Wirtschaftsminister Duin begutachtet Unglücksstelle
Ölkatastrophe im Amtsvenn
Er kann sich noch an seinen Besuch vor gut einem Jahr erinnern. "Es war sehr eindrücklich", sagte am Donnerstag NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin. "Es roch, die Stimmung war gespenstisch und wir wussten nicht, was noch passieren würde." Ein Jahr nach der Ölkatastrophe im Graeser Venn machte sich der Politiker ein Bild vor Ort über den Fortschritt der Sanierungsarbeiten.
"Wir hatten uns einige Dinge vorgenommen. Und das, was verabredet war, wurde auch eingehalten", sagte der Minister gestern Nachmittag. Es habe eine optimale Kooperation gegeben und alle Beteiligten hätten erfolgreich an der Sicherung und Sanierung der leckgeschlagenen Ölkaverne gearbeitet. "Außerdem gab es keine Heimlichkeiten, sondern maximale Transparenz. Das war wichtig für die Bürger, die natürlich Angst hatten, auch betroffen zu sein", zog er positiv Bilanz.
Nun gehe es darum, aus dem Vorfall zu lernen und für zusätzliche Sicherheit zu sorgen, wie Duin sagte: "Denn es wird an diesem Punkt weiter gearbeitet. Das Thema endet nicht mit dem heutigen Tag." Diese Sicherheit soll durch neue Standards gewährleistet werden. "Erstmals in Deutschland wird jetzt eine Doppelverrohrung eingeführt. Das gewährleitstet, dass ein vergleichbarer Schaden nicht mehr stattfinden kann", sagte Friedrich Wilhelm Wagner, Leiter der Abteilung Bergbau und Energie in NRW der Bezirksregierung.
Defekte Verbindung
Alle Ölkavernen im Kavernenfeld Epe sollen auf diese doppelwandige Verrohrung umgerüstet werden. Verursacht wurde der Schaden, so haben es die Experten herausgefunden, durch so genannte multikausale Ursachen: Das Öl sei aufgrund einer defekten Verbindung in der Rohrleitung ausgetreten - genauer gesagt durch einen Fehler in einer einzelnen Rohrmuffe, einem Gewinde zur Verschraubung der Rohre.
"Entweder wurde beim Schrauben das Gewinde bereits kaputt gedreht, oder die Muffe war von vornherein durch Fehler geschwächt", so Wagner. Durch den neuen Standard soll derartiges nicht mehr passieren, wie er weiter erklärt: "Alle Ölkavernen im Kavernenfeld Epe sollen auf diese doppelwandige Verrohrung umgerüstet werden." Auch der Betreiber der leckgeschlagenen Kaverne, die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen, steht hinter diesem Konzept. Man will nun die beste Variante finden, sagte Geschäftsführer Manfred Inkmann.
Ein schwieriges Jahr
Auch Gronaus Bürgermeisterin Sonja Jürgens blickte beim Besuch des Ministers auf ein schwieriges Jahr zurück: "Die Krise hat uns alle, vor allem aber auch die Familie Sundermann, die Heim und Hof wegen der Funde verlassen musste, lange begleitet." Im Laufe des letzten Jahres wurden die ausgetretenen Öl-Wasser-Gemische abgesaugt und die verunreinigten Bodenmassen ausgehoben.
Insgesamt wurden dabei knapp 73 Kubikmeter Öl entsorgt. "Nun stehen die Sanierungsmaßnahmen im Vordergrund", sagte Regierungspräsident Gerd Bollermann. So soll das Gelände wieder an das umliegende Gebiet angepasst werden. Die Rekultivierung sei im vollen Gang. "Es geht voran. Und daher wird es Zeit, aus der Krise neues Vertrauen zu schöpfen", so die Bürgermeisterin.