ein, schweißt Teams zusammen. Vor allem aber: er hat die Nähe zu den Athleten. Das schätzen sie», stellt Werner seinem leitenden Angestellten ein nahezu perfektes Arbeitszeugnis aus.
Knapp zwei Jahre vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro sieht Zamanduridis die deutschen Ringer leicht im Aufwärtstrend. «Doch wir müssen ehrlich und realistisch sein, da geht es uns wie anderen europäischen Nationen wie Schweden, Bulgarien oder Polen. Es bleibt nach wie vor schwer, um die Medaillen zu kämpfen», erklärt der Sportdirektor. In Ramsin Azizsir (Hof), Eduard Popp (Neckargartach), Aline Focken (Krefeld) und Deutschlands stärkstem Ringer Frank Stäbler (Musberg) hat er bei der WM gleich mehrere Medaillenkandidaten am Start.
Der deutsche Fachverband feierte gerade im Nachwuchsbereich in den vergangenen zwei Jahren einige Erfolge. «Da haben wir in allen Stilarten mächtig aufgeholt. Diese jungen Athleten müssen wir jetzt weiter aufbauen. Das ist nicht nur harte Arbeit auf der Matte, dazu gehört auch das ganze Umfeld mit Ausbildung und Schule ? das ist nicht immer leicht», sagt Werner. «Unsere gemeinsame Arbeit, unsere klare Linie und das enge Teamverständnis im DRB tragen aber erste Früchte.»