Wonnen und Wahnsinn beim Reset-Festival

Neun Tage für alle Künste

Wer am Computer oder Bluray-Spieler auf „Reset“ drückt, führt einen Neustart durch – meistens, weil zuvor etwas fürchterlich abgestürzt ist. Auf das Reset-Festival in Münster trifft das nur halb zu. Es ist zwar auch immer wieder neu, aber kein bisschen abgestürzt: Immerhin organisiert Wilko Franz bereits die fünfte Auflage seit 2009.

Münster

, 01.10.2014, 19:44 Uhr / Lesedauer: 2 min
eliebt: das gemütliche AV-Picknick mit Kuscheldecke und Esskorb. Beim Reset-Festival gibt es eine Neuauflage.

eliebt: das gemütliche AV-Picknick mit Kuscheldecke und Esskorb. Beim Reset-Festival gibt es eine Neuauflage.

„Reset“ begann einst mit Medienkunst, Konzerten und Partys in der Clubschiene. Heute dauert das Festival neun Tage lang (vom 4. bis 12. Oktober) und verteilt sich auf acht Spielorte: Teilchen & Beschleuniger, Gleis 22, Kleiner Bühnenboden, Pension Schmidt, SpecOps, Petrikirche, Kreativ-Haus und Pumpenhaus.Überall Ausstellungen Es gibt Konzerte, Lesungen, Theater – und überall Ausstellungen junger Kunst. Sie sind der rote Faden, der dieses „Mixed Art Festival“ verbindet. „Die Ausstellungen sind oft noch nach Ende des Festivals den ganzen Monat lang zu sehen“, sagt Wilko Franz. Das bewusst sehr weit gehaltene Thema lautet „Geschlossene Gesellschaft“ und kann Probleme vom Flüchtlingselend bis zur Gentrifizierung umfassen. Los geht es am Samstag (4. Oktober) um 20 Uhr im Café Teilchen & Beschleuniger an der Wolbecker Straße 55. Dort spielt die Band Darjeeling aus Wuppertal „neo-psychedelischen Kraut-Pop“, dazu gibt es Kunst von Hendrik Otremba und Alyssa Saccotelli zu sehen."Die tote Kuh" Einen spannenden und amüsanten Sonntagnachmittag kann man am 5. Oktober ab 15 Uhr im Kleinen Bühnenboden an der Schillerstraße verbringen. Der Liedermacher „Kaum jemand“ singt, spielt Klavier und Posaune, trinkt Bier und Tee. Danach liest Journalist Ralf Heimann aus seiner schonungslosen Lokalreporter-Satire „Die tote Kuh kommt morgen rein“, und das Theater „Die unbekannte Insel“ riskiert eine Liebesgeschichte in der modernen Welt. Anschließend hat man genug Zeit, um zu Fuß die Pension Schmidt am Alten Steinweg zu erreichen und sich dort ab 19 Uhr elektronische Musik von Inca Orca aus Köln und Indie-Folk von Denis Jones aus England anzuhören. Ein Höhepunkt in der Woche ist am Mittwoch (8. Oktober, 19.30 Uhr) ein experimenteller Klavierabend in der Petrikirche. Das Ensemble „Unland“ aus Osnabrück plant improvisierte Klanglandschaften und eine „außerweltliche Kaffeehausmusik“. Anschließend spielt der dämonisch maskierte Pianist Lambert neo-klassische Miniaturen. Am übernächsten Wochenende wandert das Reset-Festival dann ins Pumpenhaus. Am Freitag (10. Oktober) startet dort ab 18.30 Uhr eine lange Nacht mit Konzerten der Bands Ketar, The Dorf und Turbobart. Außerdem zeigt das Echtzeit-Theater wieder sein Stück „Smartopia“ über den Handy-Wahn.Sozialpalast Am Samstag (11. Oktober) können es sich Besucher beim beliebten „AV-Picknick“ gemütlich machen. Exchampion aus Münster, der gerade beim Musikvideo-Slam des Filmfestivals gewonnen hat, „mischt Hip-Hop, Dubstep und elek-tronischen Wahnsinn zusammen“. Es folgen Zes aus den Niederlanden und Egokind aus Berlin. Zum großen Finale am Sonntag ab 15.30 Uhr treten im Pumpenhaus schließlich Paradeiser Productions mit einem „postfuturistischen Chorkonzert“ auf, es folgen Filme und schließlich der Sozialpalast mit dem Stück „Das Private ist öffentlich, ist politisch!“ – über ein münstersches Ehepaar, das am Sonntagabend fernsieht (19.45 Uhr).

Karten gibt es im Teilchen & Beschleuniger. Ausführliche Programminfos unter: 

Schlagworte: