Wo das Licht tanzt
Landesmuseum ist vollendet
Nach elf Jahren Planung und fünf Jahren Bauzeit öffnet am Freitag das neue LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. Es ist mit 48 Millionen Euro das größte Bauprojekt in der Geschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Das Haus beherbergt 1000 Jahre Kunstgeschichte vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart.

Große Weite, klare Linien, viel Licht: Das neue Foyer im LWL-Museum für Kunst und Kultur von der Galerie aus gesehen. Die Eingangshalle ist 14 Meter hoch.
Der helle Putz an den Wänden sorgte allerdings für Verzögerung am Bau: Die erste Mischung fiel wieder herunter. Auch ein Asbest-Fund im alten Haus verschleppte die Bauarbeiten.
Der Neubau war nötig geworden, weil der Gebäudeteil des Museums aus den 70er-Jahren stark sanierungsbedürftig war. Man hatte 1972 an den prunkvollen Neorenaissance-Altbau von 1908 einen flachen Klotz mit Schwimmbadflair gebaut. Der Altbau steht bis heute, beim erst 30 Jahre Neubau entschied sich der LWL für den Abriss – eine Reparatur hätte nur eine halbe Million Euro weniger gekostet als der Um- und Neubau. Dennoch nannte LWL-Direktor Matthias Löb gestern den Schritt, ein Museum in dieser Größenordnung zu bauen, mutig. „Ohne den Zuschuss von neun Millionen Euro vom Land wäre das nicht möglich gewesen“, erklärte er. Peter Landmann vom NRW-Kulturministerium zeigte sich beeindruckt: Das Museum werde „ein Anziehungspunkt für Kunstliebhaber werden und zur Attraktivität nicht nur von Münster und Westfalen, sondern von ganz Nordrhein-Westfalen beitragen“. LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Thale lobte die „absolute Strahlkraft der Sammlung“.
Der Rundgang ist ein Erlebnis. Was früher durch eine verzwickte Bauweise und Höhenunterschiede zwischen Alt- und Neubau nicht möglich war, funktioniert jetzt prächtig: Es gibt einen einfachen, inhaltlich und chronologisch sortierten, intuitiv begehbaren Rundweg, der homogen durch Alt- und Neubau führt. Er beginnt beim Bockhorster Triumphkreuz aus dem 12. Jahrhundert, das dramatisch in einem dunkelblauen Raum hängt, und er endet mit dem schlichten modernen Kreuz aus drei Dachlatten von Georg Herold aus dem Jahr 2005.
Die Sammlung des Hauses umfasst 350 000 Objekte, davon sind 1300 in 51 Räumen zu sehen. Selbst wer fix ist, braucht dafür eine gute Stunde. Wer weniger Zeit hat: Auch Seiteneinstiege in einzelne Epochen sind möglich. Neben den Räumen selbst sorgen außergewöhnliche Präsentationen, gestaltet vom Stuttgarter Büro Space 4, für immer neue Seherlebnisse. Die „Spitze“ mit den mittelalterlichen Sandsteinfiguren von Heinrich Brabender kann man durch ein Schaufenster von draußen, im Raum selbst und von einer Galerie ein Stockwerk höher betrachten. Guckt man bei den Bildern von Gerhard Richter aus einem Fenster, schaut man auf einen prunkvollen Kamin aus dem 18. Jahrhundert in der Etage darunter.
Spektakulär ist der Raum mit den Macke-Gemälden, die vor blauen Wänden so strahlen, als wären sie gerade erst gemalt worden. Poetisch: Der Raum nur für Otto Piene. Seine Installationen bringen Licht zum Tanzen. „Endlich haben wir Räume, von denen wir schon lange geträumt haben“, schwärmt Museumsdirektor Hermann Arnhold. Zu verdanken sei das vor allem Architekt Volker Staab. „Ich bin sehr glücklich mit dem Bau“, sagt Staab. Sein Lieblingsplatz? Die Galerie im ersten Stock des Foyers. „Weil man da die Komplexität des Hauses erfasst.“ Schön ist es da aber auch.