"Wir vermitteln Profis"
30 Jahre Kultur Kooperative Münster
Vater soll zum Geburtstag mit einem Zauberer überrascht werden, beim Kinderfest fehlt der Clown, beim Ministerbesuch der Gemeinde das Violin-Ensemble. Die Kultur Kooperative Münster (KKM) hilft in solchen Fällen und vermittelt Künstler aus Münster und dem Münsterland. Sie berät und vernetzt aber auch die Künstler selber. Seit 30 Jahren gibt es den Verein. Entstanden ist er aus der Friedensbewegung.

Aktiv beim Verein Kultur Kooperative Münster (v.l.): Konrad Haller, Michael Kofort, Matthias Schröder. Der Verein existiert seit 30 Jahren, berät und vernetzt Künstler und empfiehlt sie für Veranstaltungen.
In Münster brodelte es überall: Die Theaterinitiative Münster (TIM) schloss sich zusammen und gründete 1985 mit dem Pumpenhaus das erste freie Theater in Nordrhein-Westfalen. Ein weiteres Jahr später entstand das Kultur- und Begegnungszentrum Cuba. Orte für freie Kultur – bis heute. Doch in den 30 Jahren ist viel geschehen. Die KKM habe einige Male auf der Streichliste der Stadt gestanden – der Miet-Zuschuss sollte wegfallen, ansonsten finanziert sich der Verein über Spenden und Mitgliedsbeiträge. „Wir haben aber überlebt, trotz diverser Sparrunden“, sagt Schröder. „Es ist einfach wichtig, eine Infrastruktur für die Künstler zu haben.“
Denn bei denen habe sich der ökonomische Druck „enorm erhöht“, berichtet Konrad Haller. Er selbst ist seit kurzem im Verein dabei, kennt die Szene aber schon lange durch seine eigene Künstlertätigkeit: Er ist Schauspieler und betreibt zusammen mit Toto Hölters das Kammertheater Der Kleine Bühnenboden. „Die Kultur Kooperative ist so etwas wie die Erste Hilfe für Künstler“, erklärt Haller. Die erste Frage sei heute selten, was man künstlerisch umsetzen kann, sondern wie man Geld bekommt und was man dafür machen kann. „Die Idee sollte aber eigentlich vor dem Geld stehen“, so Haller. Künstler seien heute eher Manager in eigener Sache. Allein das Schreiben der Anträge raube zwei Drittel der Arbeitszeit. „Der Verwaltungsaufwand ist enorm hoch geworden“, weiß auch Schröder. „Manche Institutionen verlangen Finanzierungspläne für ein Projekt, als ob man eine Herrenboutique eröffnen wollte.“ Ein Zauberer kostet Geld
Die Künstler selbst haben sich aber auch entwickelt. „Wir vermitteln Profis“, sagt Haller. „Das sind keine Leute, die mal eben ein Zauberbuch gelesen haben. Wie viele Künstler davon tatsächlich leben, ist vielen gar nicht klar.“ Was sich bei vielen Veranstaltern, die für ein Fest einen Künstler engagieren wollen, auf die Preisvorstellungen niederschlägt: Mit 80 Euro für einen Auftritt ist es da nicht getan. „Viele vergessen, dass Zaubern, Musik oder Kabarett machen kein Hobby ist, sondern ein Beruf.“ Ein freier Beruf, bei dem kein Arbeitgeber bei Krankheit, Unfällen oder für die Altersvorsorge parat steht. Das Künstler-Netzwerk ist mittlerweile auch im Internet einsehbar. Das Internet: Segen und Fluch zugleich. Man sorgte sich, dass das Internet die Arbeit der KKM als Mittler überflüssig mache. Mittlerweile zeige sich aber, dass viele Veranstalter, die eine Zeit lang lieber selbst nach passenden Künstlern gegoogelt haben, sich wieder an die KKM wenden: „Eine gute Homepage sagt noch nichts darüber aus, ob auch der Künstler gut ist oder zu der Veranstaltung passt“, so Schröder. „Die persönliche Beratung wird wieder geschätzt.“
- Der Verein Kultur Kooperative Münster (KKM) hat rund 160 Mitglieder, die oft stellvertretend für Ensembles (Bands, Theater- und Kabarettgruppen etc.) stehen, so dass von ca. 500 Kulturschaffenden ausgegangen werden kann. Mehr als die Hälfte arbeitet hauptberuflich als Künstler.
- Der Mitgliedsbetrag beträgt 30 Euro pro Jahr. „Neue Mitglieder sind herzlich willkommen“, so KKM-Vorsitzender Matthias Schröder.
- Kontakt: Verspoel 7-8, Telefon (0251) 6 79 11.
- Katalog: Es gibt einen gedruckten sowie einen Online-Katalog, in denen Künstler und Gruppen nach Sparten sortiert vorgestellt werden. www.kkm-muenster.de