Wiesn-Messerstiche: Fünf Jahre Haft für Täterin gefordert
Eine blutige Auseinandersetzung auf dem Oktoberfest, ein Promi, ein Multimillionär - und ein gekaufter Zeuge: Vor dem Landgericht München steht ein spektakulärer Kriminalprozess vor dem Ende.

Die Lebensgefährtin eines Hamburger Multimillionärs soll auf der letztjährigen Wiesn einen Mann lebensgefährlich verletzt haben. Foto: Peter Kneffel/Archiv
Die Verlobte eines Hamburger Multimillionärs soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft wegen lebensgefährlicher Messerstiche auf dem Oktoberfest für fünf Jahre ins Gefängnis. Das forderte die Staatsanwältin vor dem Landgericht München.
Sie ging in ihrem Plädoyer von versuchtem Totschlag und gefährlicher Körperverletzung aus; die Anklage hatte noch auf versuchten Mord gelautet.
Die Verteidigung forderte dagegen Freispruch und betonte, die 34 Jahre alte dreifache Mutter habe sich bedroht gefühlt und sich lediglich verteidigen wollen: «In hilfloser Lage sah sie sich einem aggressiven Wüterich gegenüber», sagte ihre Anwältin. Ihr Verteidiger betonte, die Angeklagte habe sich für den früheren Fußball-Nationalspieler Patrick Owomoyela eingesetzt. Er sprach von «herzhaftem Eingreifen», während alle anderen weggeschaut hätten. «Hasenfüße waren sie alle.» Ihr dritter Anwalt Steffen Ufer sagte, die Frau sei die einzige gewesen, «die Zivilcourage gezeigt» habe. Das Urteil soll am 10. August verkündet werden.
Die Angeklagte verfolgte die Plädoyers unter Tränen. Sie hatte zum Prozessauftakt zugegeben, auf einen Wiesngast eingestochen zu haben, der zuvor ihren Bekannten Owomoyela heftig rassistisch beleidigt habe. Der Mann verlor zwei Liter Blut und musste notoperiert werden. Ihm wurde die Milz entfernt. Es tue ihr «unglaublich leid», dass sie ihn verletzt habe, sagte die Angeklagte mit dünner, kaum verständlicher Stimme. Es vergehe kein Tag, an dem sie nicht an den Vorfall denke.
Der Prozess hatte nicht nur wegen der prominenten Beteiligung des Multimillionärs und des Ex-Fußballstars Aufsehen erregt. Auch hatte ein Zeuge vor Gericht eine Falschaussage zugegeben und eingeräumt, er sei gekauft worden. 200 000 Euro seien ihm für seine entlastende Aussage geboten worden. Schließlich stellte sich aber heraus, dass er überhaupt nicht auf der Wiesn gewesen war. Der Verlobte der Angeklagten - der Millionär - wurde vorläufig festgenommen.
«Dies alles kann man wirklich als starkes Stück bezeichnen», sagte die Staatsanwältin. Und die Vertreterin der Nebenklage fügte hinzu: «Was bleibt, ist eine beruhigende Erkenntnis: dass man mit Geld nicht alles und auch nicht jeden kaufen kann - auch nicht mit sehr viel davon.»
Beide sprachen allerdings auch dem Mann, den die Angeklagte verletzt hatte, wegen seiner rassistischen Äußerungen eine Mitschuld an der Eskalation der Situation zu. «Das war schon wirklich grob daneben», sagte die Staatsanwältin. Anwalt Ufer sagte: «Das Auftreten an diesem Wiesn-Abend zeigt, dass er ein eindeutiger, extremer Rassist ist.»