
© Udo Hennes
Wie wir Eltern zu Sportfans werden – und dabei locker bleiben müssen
Papatastisch
Die Kinder machen mich zum Fan des Mannschaftssports. Wir erleben tolle Spielerkarrieren. Und so fesselnd die Spiele sind, so kurios ist das Geschehen am Spielfeldrand: Ruhig bleiben, Vatti!
Aus kleinen Kindern werden große Mannschaftssportler: Das zu erleben, ist papatastisch. Die Wettkämpfe haben aber auch ihre kuriosen Seiten. Sind Eltern am Ende die richtig verbissenen Fans?
Vom Sportmuffel zum Fan
Ich gebe zu, ich verstehe nicht alles. Es liegt vor allem daran, dass ich mich als Kind und Jugendlicher nie richtig für Sport begeistern konnte. Ich war recht faul, und heute muss ich sagen: schade. Die Kinder sehen es genauso, und besonders meine Töchter sind erfrischend ehrlich mit mir: „Es geht gar nicht, Papa. Du solltest dringend mal Sport machen!“ Ja, ihr habt ja Recht...
Es war halt früher nie meins. So kommt es dann auch, dass ich heute mitunter bei einem Handballspiel eines meiner Kinder denke: Wieso pfeift der das jetzt? Warum kriegen die jetzt den Ball? Und wieso geht das alles so schnell? Egal. Ich muss ja nur zugucken und wissen, wann ich applaudiere. Von so kleinen Unsicherheiten abgesehen, ist es faszinierend, zuzuschauen, was die „Kleinen“ da auf dem Spielfeld machen. Mein großes, an sich schüchternes Mädchen behauptet sich inzwischen mutig auf dem Feld – und das in einer doch recht ruppigen Sportart. Und ihr älterer Bruder, der nicht zu den Großen und Vorlauten gehört, sagt wie selbstverständlich seinem Team die Spielzüge an. Die habe ich zwar auch noch nicht richtig verstanden, aber spannend ist das.
Teamsport macht Kinder spielend stark
Der Jüngste übrigens tanzt etwas aus der Reihe: Rasen statt Halle. Er ist unser einziger Fußballer. Diesen Sport mochte ich stets am Allerwenigsten, weil ich das Getue um die unanständig reichen Profis furchtbar finde. Aber dank meines Sohns lasse ich mich begeistern: Das kann ja richtig interessant sein. Vor allem dieses ist spannend zu erleben: Der Knabe ist zu Hause immer der lauteste. Hat er Bewegungsmangel, ist Ärger vorprogrammiert. Aber auf dem Platz ist der kleine Kerl hochkonzentriert und leistet seinen Beitrag, damit seine Mannschaft gewinnt. „Der Trainer sagt, er braucht mich in der Abwehr.“ So was sagt der Junge. Mein Junge!
Eltern im Zuschauerstress
Sind diese auffällig lauten Eltern wohl auch stolz auf ihre Kinder? Ich meine diese Mütter oder Väter, die ständig ins Spiel brüllen: Die kennen Sie auch: „Jetzt geh! Da musst du hin! Pass doch mal auf! Was ist denn heute los mit euch....?“ Ich habe schon Kinder erlebt, die gar nicht wussten, worauf sie achten sollten: auf Hinweise von der Trainerbank, auf Hinweise von der Besserwisserbank der Eltern – oder vielleicht doch auf den Ball? Mensch, bleib doch mal locker. Zugucken und Applaudieren: Das ist unser Job hier. Lass die armen Kinder mal in Ruhe, denke ich dann. Oder: Mach doch mal Sport, das baut Stress ab...
Jahrgang 1979, stammt aus dem Grenzgebiet Ruhr-Sauerland-Börde. Verheiratet und vierfacher Vater. Mag am Lokaljournalismus die Vielfalt der Themen und Begegnung mit Menschen. Liest immer noch gerne Zeitung auf Papier.
