Über 300 Krankheitsfälle in der Belegschaft: Kliniken vor Leistungsbegrenzungen

Coronavirus

Die Krankenhäuser im Kreis Borken sind voll - auch auf den Normalstationen. Und auch im Personal schlagen Coronavirus und andere Krankheiten zu. Das Klinikum Westmünsterland ist in stündlichem Austausch mit dem Rettungsdienst.

Kreis Borken

18.03.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 3 min
Weiterhin angespannt bleibt die Lage in den Krankenhäusern des Klinikum Westmünsterland, wie Pressesprecher Tobias Rodig berichtet. Die aktuell hohen Infektionszahlen wirken sich mit Verzögerung auf die Belegung der Krankenhäuser und Intensivstationen aus.

Weiterhin angespannt bleibt die Lage in den Krankenhäusern des Klinikum Westmünsterland, wie Pressesprecher Tobias Rodig berichtet. Die aktuell hohen Infektionszahlen wirken sich mit Verzögerung auf die Belegung der Krankenhäuser und Intensivstationen aus. © Klinikum Westmünsterland

Die Belastung der Krankenhäuser durch stationäre Covid-Patienten ist weiterhin gestiegen und sehr hoch, teilt das Klinikum Westmünsterland mit. „Vor allem auf den Normalstationen werden in den letzten Tagen so viele Patienten behandelt wie noch nie im Verlauf der gesamten Pandemie“, so Klinik-Sprecher Tobias Rodig.

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Die Personalsituation sei inzwischen sehr angespannt: „Insbesondere die aktuellen Infektionen bei Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegenden führt die Kliniken an die Grenzen. Der Krankenstand in den Krankenhäusern liegt aktuell bei ca. 11,5 Prozent.“ Tobias Rodig zieht den Vergleich: In Vorjahren lag der Krankenstand zum gleichen Zeitpunkt zwischen circa 4 und 5 Prozent.

„In konkreten Zahlen heißt das, dass über 300 Mitarbeitende aktuell erkrankt sind (nicht nur an Corona) oder sich in Quarantäne befinden“, so der Klinik-Sprecher. Das Personal infiziere sich in der Regel im privaten Umfeld zum Beispiel durch ihre Kinder. „Das ist nach zwei Jahren Dauerbelastung für unsere Mitarbeitenden und für das ganze System Krankenhaus extrem anstrengend und herausfordernd“, betont Tobias Rodig.

Es kann zu Leistungsbegrenzungen in den Kliniken kommen

Aufgrund der Personalausfälle und der Belastung der Krankenhausinfrastruktur könne es weiterhin zu Leistungsbegrenzungen in den Kliniken kommen. Patienten werden in diesen Fällen immer rechtzeitig durch das Krankenhaus informiert. Das Klinikum Westmünsterland stimmt sich hierzu auch täglich und gegebenenfalls stündlich mit dem Rettungsdienst des Kreises Borken ab.

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Die Auslastung der Intensivstationen im Klinikum Westmünsterland stellt sich aktuell wie folgt dar:

Klinikum Westmünsterland gesamt: von insgesamt regelhaft 55 betriebenen Betten waren am Mittwoch (16. März) 38 belegt (im Notfall sind maximal 70 Betten betreibbar). Auf den Intensivstationen der Krankenhausstandorte, an denen eine intensivmedizinische Betreuung von COVID-Patienten stattfindet, sieht die Situation aktuell wie folgt aus:

  • Im St.-Marien-Krankenhaus Ahaus: von 12 Intensivbetten sind 6 belegt.
  • Im St.-Agnes-Hospital Bocholt: von 22 Intensivbetten sind 18 belegt.
  • Im St.-Marien-Hospital Borken von 12 Intensivbetten sind 11 belegt.
  • Krankenhaus Maria-Hilf Stadtlohn: 1 COVID-Patient, keiner davon auf der Intensivstation (-1 stationärer Patient im Vergleich zur Vorwoche)

Im Klinikum Westmünsterland sind aktuell 74 Covid-Patienten (+ 2 Patienten im Vergleich zur Vorwoche) in stationärer Behandlung. 3 davon benötigen eine intensivmedizinische Betreuung. Davon versorgt das:

  • St.-Marien-Krankenhaus Ahaus: 20 Covid-Patienten, einer davon auf der Intensivstation (+-0 stationäre Patienten im Vergleich zur Vorwoche)
  • St.-Agnes-Hospital Bocholt: 31 Covid-Patienten, keiner davon auf der Intensivstation. (+2 stationäre Patienten im Vergleich zur Vorwoche)
  • St.-Marien-Hospital Borken: 22 Covid-Patienten, 2 davon auf der Intensivstation. (+ 1 stationärer Patient im Vergleich zur Vorwoche)
  • Krankenhaus Maria-Hilf Stadtlohn: 1 Covid-Patient, keiner davon auf der Intensivstation (-1 stationärer Patient im Vergleich zur Vorwoche)

Impfstatus, Alter und weitere Informationen zu den Patienten

Von den Covid-Patienten sind ca. 10 Prozent ungeimpft und ca. 31 Prozent weisen einen unklaren Impfstatus auf. Damit keine Rückschlüsse auf einzelne Patienten gezogen werden können, werden vom Klinikum Westmünsterland keine standortbezogene Informationen zum Impfstatus der Patienten herausgegeben. Im Bereich der Intensivstation zeigt sich über einen längeren Betrachtungszeitraum, dass hier der Anteil der ungeimpften Patienten oder nicht vollständig geimpften Patienten überproportional höher ist als im Vergleich zur Normalstation.

Das Durchschnittsalter der stationären Covid-Patienten liegt aktuell bei 71,5 Jahren (+0,4 Jahre im Vergleich zur Vorwoche).

Coronainfektion trägt zu Verschlechterung der Grunderkrankung bei

In der aktuellen Omikronwelle gibt es im Klinikum Westmünsterland eine wachsende Gruppe von Patientinnen und Patienten, die Sars-CoV-2-positiv sind, bei denen der Aufnahmegrund aber vorrangig eine andere Erkrankung ist. Es handelt sich dabei oftmals um Patienten, bei denen die Coronainfektion zu einer Verschlechterung der Grunderkrankung beiträgt.

Es wäre deshalb irreführend, in diesen Fällen von einem bedeutungslosen Zufallsbefund von Sars-CoV-2 auszugehen. Eine trennscharfe Unterscheidung zwischen einer stationären Aufnahme mit der Hauptdiagnose COVID oder einer stationären Aufnahme mit der Nebendiagnose COVID ist in den meisten Fällen nicht sinnvoll möglich. Die Unterscheidung von COVID als Haupt- oder Nebendiagnose spielt für die Krankenhäuser in der Behandlung eine untergeordnete Rolle. In beiden Fällen sind in der stationären Versorgung die gleichen aufwendigen Schutz- und Isolierungsmaßnahmen zu treffen.

Besuchsmöglichkeiten

Weiterhin besteht an allen Krankenhausstandorten die Möglichkeit, dass Patienten Besuch empfangen. Die Besuchsmöglichkeiten sind jedoch eingeschränkt und unterliegen bestimmten Voraussetzungen. Die Regelungen können sich im Detail an den einzelnen Krankenhausstandorten aufgrund unterschiedlicher Infektionslagen, Infrastruktur und Fachabteilungen unterscheiden und werden durch die örtlichen Krankenhausbetriebsleitungen bestimmt. In Ahaus, Vreden und Stadtlohn gilt aktuell eine 2G+-Regelung, das heißt nur genesene, geimpfte und zusätzlich getestete Besucher können ihre Angehörigen besuchen. In Bocholt, Borken und Rhede gilt eine 1G-Regel, das heißt Besucher müssen einen tagesaktuellen negativen Test vorweisen.