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Westmünsterlandbahn will Strecke Bocholt-Rhede für 25 Millionen Euro realisieren
Bahn im Westmünsterland
Erst die Strecke Bocholt-Rhede, dann soll es weitergehen nach Borken sowie Coesfeld oder über Dülmen nach Münster: Sieben Gesellschafter der Bocholter Westmünsterlandbahn GmbH stellten jetzt ihre Pläne vor.
Die Wiederbelebung der Eisenbahnstrecke Bocholt-Rhede ist ihr „erstes Ziel“, das sie bestenfalls bereits in den nächsten vier Jahren realisieren wollen. Danach soll es weitergehen nach Borken sowie Coesfeld oder über Dülmen nach Münster: Die neue Bocholter Westmünsterlandbahn GmbH (WMB) hat offenbar schon Dampf unter dem Kessel.
Ob der Druck hoch genug sein wird, tatsächlich wieder Züge rollen zu lassen, bleibt abzuwarten.
Die – nicht neuen – Pläne stellten, wie berichtet, fünf der insgesamt sieben Gesellschafter im Europahaus in Bocholt vor (zwei fehlten krankheitsbedingt). Die GmbH startet mit einem Eigenkapital von 25.200 Euro. Alle Sieben haben dafür „zusammengeschmissen“, wie Sprecher Dr. Andreas Klöcker sagt.
Das Septett sieht sich als Infrastruktur-, nicht als Eisenbahnverkehrsunternehmen. Sein vorrangiges Ziel sei ein Schienenverkehr auf der alten Strecke, die vor rund 50 Jahren in Teilen stillgelegt worden ist. Die Eisenbahnfreunde wollen mit ihrer Firmengründung Geld verdienen und eines vermeiden: dass auf demselben Terrain ein Radschnellweg (RS 2) entsteht. Sie seien nicht gegen Fietsenverkehr, betonen die Bahnaktivisten, wohl aber auf dieser Strecke.
Eisenbahnfreunde wollen Fahrradverbindung vermeiden
Für die Fahrradverbindung haben sich indes im Vorjahr die Städte Bocholt und Rhede mit politischen Mehrheiten ausgesprochen. Ein Schnellweg Isselburg-Velen schlägt planerisch mit 43 Millionen Euro zu Buche.
Die Westmünsterlandbahn GmbH ist am 21. Januar gegründet worden. Die Gesellschafter sind ein buntes Konglomerat, teilweise aus einer der Bürgerinitiativen gegen den Radschnellweg stammend sowie aus unterschiedlichen politischen Richtungen, die sich schon länger für eine Reaktivierung der Bahnstrecke einsetzen.
Geschäftsführer sind der Fahrlehrer Michael Nyenhuis, auch stellvertretender Vorsitzender der Stadtpartei Bocholt, sowie Christof Giesers, einer der Initiatoren der Bürgerinitiative „Stoppt den Radschnellweg RS2“.
Weitere Gesellschafter sind Frank Büning, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Westfälischen Hochschule und für die Linke im Bocholter Rat, sowie Antonius Mayland, Vorsitzender des Vereins zur Erhaltung und Förderung des Schienenverkehrs (VEFS) sowie sachkundiger Bürger der Stadtpartei; Hermann Altenbeck ist Architekt und sachkundiger Bürger der SPD; Dr. Andreas Klöcker ist laut eigenen Angaben Medienschaffender und auch Initiator der Bürgerinitiative, Carlos Goncalves Kaufmann und für die Pressearbeit zuständig.
Ob zunächst zwischen Bocholt und Rhede in absehbarer Zeit Züge fahren können (geplant sind auch Haltestellen am Bocholter Euregiogymnasium und an der Fachhochschule), hängt offenbar an einer Entscheidung des Eisenbahnbundesamtes. Es ist laut WMB dafür zuständig, ob die Strecke verkehrstechnisch „entwidmet“ wird – oder nicht.
Bocholter rechnen mit Kosten von 20 bis 25 Millionen für Bocholt-Rhede
Antonius Mayland, früherer Landschaftsgärtner und seit Jahrzehnten großer Fan des Schienenverkehrs, hat wohl gute Kontakte zu dem Amt. „Keine Fläche ist bisher entwidmet worden. Das ist ein Faktum“, behauptet er nach Sichtung von Akten. Und deshalb könnten auch „höhengleiche Anlagen“ gebaut werden, also Bahnübergänge alter Prägung. Dem allerdings widerspricht eine Machbarkeitsstudie der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL). Sie hatte 2020 unterstellt, dass die Bahn keine Straßen kreuzen dürfe. Und hatte ein Vorhaben mit von ihr geschätzten rund 440 Millionen Euro für Bocholt-Coesfeld wirtschaftlich als nicht machbar eingeschätzt.
Die Bocholter sehen das anders. Sie möchten grünes Licht und rechnen mit Kosten von 20 bis 25 Millionen für Bocholt-Rhede. Auch Spediteure hätten großes Interesse, so Klöcker, „dass endlich Bewegung ins Westmünsterland kommt“.